Amerika hat gewählt: Präsident Barack Obama kommt mit einem blauen Auge davon, die Demokraten behalten die Mehrheit im Senat, verlieren aber massiv im Repräsentantenhaus. Vergangene Nacht war aber nicht nur wegen der Abgeordnete und Gouverneure, die gewählt wurden, eine Superwahlnacht. Gleichzeitig stimmte der wählende Teil des Volkes in 37 US-Staaten über insgesamt 160 Volksentscheide ab. Darunter war auch die Kontroverse "Proposition 19" in Kalifornien, also der Vorschlag, Erwachsenen ab 21 Jahren zu erlauben, Marihuana in einer Menge von bis zu 28 Gramm zu besitzen und in geschlossenen Privaträumen ohne Anwesenheit von Kindern zu konsumieren. Kein Wunder also, dass auch im Netz die Wogen hoch gehen: Demokratische und republikanische Blogger beschimpfen sich, Legalisierungsfreunde und -gegner streiten miteinander. Und natürlich sind die verrückten Blogger jene, die am lautesten krakeelen.
Eine amerikanische Flagge vor einem Wahlbüro in Bradenton, Florida. Die Wähler gingen am 2. November 2010 zur amerikanischen Halbzeitwahl. Halbzeitwahlen werden in den Vereinigten Staaten gespannt verfolgt, da sich nicht nur die politische Zukunft der zahlreichen Amtsinhaber ändern könnte, sondern auch die Sitzverteilung in Senat und Repräsentantenhaus.
(Foto: dpa)"Obama hat von Anfang an die Rassenkarte gespielte, um sich und seine kriminelle Entourage wählen zu lassen", schreibt ein Blogger unter 4international.wordpress.com. Der Autor betrachtet die US-Wahlen von Europa aus, er ist ein radikaler Verfechter von vermeintlich pro-israelischen Ansichten und ein fanatischer Feind aller Moslems: "Die Republikaner sind ein weiterer Zweig der amerikanischen Elite", schreibt er, "aber die Tea Party Bewegung ist, genau wie die English Defence League (in England) und vergleichbare Bewegungen - man möge nur an Geert Wilders denken - eine viel größere Nummer!"
Einen öffentlichen Brief an die frisch gewählten Republikaner schreibt die konservative Bloggerin Amy unter moderncomments.wordpress.com: "Vergesst nicht, warum wir Euch gewählt haben. Fangt sofort an zu arbeiten und habt keine Angst, Obama zu attackieren." Vor allem aber erwartet sie von ihren neuen Helden: "Seid standhaft. Erhaltet Eure Prinzipien. Geht keine Kompromisse ein."
Weniger emotional und durchdachter, meldet sich der Politikprofessor Alben W. Barkley auf dem Blog der Webseite Huffington Post zu Wort: Es habe zwei große Verlierer in den Wahlen gegeben: Neben den Demokraten seien das vor allem die Demoskopen des renommierten Beratungsunternehmens Gallup gewesen, die vor der Wahl die "schlimmste Wahlvorhersage von allen jemals erstellten nationalen Umfragen" erstellt hätten. Tatsächlich lagen die Prognosen dramatisch daneben.
Doch abwägenden Stimmen der Vernunft sind im Chaos nach der Wahl und unter unbekannteren Bloggern noch selten zu finden. Der Rechtsaußen-Wirrkopf Scotty Starnes, der unter scottystarnes.wordpress.com publiziert, wirft lieber alles in einen Topf: "Obama ist nach seinen eigenen Erklärungen ein Kiffer, der auch härtere Drogen genommen hat, um high zu werden. Leute, sagt ,nein' zum Kiffen und zu Kiffern wie Obama."