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Welchen Beruf kann Sarrazin nach einem Rauswurf noch ergreifen?

Zusammengestellt von Malte Conradi

Es ist gar nicht so einfach, Blogs zu finden, die sich ernsthaft mit dem Thema befassen, das dieser Tage offenbar das gesamte Land umtreibt. Thilo Sarrazin und die heftig umstrittenen Thesen zur Integration von Ausländern, die er in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" vertritt, sind zwar allgegenwärtig im Netz. Man muss aber schon ein wenig suchen, bis man neben hasserfüllten Beleidigungen und Unterstellungen - die von den Gegnern wie von den Unterstützern Sarrazins vorgebracht werden - ein paar weiterführende Gedanken findet. Und dann gibt es da noch das, was der Blogger Arne Hoffmann ( www.arnehoffmann.blogspot.com ) so beschreibt: "Je mehr Experten Sarrazin widersprechen, desto mehr ist das für seine Unterstützer ein Beweis der ,totalitären Meinungsdiktatur', in der wir leben. Falsifizierbar ist nichts mehr, ein Irrtum ist ausgeschlossen, denn jeder Gegenbeleg gilt nur noch als Teil einer großen Weltverschwörung der politisch Korrekten." Auch Roberto De Lapuente kommt die gegenwärtige Diskussion bekannt vor ( www.ad-sinistram.blogspot.com ): Ihn erinnern die Parolen Sarrazins und seiner Anhänger an Sprüche wie "Die Arbeitenden sind die Dummen" oder "Unsere Kinder werden bedroht". Die Skandierenden, schreibt er, reihten sich ein "in eine Schicksalsgemeinschaft, die sich fortwährend entrüstet und sich andauernd betrogen fühlt". Es sei die gesellschaftliche Mitte, die sich in Deutschland von gesellschaftlichen Randgruppen "immer benachteiligt, ausgezehrt, unterbuttert, diskriminiert" fühle: "Ohne Empörung kein Wir-Gefühl!" Es sei eben Hysterie, welche die Gesellschaft vereine und nicht der Stolz auf Institutionen, Sozialstaatlichkeit, Rechtsstaatlichkeit.

Das Buch "Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen" von Thilo Sarrazin lag bei der Bundespressekonferenz am 30.08.2010 in Berlin für Journalisten bereit. Vor dem Hintergrund der Sarrazin-Debatte hat Bundespräsident Wulff den Großteil der Migranten in Deutschland gegen den Vorwurf mangelnder Integrationsbereitschaft in Schutz genommen. (Foto: dpa)

Blogger Akif ( www.islam-blogger.de ) kritisiert hingegen die Reaktion der Gegner Sarrazins. Dessen Buch falle unter die Meinungsfreiheit, für einen Rauswurf bei SPD und Bundesbank sieht er keinen Grund. Sarrazin sei alles andere als ein Strippenzieher: "Er hat seine Thesen aufgestellt und debattiert darüber offen und ehrlich. Die Auseinandersetzung mit ihm wird nicht gesucht und das ist beschämend für die Politik." Anstatt Argumente vorzubringen, verteufele sie den Mann und mache ihn so zum Märtyrer.

Ein Autor unter www.der-postillon.com hat sich schon mal Gedanken gemacht, welche Berufe Sarrazin nach seinem Rauswurf bei der Bundesbank ergreifen könnte und schlägt unter anderem vor: "Thilo Sarrazin wäre ein perfekter Rodeoclown." Diese kämen immer dann zum Einsatz, wenn ein Reiter vom Stier gestürzt ist und würden den Stier "mit albernem Unfug" ablenken. "In der Zwischenzeit kann sich der Rodeoreiter in Sicherheit bringen, die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern und ein Sparpaket beschließen, das fast ausschließlich auf Kosten von Hartz-IV-Familien geht." "Über Sarrazins Thesen muss diskutiert werden. Vor allem mit seinen Anhängern", findet Jürgen Elsässer ( www.juergenelsaesser.wordpress.com ) Diese seien politisch "so vielschichtig wie der Mann selbst". In Sarrazin stecke auch ein rationaler Sozialdemokrat alter Schule, der "die zweifellos vorhandenen Probleme der Immigration diskutieren und lösen will." Elsässer vermutet, dass Sarrazin derzeit bei einer Direktwahl Bundeskanzler werden würde. Frank Kerkau treibt andere Sorgen als die Inhalte um ( www.wirtschaftsthemen.net ): "Während am 25. August die Bundesbank sich von Sarrazin distanzierte und offenbar noch von der Politik abgrenzte, änderte sich die Meinung in Frankfurt möglicherweise, als der Bundespräsident einen potenziellen Schaden für Deutschland ins Spiel brachte." Wenn die Order für die Kündigung aus Berlin gekommen sei, wäre die Unabhängigkeit der Bundesbank Geschichte.

© SZ vom 06.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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