Die besten Blogs zu:AMERIKA UND DER EURO

Ein Bankrott schwacher Euro-Staaten.

Ausgewählt von Nikolaus Piper

In Ländern mit angelsächsischer Kapitalmarkttradition hatte der Euro nie viele Freunde. Die Mehrzahl der Ökonomen teilten bei der Einführung der Gemeinschaftswährung 1999 die Meinung des Nobelpreisträgers Milton Friedman, der glaubte, der Euro werde bald an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehen. Gemessen daran ist die Reaktion auf die Euro-Krise in den USA und Großbritannien erstaunlich differenziert.

EZB verdoppelt Grundkapital

Eine Installation mit dem Euro-Zeichen steht vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main. Die EZB wird ihr Grundkapital nahezu verdoppeln. Begründet wurde der Schritt mit den gestiegenen Schwankungen an den Finanzmärkten und dem erhöhten Kreditausfallrisiko. Das Grundkapital werde von derzeit 5,8 auf 10,8 Milliarden Euro erhöht, teilte die Notenbank mit.

(Foto: dpa)

Einen der interessantesten Blogs teilen sich Nobelpreisträger und Friedman-Freund Gary Becker aus Chicago und der konservative Jurist Alan Posner, der sich im Zuge der Finanzkrise zu einem liberalen Anhänger von John Maynard Keynes wandelte ( www.becker-posner-blog.com ). Bemerkenswert, dass Becker im März, als die Lage in Griechenland schlimm wurde, ausdrücklich einräumte, dass der Euro bis dahin ein großer Erfolg war, der ihn selbst überrascht habe. Die Währungsunion könne überleben, wenn Nationalstaaten einen Teil ihrer Souveränität über den Haushalt an Brüssel abgeben, meinte Becker. Unter Umständen könnte auch ein System von Kontrollen und Strafen für schlechte Haushaltspolitik reichen, so wie es die Bundesregierung plant. Alan Posner wiederum verglich die griechische mit der amerikanischen Staatsschuld. Im Gegensatz zu den Griechen könnten sich die Amerikaner in ihrer eigenen Währung verschulden. Dieser Umstand werde den Staatsbankrott der USA auf absehbare Zeit verhindern. "Aber er wird unseren fiskalischen Leichtsinn perpetuieren."

Nobelpreisträger Paul Krugman beschäftigt sich in seinem berühmten und kontroversen Blog "The Conscience of a Liberal" ( krugman.blogs.nytimes.com ) regelmäßig mit dem Euro. Seine Hauptgegner sind die Deutschen, die mit ihrer Sparwut nicht nur Euro-Zone, sondern auch Weltwirtschaft schädigten. Anfang Dezember warf er Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor, Geschichte "umzuschreiben", weil dieser die Finanzkrise auf Staatsdefizite zurückführte. Nein, sagt Krugman. In den USA waren es private Schulden, Spanien und Irland erwirtschafteten vor der Krise sogar Überschüsse. Sein Schluss: "Wir sind überfordert, was den politischen Willen anbetrifft, ebenso wie hinsichtlich der intellektuellen Klarheit." Wobei er das Wort "überfordert" auf Deutsch schreibt. Ebenfalls in der New York Times findet sich der "Economix"-Blog ( economix.blogs.nytimes.com ). Lesenswert sind besonders die regelmäßigen Beiträge des früheren Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, von der Harvard-Universität. Anfang Dezember diskutierte Johnson anhand der Erfahrungen aus der Asienkrise der neunziger Jahre, wie wahrscheinlich ein Bankrott schwacher Euro-Staaten sein könnte: Dieser Ausgang ist alles andere als ausgeschlossen.

Der Blog "The Daily Capitalist ( dailycapitalist.com ) kommentiert die Euro-Krise aus der Perspektive der Kapitalmärkte. Betrieben wird er von Jeff Harding, einem konservativen Immobilien-Investor aus Kalifornien. Häufiges Thema sind die Kritik an den Notenbanken und die Frage, inwieweit man sich mit Gold gegen die Fehler von Federal Reserve und Europäischer Zentralbank schützen kann. Harding findet beide gleich schlimm. Eine leicht skurrile Seite der Euro-Krise enthüllte "Bagehot's Notebook" im britischen Economist ( www.economist.com/blogs/bagehot/ ). Bagehot berichtet von einer Debatte im Unterhaus, bei der konservative Europagegner den Iren empfahlen, aus dem Euro auszusteigen und ihre Währung wieder an das britische Pfund zu binden - so wie bis in die siebziger Jahre hinein. Einer wollte Irland sogar einen Sitz im Verwaltungsrat der Bank von England geben. Mit britischem Understatement legt Bagehot nahe, dass es für die Iren nicht unbedingt die nächstliegende Lösung sein könnte, ihre Souveränität ausgerechnet an die frühere Kolonialmacht England abzutreten.

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