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Flüchtlinge verlassen ihre Heimat nicht aus Spaß, sondern sie haben Gründe dafür.

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Fluechtlinge harren trotz strenger Auflagen am Brandenburger Tor aus

Flüchtlinge harren trotz strenger Auflagen am Brandenburger Tor aus. Hungerstreikende lagern am 30.10.2012 vor dem Brandenburger Tor in Berlin gemeinsam mit Unterstützern hinter einem Transparent mit der Aufschrift "Isolation durchbrechen" im Flüchtlingscamp. Die Flüchtlinge am Brandenburger Tor setzen ihren Protest trotz strenger Auflagen und regnerischen Wetters auch knapp eine Woche nach Beginn ihres Hungerstreiks fort. Die Polizei habe erneut mehrere Gegenstände beschlagnahmt, die gegen die Versammlungsauflagen verstiessen, darunter Decken, Schlafsäcke und Kissen, sagte ein Polizeisprecher. Den Angaben zufolge waren etwa 40 Aktivisten vor Ort.

(Foto: dapd)

Es ist nicht klar, ob sich das Protestlager der Flüchtlinge in Berlin wie geplant zum heutigen Montag auflösen wird. Das Netz wird sich - nach dem bisherigen Interesse zu schließen - aber wohl weiter mit dem Schicksal der Asylbewerber beschäftigen, die vor dem Brandenburger Tor gegen die aus ihrer Sicht unzumutbaren Bedingungen in Deutschland protestieren. Die Asylbewerber fordern die Abschaffung der Residenzpflicht und der Sammelunterkünfte, das Ende von Abschiebungen, und sie wollen, dass ihr Arbeitsverbot aufgehoben wird.

Empörung im Netz hatte es tagelang vor allem darüber gegeben, wie die Berliner Behörden die Demonstranten behandelten. So durften die frierenden Asylbewerber noch nicht einmal Schlafsäcke benutzen. Metronaut (@metronaut) kommentiert das auf Twitter so: "Dieses Land widert mich an: Frierenden hungerstreikenden Menschen die Decken wegnehmen. Shame on you!" Nach langwierigen Verhandlungen wurden den Demonstranten zwei Busse zum Aufwärmen zur Verfügung gestellt. Der Berliner Abgeordnete der Piratenpartei Fabio Reinhardt (@Enigma424) meinte dazu: "Wir haben Bewegungsfreiheit und ein Ende der Abschiebung verlangt, und alles, was wir bekamen, war ein Kältebus." Darauf erwidert Johannes Stabe (@globalharmonie): "Der Wandel kommt nicht über Nacht. Ihr habt etwas erreicht, und das ist mehr als nichts und ein großartiger Anfang."

Im Forum des Spiegel (http://forum.spiegel.de) hatte sich dagegen eher eine Abneigung gegen die Forderungen der Asylbewerber ausgebreitet, nachdem die Polizei versucht hatte, das Lager zu räumen. Er finde den Räumungsversuch richtig, schreibt etwa der Nutzer washington.mayfair. "Dass man Flüchtlingen Zuflucht bietet, ist selbstverständlich. Dass den Flüchtlingen die Umstände ihrer Unterbringung nicht in jedem Fall zusagen, kann ich verstehen, aber massiv die Regierung unter Druck setzen zu wollen, finde ich dreist."

"Bei solchen Sätzen bekomme ich immer einen Hals, ich könnte die Leute anschreien, ich würde sie gerne wachrütteln, die Ignoranz aus ihrem Geist verbannen", schreibt dagegen Sven in seinem "kleinen Blog" (http://aquarium.teufel100.de). Man dürfe nicht vergessen, dass Flüchtlinge ihre Heimat nicht aus Spaß verließen. "Es gibt Gründe dafür, dass sie dies tun: Hunger, Krieg, Armut... Und weil wir eine Mitverantwortung dafür tragen, haben wir auch die Pflicht, ihnen zu helfen."

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