13.01.2009:Krieg ohne Sieger

Die Kommentatoren in Europa fürchten gleichermaßen um die Israelis und um die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen - in den muslimischen Ländern wächst die Wut.

LA CROIX (Frankreich):

13.01.2009: Palästinenser verbrennen Autoreifen als Ausdruck ihres Protestes gegen den Einmarsch israelischer Soldaten in den Gaza-Streifen.

Palästinenser verbrennen Autoreifen als Ausdruck ihres Protestes gegen den Einmarsch israelischer Soldaten in den Gaza-Streifen.

(Foto: Foto: dpa)

"Erstmals haben jetzt Israelis zu verstehen gegeben, dass ein Ende der Offensive im Gazastreifen abzusehen ist. Die israelische Regierung muss damit rechnen, dass ein weiterer Vormarsch im Gazastreifen einen Straßenkampf mit vielen Toten bei Palästinensern und Israelis bedeuten würde, und das kurz vor den Wahlen in Israel am 10. Februar. Und davor wird am 20. Januar eine neue Regierung in den USA das Amt übernehmen. Israel muss sich das Wohlwollen Washingtons erhalten."

LIBÉRATION (Frankreich):

"Die israelische Armee kann diesen Krieg gewinnen. Die verletzte und zerschlagene Hamas kann soweit aufgelöst werden, um dauerhaft als politische und militärische Organisation geschwächt zu werden. Und dann? Jeder tote Zivilist schürt die Rachegelüste der Überlebenden und liefert den Extremisten ein unerschöpfliches Reservoir an neuen Rekruten. Um diesen 60 Jahre alten Krieg zu beenden, muss Israel notgedrungen Gesprächspartner finden. Ihre Vernichtung und ein Sieg ohne Zukunftsperspektive zeichnet eine in Blut geschriebene Zukunft."

CORRIERE DELLA SERA (Italien):

"Das Erstarken der Hamas in Palästina hat den politischen Rahmen radikal verändert. Diese Gruppierung ist Teil einer islamistischen Galaxis, die sich in jeder Ecke der Welt an den gleichen Ordnungsparolen erkennt und die eigene Identität von denselben Feinden ableitet - die gemäßigten Muslime, der Westen, die Juden und die Ungläubigen. Unter diesen Gegebenheiten ist es nicht mehr möglich, an Konfliktlösungen zu denken, wie sie noch zur Zeit der Vereinbarungen von Oslo plausibel waren. "Frieden gegen Land" ist nur dann ein realistischer Kompromiss, wenn die wesentlichen Akteure rein politische Ziele haben."

EL WATAN (Algerien):

"Die Welt entdeckt, wie Israel und seine Vermittler die öffentliche Meinung manipulieren. So sieht die Situation aus, die wir unvorsichtigerweise einen Krieg zwischen Hamas und Israel nennen. Welcher Krieg? Es geht um ein Volk, das seiner grundlegenden Rechte beraubt wird und das sich einer unglaublichen Kriegsmaschinerie gegenüber sieht, die mit allen westlichen Technologien ausgerüstet ist und das Recht beansprucht, sie gegen eben dieses Volk einzusetzen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: