25. April 2009:"Unter der Haut sind alle gleich"

SZ-Leser diskutieren über die Datensammlungswut des Innenministers, verschwundene Reden, Rassen und Rassismus und falsche Pilze.

"In Zeiten einer weltweiten digitalen Kommunikation ('Datenschützer rügt Wirtschaft' vom 22. April), welche alle Wirtschaftsbereiche konsequent nutzen, wird es immer schwerer, die Daten der Menschen in dieser Republik zu schützen, wobei natürlich auch viele leichtfertig mit ihren persönlichen Daten umgehen. Ob bewusst oder unbewusst, dies sei dahingestellt.

25. April 2009: Ist der Datenschutz ein Kampf gegen Windmühlen? SZ-Leser diskutieren.

Ist der Datenschutz ein Kampf gegen Windmühlen? SZ-Leser diskutieren.

(Foto: Foto: dpa)

Fakt ist, dass auch der Staat dazu beiträgt, dass Daten seiner Bürger immer mehr publik werden. Hier sei nur auf die neue Krankenversicherungskarte hingewiesen, auf der alle Krankheiten des Patienten erfasst sind. Natürlich nicht zu vergessen, die Datensammlungswut des Innenministers durch seine Sicherheitsbehörden im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, wobei nicht wenige unschuldige Bürger in das Visier und die Akten dieser Polizei-und Geheimdienste geraten. Hier sind die Bemühungen von Peter Schaar für einen besseren Datenschutz für die Menschen in diesem Land ein schier unerreichbares Ziel, und zugleich auch ein Kampf gegen Windmühlen."

Detlef von Seggern Pforzheim

Verschwundene Rede

"Wo ist die Rede ('Irans Präsident verursacht Eklat bei UN-Konferenz' vom 21.April)? Wir hören nur Kommentare. Genau wie bei Putins Rede auf der Sicherheitskonferenz in München. Die fand man dann wenigstens in einer russischen Internetzeitung. Und das Ergebnis? Die Kommentare hatten unrecht, nichts war wahr daran, er habe den Kalten Krieg wieder ausgerufen, im Gegenteil, das Allermeiste war vernünftig, bedenkenswert und durchaus nachvollziehbar. Die Rede von Mahmud Ahmadinedschad kann man übrigens im Internet nachlesen unter www.iranbotschaft.de."

Dr. Dieter Greuel Baden-Baden

Rassen nur bei Tieren

Rassen nur bei Tieren

"Eigentlich ist es müßig, über menschliche 'Rassen' und 'Rassismus' zu diskutieren ('Aktuelles Lexikon: Rassismus' vom 21. April), weil der Begriff Rasse für die Nutztiere reserviert ist und nur in der Tierzucht Anwendung finden kann. Der Begriff 'Rassismus' speist sich aus pseudowissenschaftlichen, ideologisch orientierten oder pseudodarwinistischen Thesen wie: 'Überleben des Stärkeren'.

Er soll der Diskriminierung, Missachtung, Ausbeutung und sogar Vernichtung ethnisch-kultureller Bevölkerungsgruppen dienen. Rassismus-Fanatiker versuchen die Zivilisationshöhe und Entwicklungslinien menschlicher Gesellschaftsgruppen mit biologisch-anthropologischen Fakten zu begründen, was völlig irrelevant ist, da der Rassismus keine biologischen, sondern politisch-gesellschaftliche Ursachen hat.

Der genetische Code aller heute lebenden Menschen ist zu 99,99 Prozent identisch. Unter der Haut sind alle gleich. Die ins Auge fallenden Unterschiede, die den sogenannten europäischen, mongoliden oder negriden 'Rassenkreisen' zu eigen sind, sind lediglich Anpassungen an klimatische und geographische Lebensräume. Diese Anpassungen reichen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen aber keineswegs aus, um auf die Existenz unterschiedlichen Menschenrassen schließen zu können.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Menschenrassen und somit sollte der Begriff Rasse für die menschliche Gesellschaft auch keine Anwendung finden. Völlig unakzeptabel ist, dass einige Politiker den Begriff 'Rassismus' auch heute noch zur Rechtfertigung von Diskriminierung und Imperialismus missbrauchen, wie es anlässlich der Anti-Rassismus-Konferenz der UN kürzlich zum Ausdruck kam. Dazu noch ein Satz von Martin Marheinecke: 'Rassismus ist die extremste Form der Intoleranz.'"

Prof. Dr. Winfried Ahne München

Hilz statt Pilz

"Auf diesem Weg möchte ich Sie darauf hinweisen, dass in dem 'Leben' vom 11./12. April ein Fehler zu entdecken ist. Der von Maria Lassnig zitierte Nazimaler heißt nicht 'Pilz' sondern 'Hilz'. Andererseits ist es wirklich nicht so wichtig, diesen faden Auftragsmaler mit der entsprechenden Gesinnung zu kennen. Aber er war einer der vielen, die in den sogenannten Großen Kunstausstellungen im 'Haus der Deutschen Kunst' mit ihrer Arbeit das braune Herz höherschlagen ließen und ein Mitwirkender des gottseidank vergangenen Wahnsinns war."

Walbi Vervier München

Unfreie freie Unternehmer

Unfreie freie Unternehmer

"Der Artikel 'Friesischer Säuerling' vom 23. April über Weinanbau in Schleswig-Holstein hat mich inhaltlich verblüfft und dann geradezu empört. Auslöser waren aber nicht die Pläne der sieben Landwirte, sondern die Informationen, dass Anbaurechte vom Land Baden-Württemberg erworben werden mussten und das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminisisterium bestimmt, welche Rebenarten kultiviert werden dürfen und welche nicht.

Ich war bisher der Auffassung, ein Landwirt sei ein freier Unternehmer, der in eigener Zuständigkeit entscheidet, was auf seinen Flächen gedeihen soll. So dass er nach seinen ureigensten Erfahrungen, Interessen und Einschätzungen entscheidet, was er kultiviert oder ob er Weideland für Kühe, Schafe oder Weihnachtsgänse bereitstellt. Es hat ihm nach meiner Auffassung niemand hineinzuregieren, wenn er sich nun für den Weinanbau und eine ihm geeignet erscheinende Rebenart entscheiden will."

Karsten Dziadek Bremen

Die Gefühle der Tiroler

"Wie sich die napoleonische Besatzungs-Soldateska verhalten hat, wie sie sich ernährte und wie viel Menschenleben die napoleonische Ordnung gekostet hat, ist hinreichend bekannt. Auch die Bayerische Aufklärung lässt sich in der alten Pinakothek und zum Teil auch im Nationalmuseum in München nachweisen.

Allein diese Tatsachen sollten die Geschichte Tirols aus der Zeit erklären. Der wahren Grund der Tradition der Standschützen und ihr Auftreten heute wird verkannt. Die Gefühle eines Volkes, das jahrhundertelang ein Spielball der Mächte war sollte ein Blatt wie das ihre nicht auf diese Weise verletzen."

Hans Muderlak Gräfelfing

Weder Kreuzzügler noch Taliban

"200 Jahre nach dem Beginn des Tiroler Freiheitskampfes von 1809 versucht man mit höchst zweifelhaften Argumenten und dem Verweis auf nicht genannte Historiker Andreas Hofer als 'Kreuzzügler gegen Fortschritt und Moderne', als 'atavistischen, hysterischen Frömmler', ja gar als 'obersten Taliban Tirols' zu diffamieren. So, als wäre es Napoleon bei seinem Eroberungskrieg nur darum gegangen, die Europäer zu befreien und sie mit Aufklärung und Brüderlichkeit zu beglücken. Hofer bleibt ein großer Freiheitskämpfer."

Christian Maria Huber Dachau

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