03. April 2009:Die wahren Schuldigen

Auf die Lehrer wird eingeprügelt und die Gemütlichkeit der Erzgebirgler wird verhöhnt. SZ-Leser diskutieren.

"Man hat sich inzwischen anscheinend daran gewöhnt, auf den Esel einzuprügeln, wenn letztlich der Müller gemeint ist; das Kultusministerium und die verantwortlichen Schulpolitiker sind schließlich weit weg. Die Medien stimmen nur allzu gerne ein: Die Pädagogen seien überfordert, unflexibel, unfähig, den Stoff angemessen zu vermitteln, sie bildeten sich nicht regelmäßig fort. Den politischen Parteien und Verantwortlichen gefällt's.

03. April 2009: Ist die Kritik an den Lehrern berechtigt? SZ-Leser diskutieren.

Ist die Kritik an den Lehrern berechtigt? SZ-Leser diskutieren.

(Foto: Foto: ap)

Sie sind außen vor. Dabei haben sie einige Jahrzehnte gesellschaftlicher Entwicklung mehr oder weniger verschlafen. Man reformiert, experimentiert, testiert. So gab es in Bayern in den sechziger und siebziger Jahren den Schulversuch Orientierungsstufe (längst abgeblasen), dann forderte man landauf, landab die Gesamtschule, die Regionalschule war ein weiterer Versuch in Bayern, das G8 war miserabel vorbereitet.

Jetzt endlich geht man auch in Bayern daran, an Hauptschulen Ganztagesklassen einzurichten, vereinzelt und auf freiwilliger Basis. Dabei wäre dies schon vor Jahrzehnten, beginnend an der Grundschule, sinnvoll und dringend notwendig gewesen, und zwar verpflichtend für alle. Vormittags Unterricht, nachmittags Übungen, Hausaufgabenbetreuung, Freiarbeit, Sport, Musik. Und wenn die Kinder etwa um 16 Uhr die Schule verlassen, hätten sie wirklich frei!

Notwendig wäre dies nicht nur für alleinerziehende und berufstätige Mütter; auch wo die Mutter zu Hause ist, ist der Nachmittag häufig alles andere als stressfrei. Entweder man experimentiert weiter wie bisher (mit dem entsprechenden Erfolg), oder man erarbeitet eine Vorstellung davon: Wie könnte, sollte, müsste die Schule von Morgen aussehen, um den gesellschafts- und bildungspolitischen Anforderungen zu genügen! Auf ein solches Ziel hinzuarbeiten lohnte sich und könnte zahllose Versuche und Experimente überflüssig machen."

Josef Mayer Vachendorf

Verwalter des Mangels

"Ich bin kein Lehrer, aber frage mich: Warum gibt es nicht auch eine Umfrage unter den Lehrern? So wird gemutmaßt und lieber die Öffentlichkeit gefragt, wie es denn den Lehrern in ihrem schulischen Alltag so geht und in einer Schlagzeile gleich postuliert: "Schlechte Noten für die Lehrer".

Wenn sich Politiker damit brüsten, dass sie den Haushalt damit sanieren, indem sie jahrelang keine Lehrer mehr einstellen, dass jetzt der Lehrerkollaps droht wegen Überalterung, dass die Einführung von G8 ohne Rücksprache handstreichartig vollzogen wurde, worunter die Lehrerkollegien heute noch leiden und dass von den beiden reichen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern Lehrer aus dem Norden mit besseren Gehältern abgeworben werden sollen, dann ist das eine Seite der Medaille.

Wenn dann aber mit Klassengrößen um die 30 Kinder, die natürlich alle wohlerzogen, wissensdurstig, voll ausgeschlafen und mit ordentlichem Frühstück im Bauch, hantiert wird und Lehrer jahrelang die von außen verursachten Mängel kompensieren sollen, dann schlägt das irgendwann auch beim besten Lehrer auf das Gemüt. Und warum werden an Lehrer andere Maßstäbe angelegt, als an die übrigen Werktätigen in der Freien Wirtschaft oder in Behörden? Auch dort gibt es nicht nur Leistungsträger. Alle negativen Faktoren sind allen eigentlich hinreichend bekannt, nur geändert wird seit Jahren nichts!"

Wolfgang Hensle Schwabhausen

Ein Lob dem Erzgebirge

"Der herablassende Stil von ,,O Arzgebirg, wie bist du schie'' (12. März) ist verletzend. Ein Mittelgebirge ist eben keine oberbayrische Alpenlandschaft. Der Werbeslogan ,,sächsisches St. Moritz'' stammt aus den zwanziger Jahren, nicht von Honeckers Gnaden. Die Fichtelberg-Schwebebahn war das Vorbild für die Schwebebahn auf die Zugspitze vom Eibsee aus.

Herr Sommerfeldt ist auch kein Skisportler der DDR. Er hat seine größten Erfolge für das einige Deutschland gewonnen. Gäbe es nicht die Wintersportler aus den deutschen Mittelgebirgen, das Erzgebirge eingeschlossen, Biathleten, Langläufer, nordische Kombinierer, Rodler, sähe es für die deutschen (bayrischen) Wintersportler schlecht aus. Oberbayrische Folklore mit Krachledernen und Holzhackerbuam und unverständlichem Dialekt ist genauso angreifbar wie die Gemütlichkeit der Erzgebirgler."

Reni Schneider Mainz

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