Zukunft des Fliegens:Wie auf Erden so im Himmel

Der Traum vom schöneren Fliegen: Luftpolster-Sitze, Minibar, Internetanschluss, Einzelkabinen. Fluggäste sollen in Zukunft ganz vergessen, dass sie in der Luft sind.

Wenig Beinfreiheit, Thrombosegefahr, Langeweile an Bord: Fliegen ist heute alles andere als vergnüglich.

So sehen es zumindest die Anbieter von Flugzeugausstattungen, die derzeit zahlreiche Neuheiten auf den Markt bringen, mit denen Kunden künftig das Fliegen versüßt werden soll.

Passagiere erster Klasse könnten vielleicht bald fast vergessen, dass sie in der Luft sind:

Der Trend gehe zu Einzelkabinen, sagt Catharina Lübke vom deutschen Sitzhersteller Recaro, der die Maschinen der meisten großen europäischen Fluggesellschaften ausstattet. Wie ein kleines Hotelzimmer seien die Abteile ausgestattet - eigenes Bad inklusive.

Zwar setzen die strengen Sicherheitsbestimmungen den Konstrukteuren und Erfindern enge Grenzen: So müssen die Sitze der starken Beschleunigungskraft standhalten können.

Aber oft reicht es schon, Sitzkonstruktion zu überarbeiten oder neue und leichtere Materialien zu verwenden, um einige Zentimeter Beinfreiheit für die Passagiere und mehr Komfort herauszuholen.

Kürzlich waren die Träume vom schöneren Fliegen auf einer Fachmesse in Hongkong zu bestaunen.

Aufblasbare Luftpolster

Das französische Unternehmen Sicma Aero beispielsweise hat eine in sich geschlossene Sitzschale für Passagiere der Business-Class im Angebot. Arbeitswütige Geschäftsmänner können in ihrer so genannten Sky Lounge Faxgerät und Drucker anschließen, sich zwischendurch mit einem Getränk aus dem eigenen Mini-Kühlschrank versorgen und nach getaner Arbeit in dem zum Bett ausgeklappten Sitz versinken.

Recaro brüstet sich mit einem Wohlfühlsessel der ganz neuen Art: Der von Verspannungen geplagte Fluggast soll die aus aufblasbaren Luftpolstern bestehende Sitzfläche individuell auf seine Körperform anpassen können oder sich Kopf, Nacken und Rücken massieren lassen.

Aber nicht nur die Kunden der Luxusklasse kommen in den Genuss von Neuentwicklungen - im Gegenteil. Seit Jahren verzeichnen die Airlines ihre größten Umsatzzuwächse in der Economy-Class.

Der Kampf um Kunden ist auch ein Kampf um mehr Komfort. Die Billig-Klasse steht an vorderster Front bei den Flugzeuginnovationen, wie aus den Führungsetagen verlautet. Die Ingenieure des Sitzherstellers Recaro etwa haben für die Kunden der Ecomoy-Class Platz geschaffen, indem sie einfach die Zeitschriftenablage im Vordersitz nach oben verschoben.

Außerdem veränderten sie die Sitzfläche so, dass weniger Druck auf dem Rücken lastet und gleichzeitig die Gefahr von Thrombosen sinkt.

Die nordirische Firma Thompson stellte das bisherige Konzept der parallelen Sitzreihen auf den Kopf. Geht es nach Projektleiter Brian Rogers, verlaufen die Sesselreihen künftig diagonal. Durch die ungewohnte Anordnung könnten sich die Pasagiere am Nachbarsitz anlehnen. Gleichzeitig würde der Umfang der Armlehnen abnehmen.

Geldwerter Nebeneffekt für die Fluggesellschaften: Nach Berechnungen des Unternehmens könnten aufgrund des eingesparten Platzes zehn Prozent mehr Sitze als in herkömmlichen Flugzeugen eingebaut werden. Zwei große Fluggesellschaften aus Europa und dem Nahen Osten sollen schon Interesse bekundet haben.

Grüße per Handy und Internet möglich

Größer und schöner sollen künftig auch die Bordfernseher sein. Ein Plasmabildschirm mit einem Durchmesser von rund einem Meter ist aber nicht nur deutlich schwerer als ein herkömmlicher Bordfernseher, sondern auch viel teurer.

Denn die Technik muss den besonderen Kräften beim Fliegen standhalten. "Ein Fernseher, der in einem Geschäft 4000 Dollar kosten würde, würde nach den entsprechenden technischen Veränderungen auf 23.000 Dollar kommen", erläutert Jerry McGill, Vertriebsleiter des auf Unterhaltungselektronik spezialisierten US-Unternehmens ACS.

Angesichts des Trends zu mehr Komfort scheinen solche Probleme aber in den Hintergrund zu treten. Nach dem Willen der auf Flugzeugelektronik spezialiserten Firma Thales soll es künftig auch möglich sein, an Bord drahtlos im Internet zu surfen oder via Satellitenverbindung zu telefonieren. "Das Ziel ist, im Himmel das tun zu können, was Sie auch auf der Erde tun können", sagt Marketingleiter David Tan.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: