WM-Gegner als Reiseland: Spanien:Mehr als nur Ballermann

Das Erbe der Mauren, Architektur von Gehry, Gaudí und Foster, Gipfel zum Wandern und Skifahren, turbulentes Nachtleben - in Spanien kann man den Sangria-Eimer getrost stehenlassen. Tipps für das zweitliebste Urlaubsland der Deutschen.

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Mallorca

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In Spanien kann man den Sangria-Eimer getrost stehenlassen. Tipps für das zweitliebste Urlaubsland der Deutschen. Von Berit Uhlmann und Katja Schnitzler.

Mallorca - besser als Ballermann

Wer unter Erholung etwas anderes als Saufen am Strand versteht, kann ruhig nach Mallorca fahren. Diese Insel ist weitaus besser als ihr Ballermann-Ruf. Vor allem für Wanderer, Kletterer und Mountainbiker ist Mallorca ein lohnendes Ziel - und wegen des milden Klimas und der abwechlungsreichen Strecken reisen nicht nur Radprofis auf die Insel. Zwei Gebirgszüge rahmen Mallorca ein, im Osten die Serres de Llevant, im Westen die Serra de Tramuntana mit zehn Gipfeln in über tausend Metern über dem Meeresspiegel. Wer lieber auf der Nullmeter-Höhe bleibt, meidet möglichst die Touristen-Hochburgen - dann steht auch einem entspannten Badeurlaub auf der größten Baleareninsel nichts im Wege.

Teide

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Kanaren

Viele Touristen kommen nur zum Baden auf die sieben (größeren) Inseln der Kanaren, aber ein paar Sehenswürdigkeiten sollte man sich auch abseits der Strände nicht entgehen lassen. Grob kann man die Inseln in zwei Gruppen einteilen: Die sonnigen im Osten - Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote - sind mit ihrem milden Klima ideal für Strandurlauber, die ein paar Tagesausflüge einplanen. Die grünen Inseln im Westen sind gebirgiger und haben weniger Badestrände, damit ziehen Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro eher Naturliebhaber und Wanderer an.

Auf Teneriffa rätseln Archäologen über die Erbauer der sechs Pyramiden von Güímar. Hier können Urlauber auch auf den höchsten Berg Spaniens steigen, den Pico del Teide (3718 Meter), oder sich ganz entspannt mit der Seilbahn bis 150 Meter unter den Gipfel fahren lassen. Der Teide (Foto) erhebt sich aus einer gewaltigen Kraterlandschaft, heute der Nationalpark Las Cañadas.

Über die Vulkaninsel Lanzarote pfeift der Wind, zur Freude von Wind- und Kitesurfern; aber auch Wellenreiter wählen diese Insel für ihren Urlaub.

Auf Gomera pfeift es auch, doch ist hier nicht der Wind der Auslöser, sondern El Silbo: Mit der traditionellen Pfeifsprache übermittelten die Ureinwohner (Guanchen) und späteren Bewohner Gomeras Nachrichten zwischen den weit entfernten Dörfern, über trennende Schluchten hinweg. Dann wurde das Telefon erfunden, und das informative Pfeifen wäre fast verschwunden. Heute ist diese Verständigungsform nicht nur auf der Unesco-Liste schützenswerter Kulturgüter, sondern auch eine Touristenattraktion: Wo es pfeift, können Urlauber nicht fern sein. Im Nebel sieht man diese nicht immer auf den ersten Blick: Die Gipfel der Berge von Gomera verbergen sich oft hinter Wolken, die den immergrünen Wald wässern.

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Sevilla

Er ist fast so berühmt wie die Alhambra in Granada und genauso sehenswert: Der königliche Palast Alcazar. Mitten im turbulenten Zentrum findet man im Garten mit Brunnen und Wasserspielen ein wenig Ruhe, bevor man sich auf Spurensuche im Schloss macht, denn hier waren viele Bauherren am Werk. So ist etwa Karl V. für die gotischen Elemente verantwortlich. Ein Großteil der modernen Anlagen wurden von 1364 an auf den maurischen Ruinen erbaut - und sieht immer noch eher arabisch als spanisch aus: Der Palast ist eines der schönsten Beispiele für Bauten mit islamischem Einfluss, die unter christlichen Herren erbaut wurden, die sogenannte Mudéjar-Architektur. Mudéjares wurden die Muslime genannt, denen nach der Rückeroberung Südspaniens durch die Christen erlaubt worden war, zu bleiben.

In der Alcazar von Sevilla hängt das Ölgemälde "La Virgen de los Navigantes" (Die Jungfrau der Seefahrer) von Alejo Fernández, der bis 1545 in Cordoba lebte. Dort nahm er wohl auch an der Feier für den erfolgreichen Heimkehrer Christoph Kolumbus teil. Sein Bild zeigt diesen zu Füßen der Madonna, ebenso Karl V., Isabella I. und Amerigo Vespucci, die über der Flotte schweben - die älteste bekannte Darstellung der Entdeckung Amerikas, gemalt Anfang des 16. Jahrhunderts.

Berühmt ist Sevilla auch für die Prozessionen in der Osterwoche, dann bestimmen Büßer mit den typischen Spitzhauben das Stadtbild.

Vorbereitungen zur Hochzeit von Kronprinz Felipe

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Madrid

In dieser Stadt geht man spät zu Bett, sehr spät. Am Nachmittag noch liegt eine gespannte Ruhe über den Straßen und Plätzen, bis sie kommen, die Madrilenen und ihre Gäste, um in die unzähligen Bars auszuschwärmen. So richtig los geht es erst ab Mitternacht: "Die berühmte movida", beschreibt es der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, "besteht aus einem endlosen Pilgerzug von einem Lokal zum andern. Bei der Auswahl der Bars, Restaurants und der Nachtlokale waltet unerbittliche Strenge; gerade dort, wo um keinen Preis ein Tisch zu haben ist, gilt es sich niederzulassen. Hier werden die Posten vergeben, die Intrigen gesponnen, die Putsche geplant, die Märkte aufgeteilt und die Allianzen geschmiedet."

Doch auch ein ruhiger Abend kann sich lohnen, dann kann der Gast am Vormittag ausgeschlafen und in aller Ruhe die kulturellen Highlights der Stadt genießen: das Centro de Arte Reina Sofía beispielsweise, das Picassos berühmtes Gemälde "Guernica" beherbergt und den Prado mit seinen mehr als  8600 Gemälden von Goya, Velázquez, Botticelli und vielen anderen.

Gaudìhaus Barcelona

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Barcelona

Wellen und Rundungen, Wölbungen und Ausbuchtungen - Antoni Gaudí prägte mit seinem Stil viele Bauwerke dieser Stadt, allen voran die bis heute unvollendete Sagrada Familia. In der Krypta der eigenwilligen Kathedrale liegt Gaudí begraben, ein angeschlossenes Museum zeigt, wie er sich das Bauwerk in seiner Endform vorstellte. Kunstliebhabern ist in der Hauptstadt Kataloniens zudem das Picasso-Museum zu empfehlen, das vor allem die frühen Werke des Malers und ihre Entstehungsgeschichte dokumentiert. Wer mehr Lust auf modernes Stadtleben hat, kann den relativ neuen Hafenkomplex samt Yachthafen, Bars und Nachtclubs besuchen.

Salamanca

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Salamanca

Selbst wenn an der berühmten, zweitältesten Universität Spaniens Semesterferien sind, füllen ausländische Studenten die Straßen Salamancas: Schließlich soll hier das beste Hochspanisch gesprochen werden. Die Universität zieht mehr als 40.000 Studenten an, schon im 16. Jahrhundert lernten hier 8000 junge Menschen. Auch die Dichter Lope de Vega und Miguel de Cervantes bildeten sich hier. An der Kathedrale von Salamanca hinterließen Studenten ihre Spuren: Nach erfolgreicher Promotion malten sie zumindest früher ein rotes "V" für victoria, Sieg, an die Mauer. Gefeiert wird auch heute noch, nicht nur nach dem Studienabschluss - in Salamanca gibt es genügend Möglichkeiten.

Guggenheim-Museum in Bilbao

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Bilbao

Mit dem Werk Frank O. Gehrys bekamen nicht nur andere Meisterwerke ein angemessenes Heim, sondern auch die baskische Stadt ein neues und vielbesuchtes Aushängeschild: das Guggenheim-Museum, erbaut aus Stein, Titan und Glas (Foto). Hier wechseln Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst, vor dem Bau wacht ein riesiger Welpe mit Blumenfell von Jeff Koons. Doch auch andere Architekten durften sich in Bilbao verwirklichen: Die knapp 30 Kilometer lange U-Bahn wurde 1995 fertiggestellt - fast alle Bahnhöfe hat Sir Norman Foster ersonnen, der auch die Kuppel des deutschen Reichstags entworfen hat. Die Eingänge zur Metro gestaltete Foster als gläserne Muscheln, die die Einwohner "Fosteritos" nennen.

Jerez

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Jerez

Jerez gilt als Spaniens Pferdestadt schlechthin. Wozu ein rassiger Andalusier in der Lage ist, kann in der Hofreitschule in Jerez de la Frontera bestaunt werden. Jedes Jahr im Mai traben hier zur "Feria del Caballo", dem Fest des Pferdes, Tausende Reiter stolz in eleganten Bolero-Jacken, mit hochgeschnittenen Hosen, weißen Rüschenhemden und einem spanischem Hut über das Volksfest. Jedes Frühjahr findet zudem ein renommiertes Flamenco-Festival und jeden September die bunten Herbstfeste statt.

Die Gegend um Jerez produziert seit mehr als 3000 Jahren Wein. Berühmt geworden ist sie aber vor allem mit den vino Jerez, der von englischen Handelshäusern im 18. und 19. Jahrhundert unter dem Namen Sherry weltweit bekanntgemacht wurde.

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Santiago de Compostela

Am Ende des Jakobswegs gelegen, ist Santiago im Nordwesten Spaniens vor allem ein Pilgerort und das schon seit dem 9. Jahrhundert. Mit der Verehrung des heiligen Apostels Jakob entstanden beeindruckende Bauwerke, allen voran die Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert auf der Plaza del Obradoio. So viele Pilger haben am Ende ihrer Wanderung die Hand auf die berühmte Säule am Portal gelegt, dass mittlerweile eine Vertiefung im Stein entstanden ist. Jeder Pilger wurde jederzeit aufgenommen. Sogar Kinder wurden schon in der Kathedrale geboren.

Nur wenige Städte sind zweifache Weltkulturerbestätten der Unesco - Santiago ist es: als Stadt mit weitgehend unverfälschtem mittelalterlichen Kern sowie als Station des Jakobswegs.

Sierra Nevada in Spanien

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Sierra Nevada

Zum Skifahren nach Spanien? Ins heiße Andalusien? Kann man, dank der Sierra Nevada, also dem "schneebedeckten Gebirge", das größtenteils als Nationalpark geschützt ist. Skifahren wird möglich, wenn man über die höchstgelegene Landstraße Europas fährt - auf der Passstraße kurven öfter Erlkönige, zudem ist sie eine Herausforderung für Radsportler. Ziel der Wintersportler ist Pradollano, auch Sol y Nieve, also "Sonne und Schnee" genannt - ein Wintersportort, der für die alpine Skiweltmeisterschaft im Jahr 1995 angelegt worden war. Leider gab es ausgerechnet dann keinen Schnee auf der Sierra Nevada. Doch auch eine Mountainbike-Weltmeisterschaft fand hier schon statt, im Jahr 2000. Von Pradollano aus kann man mit Gondelbahn und Liften den Pico del Veleta erreichen, den mit 3396 Metern zweithöchsten Berg der Sierra Nevada. Und dann mit Blick auf Granada die Hänge hinabwedeln.

© sueddeutsche.de/kaeb/beu
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