Wintersport in Deutschland: Feldberg:Mit Ski und Schlitten auf Streife

Deutschland höchstgelegenes Polizeirevier hat im Winter ein besonderes Einsatzgebiet: die Pisten und Loipen am Feldberg.

Wenn es schnell gehen muss, lässt Rainer Neubronner den Streifenwagen stehen. Auf einem blau-weißen Motorschlitten rast der Polizeioberkommissar dann über den Schnee. Blaulicht und Martinshorn verschaffen ihm auf der Piste Respekt. Oder er schnallt sich die Skier an und wedelt zum Einsatzort.

Deutschlands höchstgelegene Polizeistation

Polizeioberkommissar Rainer Neubronner fährt mit einem Motorschlitten über eine Skipiste.

(Foto: dpa)

Neubronner arbeitet seit 31 Jahren auf dem Feldberg. Sein Revier ist das größte und bedeutendste Wintersportgebiet Baden-Württembergs. Wenn Neubronner morgens gegen 6.30 Uhr auf dem höchsten Berg des Bundeslandes seinen Dienst beginnt, greift er oft zuerst zur Schneeschaufel.

Die 1961 errichtete Polizeistation auf 1235 Metern Höhe ist deutschlandweit einmalig. Höher hinaus geht es für die Polizei nirgendwo in der Republik. "Wir leben hier oben mit dem Wetter. Von der Witterung hängt alles ab", sagt der 50-Jährige, der 1980 hier angefangen hat. Die Polizeiarbeit muss funktionieren, auch wenn draußen vor der Tür zweistellige Minusgrade herrschen und der Schnee vier Meter hoch und manchmal noch höher liegt.

Die Wache ist nur im Winter geöffnet, meist von Anfang Dezember bis kurz vor Ostern. Solange die Skisaison dauert, so lange sind auch die Polizisten da. An Spitzentagen drängen sich zwischen 9000 und 10.000 Wintersportler auf dem Feldberg. Sie kommen aus ganz Deutschland, aber auch aus den Niederlanden, aus Frankreich, der Schweiz und Belgien.

Die Ordnungshüter sind dann im Dauereinsatz. "Unser Arbeits- und Einsatzprofil ist mit anderen Polizeistationen nicht vergleichbar", sagt Postenführer Anton Rebholz (50). Die Polizisten kümmern sich nicht nur um die Straßen. Zu ihrem Einsatzgebiet gehören auch Loipen, Lifte und Pisten. Insgesamt 55 Kilometer Piste können Wintersportler rund um den 1493 Meter hohen Feldberggipfel unter die Bretter nehmen.

Zunehmende Risikobereitschaft auf den Pisten

Nicht jeder Polizeibeamte kann hier oben eingesetzt werden. "Ein Kollege, der den Schnee nicht mag oder dem das Skifahren fremd ist, hat keine Chance." Neubronner und sein Kollege Karl Tritschler zeigen in dem Skigebiet Präsenz. Der 56 Jahre alte Tritschler arbeitet seit 1989 auf dem Feldberg. Zum Alltag gehören Ski- und Taschendiebstähle, Streitereien und Unfälle.

Deutschlands höchstgelegene Polizeistation

Polizeihauptkommissar Anton Rebholz (l) und Polizeihauptmeister Karl Tritschler (r) im Einsatz im Skigebiet Seebuck

(Foto: dpa)

Kommt es zum Zusammenstoß auf der Piste oder an einem der 31 Lifte, ist die Polizei gefragt. "Wir nehmen solche Unfälle auf und suchen den Schuldigen, so wie auf der Straße", sagt Polizeihauptmeister Tritschler. Immer mal wieder geht es auch um Leben und Tod. "Die Gefahren werden häufig unterschätzt", sagt Neubronner. Auch am Feldberg gehen Lawinen ab. Und weil das Gebiet groß und unübersichtlich ist, die Hänge steil und die Schluchten tief sind, verunglücken Wintersportler oder verirren sich. Groß angelegte Suchaktionen kommen auf dem Feldberg regelmäßig vor. Nicht alle enden glücklich, immer wieder müssen die Polizisten auch Leichen bergen.

Auf den Pisten beobachten Neubronner und seine Kollegen eine zunehmende Risikobereitschaft. Der Freizeitboom der vergangenen Jahre hinterließ Spuren. Es sei mehr los als früher, werde schneller und gewagter gefahren.

Die Beamten sind auch Ratgeber in touristischen Fragen, sie stehen in mehreren Sprachen Rede und Antwort. "Weil unsere Polizeiwache direkt im Skigebiet steht, sind wir natürlich für viele Urlauber die erste Anlaufstelle", sagt Polizeihauptkommissar Rebholz.

Bei allem Wirbel bleibt Neubronner aber auch Zeit für sein Hobby. Seit mehr als 30 Jahren sammelt er Polizeimützen aus aller Welt. In der Station auf dem Feldberg sind sie fein säuberlich sortiert. Es sind inzwischen 61 aus mehr als 100 Ländern.

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