Wandern in Wallis:Bergurlaub mit Gütesiegel

Auf der Bettmeralp gibt es keine Autos, dafür Mountain-Bikes, Ruderboote und Wanderstiefel - und ein familienfreundliches Freizeitprogramm.

Bernd Graff

Ihretwegen war man ja gekommen, und doch ist es verblüffend, sie tatsächlich auf der Bettmeralp im Schweizer Kanton Wallis zu erleben: die Ruhe. Stille, an einem Ort, an dem man keinem Auto begegnet. Keine Staus, kein Lärm, kein Hupen oder Türenschlagen, nichts. Nur das Rauschen der Wälder, und, wenn es arg kommt, das Plätschern des guten Gebirgsregens. Ein Ort, der irgendwie aus der Zeit gefallen scheint, dazu noch im Hochgebirge. Doch genau da will man als gestresster Familienvater hin. Der Kinder wegen. Denn, wo keine Autos sind, kann man noch die Kleinsten unbeaufsichtigt vors Haus lassen.

Wandern in Wallis: Über allen Gipfeln liegt kristallklare Bergluft...

Über allen Gipfeln liegt kristallklare Bergluft...

(Foto: wallis tourismus)

Bedürfnis nach Ruhe

Ein Wagnis scheint es zunächst dennoch: Wie mühselig ist es, Lebensmittel auf den Berg zu bekommen? Was macht man, wenn das überschaubare Dorf erkundet ist, wenn die Ruhe, die die Eltern herbeisehnen, bei den Kindern in Langeweile umschlägt? Derlei Sorge ist unbegründet. Es läuft alles wie geschmiert, manches sogar besser als zuhause.

Es überrascht nicht, dass alpenländische Tourismusgemeinden mit Autofreiheit und verkehrstechnisch unerschlossenen Gebieten werben, um dem verbreiteten Bedürfnis nach Ruhe und unberührter Natur entgegenzukommen. Doch gibt es in den Alpen erstaunlich wenige Tourismusgebiete, durch die tatsächlich keine Autos, Motorräder und Laster brausen. Sie befinden sich fast alle in der Schweiz, und gleich vier davon im Oberwallis: Saas-Fee, Zermatt, Riederalp und eben die Bettmeralp.

Letztere liegt 1950 Meter über dem Meeresspiegel und ist nur über eine Seilbahn zu erreichen, deren Talstation gleich neben dem Ufer der Rhone errichtet wurde.

Der Vorteil eines so hoch gelegenen Urlaubsortes: Ausflüge, etwa auf die Aussichtsberge Bettmerhorn und Eggishorn oder zum gewaltigen Aletschgletscher mit seinem einmaligen Arvenwald, gestalten sich denkbar einfach. Von Wanderungen möchte man nicht sprechen. Es sind vielmehr Spaziergänge, die auch die Kleinsten absolvieren können. Spaziergänge in jeder beliebigen Länge, etwa zum Bettmersee zum Fischen (das Fischerpatent kann im ortsansässigen Verkehrsbüro bezogen werden). Dann ein Stück Wiese hinauf an den Aletschgletscher mit seinem makellosen Panorama auf die Walliser Viertausender.

Von dort ist es nicht mehr weit in den Aletschwald mit seinem 330 Hektar Lärchen und Arven, die unter Naturschutz stehen. Das alles erledigt man in etwa fünf Stunden, wenn man für Keks-, Trink- und Bergwelt-Erkundungspausen ausreichend Zeit einräumt.

Spaß auch für ältere Kinder

Für die etwas älteren Racker bietet sich der Kurs Kinderklettern an, der Grundkenntnisse und Abseiltechnik vermittelt. Klettergurte werden gestellt. Mit den Jüngeren kann man ins "Reich der Murmeltiere" vordringen, ein unterhaltsam belehrender Wanderweg auf den Spuren dieser Bergbewohner, die man - mit etwas Glück - auch sehen und vor allem hören kann. Wer's sportlich mag: Es gibt eine 18-Loch Mini-Golfanlage, mehrere Tennis-Plätze, und im nahen Hallenbad kann man sich im Sprudelbad, im Schwimmbecken oder auf der großen Rutschbahn vergnügen. Durch die ganze Bettmeralp führt eine Asphaltstraße, hier ist Inline-Skaten erlaubt. Außerdem gibt es eine Halfpipe - und Mountain- Bikes zum Mieten.

Über all dem liegt die kristallklare Bergluft, dazwischen die Errungenschaften und Lässlichkeiten der Zivilisation: Bankautomaten, Einkaufsstraßen, Juweliere, Bars. Allein um diese Diskrepanz zwischen ruhiger Abgeschiedenheit und üppigem Konsum- und Freizeitangebot zu erleben, dafür lohnt es sich, hierher zu kommen. Oder um sich einfach nur beschaulich auf dem Bettmersee in einem gemieteten Ruderboot treiben zu lassen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: