Vulkanausbruch auf Island:Aschewolke behindert Flugverkehr

Gestrichene und verspätete Flüge: In Teilen Europas beeinträchtigt die Aschewolke des auf Island ausgebrochenen Vulkans Grímsvötn den Flugverkehr - auch der Norden Deutschlands ist betroffen.

Aufgrund der von Island nach Süden ziehenden Vulkanaschewolke haben mehrere Fluggesellschaften am Dienstag Flüge von und nach Schottland gestrichen. Auch bei einigen Transatlantikflügen kommt es nach Berichten der britischen BBC wegen Routenänderungen zu Verspätungen.

So stellten die Gesellschaften British Airways, KLM, Easyjet, Flybe, Aer Lingus, Loganair und Eastern Airways ihre Flugverbindungen von und nach Schottland am Dienstagvormittag ganz oder teilweise ein. Auch die Lufthansa setzte zwei Flüge nach Edinburgh aus.

Transportminister Philip Hammond sagte, am Dienstagmorgen würden "die meisten, wenn nicht alle Flüge von und nach Edinburgh und Glasgow und Flughäfen weiter im Norden gestrichen". Allerdings könne der Flugbetrieb in Edinburgh und Glasgow voraussichtlich am Nachmittag wieder aufgenommen werden, der auf den anderen Flughäfen solle bis Mittwochmorgen wieder normal laufen.

Isländische Flughäfen wieder geöffnet

Auch im Westen von Norwegen und Dänemark störte die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan Grímsvötn den Flugverkehr. Der norwegische Flughafenbetreiber Avinor erklärte am Dienstag, betroffen seien Verbindungen von und zu den Flughäfen Stavanger und Karmøy. Es werde erwartet, dass sich die Aschewolke im Laufe des Tages weiter nach Süden bewegen werde.

Die dänischen Behörden schlossen im Nordwesten des Landes den Luftraum unter sechs Kilometer Höhe. In der Region befindet sich kein Flughafen. Trotzdem mussten am Flughafen Kopenhagen Flüge abgesagt werden oder waren verspätet.

Island hatte am späten Montagabend seine internationalen Flughäfen wieder geöffnet, auch den Airport von Keflavik.

Beeinträchtigung im deutschen Luftraum am späten Abend möglich

Nach Angaben der Europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol dürfte die Aschewolke am Dienstag gegen Ende des Tages bis in den Norden Deutschlands ziehen. "Wenn der Vulkanausstoß mit der gleichen Intensität weitergeht, könnte die Wolke den Westen Frankreichs und den Norden Spaniens am Donnerstag erreichen", hieß es in der Mitteilung.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) schließt eine Beeinträchtigung des Luftverkehrs in Deutschland wegen des Vulkanausbruchs auf Island am späteren Abend nicht aus. "Bis 20:00 Uhr rechnen wir mit keinen Einschränkungen im deutschen Luftraum aufgrund der Aschewolke", sagte eine Sprecherin der Flugsicherung. Wie es danach weitergeht, darüber wollte die Sprecherin nicht spekulieren.

Bis zum Dienstagabend könnte die Aschekonzentration an der deutschen Nordseeküste Werte zwischen 0,2 und 2,0 Milligramm je Kubikmeter Luft erreichen, wie Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagte. Bei diesen Konzentrationen seien Flüge nur unter besonderer Aufsicht möglich. Der Experte erwartete aber zunächst nicht, dass die kritische Marke von 2 Milligramm überschritten werde.

Ramsauer: Grenzwerte für Aschekonzentration

EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sprach von einer "Woche voller Herausforderungen, die den Flugpassagieren bevorstehen könnte". Wegen des besseren Krisenmanagements sei aber nicht mit weiträumigen Schließungen des europäischen Luftraums zu rechnen. Eine Sprecherin des Verkehrskommissars erklärte die Unterschiede zu 2010. Damals hatte der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull den europäischen Flugverkehr ins Chaos gestürzt. "Es weht weniger Wind, die Aschepartikel sind dicker und fallen schneller zu Boden, und wir haben ein besseres Krisenmanagement."

Professor Ulrich Schumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln sagte: "Wenn der Vulkan Mitte der Woche noch aktiv ist, könnte es die Asche nach Europa tragen und so zu einer größeren Beeinträchtigung des Luftverkehrs am Wochenende kommen. Aber das weiß eben noch keiner. Es kann auch sein, dass die Partikel doch schon vorher runterfallen."

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) rechnet ebenfalls vorerst nicht mit massiven Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Ramsauer erklärte aber, er habe Flugverbote ab einer Konzentration von mehr als zwei Milligramm Aschepartikeln pro Kubikmeter Luft verhängt. Werde dieser Wert überschritten, dürften Düsenflugzeuge nicht mehr fliegen. Bei einem Wert unter 0,2 Milligramm dürfe frei geflogen werden, bei 0,2 bis zwei Milligramm gebe es Auflagen.

Barack Obama reist wegen Aschewolke vorzeitig ab

Prominentes Opfer des isländischen Asche war am Montagabend das Ehepaar Barack und Michelle Obama. Der US-Präsident und seine Frau mussten vorzeitig von Irland nach London abreisen, um der Wolke zu entgehen. Zehn Stunden früher als ursprünglich geplant landete die Air Force One am Montagabend auf dem Flughafen Stansted im Norden Londons. Obama, der am Dienstagmittag von Königin Elisabeth II. im Buckingham-Palast empfangen werden sollte, wollte mit der vorzeitigen Abreise einem drohenden Flugverbot wegen der Vulkanasche entgehen.

Der Vulkan Grímsvötn hatte am Wochenende eine riesige Wolke mit Rauch und Asche 20 Kilometer hoch in den nordischen Himmel gespuckt. Dies war sein erster Ausbruch seit 2004 und der heftigste seit 1873. Der Vulkan ist der aktivste in Island und liegt unter dem größten Geltscher Europas, dem Vatnajökull.

Der Vulkan war am Dienstag nach Angaben isländischer Experten weiterhin aktiv. Die Wetterverhältnisse in Island machten es schwierig, die Größe und Höhe der Wolke genau einzuschätzen, sagten Meteorologen des Landes. Aber Radaranzeigen machten deutlich, dass die Aschewolke nicht mehr so hoch wie kurz nach dem Ausbruch des Grímsvötn am Samstag sei. Experten gingen von fünf bis sieben Kilometern aus. Im Laufe des Tages sollte ein Erkundungsflugzeug über die Region fliegen.

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