USA, im Südwesten:Der Charme des Alten Südens

Opulente Herrenhäuser, endlose Strände und wilde Bergeinsamkeit: Wenn in den USA von "den Carolinas" die Rede ist, geht es nicht um zwei Mädchen, sondern um die Bundesstaaten North- und South Carolina.

In den USA hören Besucher oft, dass von "den Carolinas" gesprochen wird. Gemeint sind dann meist keine Mädchen, sondern die Bundesstaaten North und South Carolina am Atlantik. Sie gehören zum Alten Süden und bieten Touristen neben viel Geschichte auch eine beeindruckende Natur mit exzellenten Stränden und noch fast unberührten Berglandschaften.

Hilton Head Island, eine der Küste von South Carolina vorgelagerte Insel, zählt zu den attraktivsten Feriengebieten an der Ostküste der USA. 19 Kilometer lange feinsandige Strände und das vom Golfstrom erwärmte Meer laden fast das ganze Jahr über zum Badeurlaub ein. Den für die meisten Besucher irreführenden Namen trug die Insel allerdings schon 300 Jahre, bevor Conrad Hilton den Grundstein zum ersten Haus seiner mittlerweile weltweiten Hotelkette legte.

Namensgeber von Hilton Head war der englische Seefahrer William Hilton. Die weißen Strände der Insel, ihre Pinien- und Eichenwälder, die üppig blühenden Magnolien und die zierlichen Palmen - die Palmettos - begeisterten den Briten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Nach seiner Rückkehr ins kalte England warb er in Londoner Zeitungen Siedler für die Insel an. Rasch entstanden blühende Plantagen für Baumwolle, Reis und Indigo, aus dem Farbstoff für Textilien gewonnen wurde.

Später versank die Insel in einen Dornröschenschlaf. Noch um 1950 gab es weder Strom noch Telefon oder eine Einkaufsmöglichkeit. Während anderswo an der Küste große Hotels aus dem Boden gestampft wurden, plante Charles Fraser das wohl weltweit erste Öko-Resort. Ihm ist es zu verdanken, dass sich die großflächigen Ferienanlagen perfekt in die Landschaft einfügen.

Besonders gepflegt sind die Anlagen in Sea Pines. Dort liegt auch Harbour Town, die einzige Stadt der Insel. Hauptanziehungspunkt ist der rot-weiß gestreifte Leuchtturm, dessen Aussichtsplattform einen schöner Blick auf die Insellandschaft ermöglicht. Rund um den Yachthafen laden kleine Läden und Restaurants zum Verweilen ein - und wer mag, kann die ein- und auslaufenden Boote sogar vom Schaukelstuhl aus beobachten.

Heute braucht HHI, wie die Insel gern abgekürzt bezeichnet wird, keine Werbung mehr. Vor allem Golf- und Tennisfreunde finden hier das ganze Jahr über ideale Sportmöglichkeiten. Naturliebhaber können zur Delfinbeobachtung auf das Meer fahren, den Lehrpfad durch die Marschlandschaft erkunden und dabei seltene Vogelarten bewundern oder die bei Feinschmeckern beliebten Krabben fangen.

Lohnend ist auch ein Besuch des Städtchens Beaufort auf dem Festland. 90 historische Häuser künden von der großen Zeit, als reiche Südstaaten-Farmer an der Küste ihre Sommerhäuser bauten.

Der Charme des Alten Südens

Längst wurde Beaufort von Hollywood entdeckt - als Kulisse für große Filmproduktionen. Auch im Penn Center auf der benachbarten St. Helena-Insel wird Geschichte lebendig. Dort entstand 1862 die erste Schule für die damals befreiten Sklaven. Die Gullah genannte Sprache und Kultur dieser Afroamerikaner wird wieder gepflegt, in einer großen Galerie werden Werke der farbigen Künstler ausgestellt und verkauft.

Charleston: Eine Stadt wie ein Architekturmuseum

Hauptattraktion der Region ist Charleston. Kaum eine andere Stadt in Amerika verkörpert den Charme und die Eleganz des Alten Südens besser als diese Stadt, die seit 1680 den Namen des englischen Königs Charles trägt und zu den ältesten der Vereinigten Staaten gehört.

Die Vergangenheit begegnet dem Besucher an jeder Ecke. Auf einer künstlichen Insel vor der Stadt liegt Fort Sumter, wo 1861 der erste Schuss im Sezessionskrieg fiel.

Vor allem aber steht in Charleston eines der geschlossensten Häuserensembles aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg. "Das macht unsere Stadt zu einem einzigartigen Architekturmuseum", sagt Myrom, der mit seiner Droschke Touristen durch die engen Gassen der Stadt kutschiert. "Die Häuser aus der Vorkriegszeit heißen Antebellum Houses", erklärt er weiter. Die ältesten stammen aus der Zeit um 1720. Typisch sind die luftigen, oft mit Säulen verzierten Terrassen, die sich zumeist über alle Etagen der Häuser erstrecken und hinter denen nur ein Zimmer liegt.

Einige der gepflegten Häuser stehen Besuchern offen, zum Beispiel das Edmonston-Alston House in der East Battery Street oder das Nathaniel-Russel House in der Meeting Street, das heute im Besitz der Historischen Stiftung von Charleston ist und ein besonders schönes Beispiel für die Wohnkultur einer reichen Kaufmannsfamilie darstellt.

Älteste Gartenanlage Nordamerikas

Herrschaftlich ging es auch vor den Toren der Stadt zu. Das Middleton Place House zum Beispiel ist in einen Park eingebettet, der als älteste Gartenanlage Nordamerikas gilt. Verwinkelte Wege führen durch die einst von 100 Sklaven in zehn Jahren harter Arbeit gestalteten Parkanlagen mit Kamelien, Azaleen und Magnolien sowie zwei künstlichen Seen.

Mehr als einen Kilometer lang ist die von uralten Eichen gesäumte Auffahrt zur Boone Hall Plantation. Diese "Avenue of Oaks" mit ihren von spanischem Moos behangenen 88 Eichen und das Herrenhaus mit den schneeweißen Säulen kommen den meisten Besuchern bekannt vor. Sie bildeten eine natürliche Kulisse für Filmklassiker wie "Vom Winde verweht" und "Fackeln im Sturm".

Privates Biospähren-Reservat

Viel schwieriger ist es da schon, die gewundene Straße im Grandfather Mountain Park als Schauplatz von "Forrest Gump" zu erkennen. "Dort drüben haben die Dreharbeiten mit Tom Hanks stattgefunden", sagt Jack Morton, Enkel des Parkgründers. Das einzige im Privatbesitz befindliche Biosphärenreservat der Erde liegt in den Bergen des Nachbarstaates North Carolina und ist mit dem Auto innerhalb eines Tages gut von Charleston aus zu erreichen.

Stolz führt Morton durch das rund 1800 Meter hoch gelegene Reservat, dessen Hauptattraktionen Bären, Wildkatzen, Otter und Adler sind, die hier einen geschützten Lebensraum gefunden haben. Der Park ist aber auch ein Paradies für Wanderfreunde, die ausgiebige Touren unternehmen können. Über eine schwingende Hängebrücke gelangen sie zu einem Gipfel, von dem sich eine wunderbare Aussicht auf die südlichen Ausläufer der Appalachen ergibt.

Der Charme des Alten Südens

"Unser Park liegt an einer der schönsten Panoramastraßen Amerikas", erklärt Morton. Der Blue Ridge Parkway führt vom Shenandoah National Park in Virginia zum 755 Kilometer entfernten Great Smoky Mountains National Park. Die in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit in den dreißiger Jahren gebaute Aussichtsstraße dient bis heute nur zum Spazierenfahren. Wie ein Band aus Asphalt, das auf die Bergwelt der Appalachen gelegt wurde, verläuft die asphaltierte Trasse zumeist auf dem Gebirgskamm in einer Höhe von rund 1000 Metern.

Links und rechts erstrecken sich endlos erscheinende Wälder. Markierte Aussichtspunkte gewähren faszinierende Ausblicke auf die Smokys und die Blue Ridge Mountains. In Besucherzentren informieren Ranger über die zahlreichen Wanderwege entlang der Straße. Besonders viele Touristen kommen im Frühjahr zur Zeit der Rhododendrenblüte oder im Herbst, wenn die Wälder in bunten Farben leuchten.

Ausgangspunkt der meisten Touren ist die Stadt Asheville. Seinen Aufstieg zum Touristenziel verdankt der Ort der Eisenbahn, die ab 1880 Erholungssuchende in die Region brachte. Aus allen Landesteilen kamen Besucher, um die gesunde Bergluft zu genießen. Zahlreiche Sommerresidenzen entstanden in dieser Zeit, darunter mit dem Biltmore House von 1895 auch das größte Privathaus der Vereinigten Staaten. Der Milliardär George Vanderbilt ließ das von französischen Loireschlössern inspirierte Haus mit 250 Zimmern und Salons errichten. Ein Teil der Anlage kann seit 1930 besichtigt werden.

Asheville: Bauten im Art-deco-Stil

Asheville selbst glänzt mit vielen Bauten im Art-deco-Stil und hat sich in den vergangenen Jahren zu einem besonders bei Künstlern geschätzten Domizil entwickelt. Galerien, Theater und ein reges Musikleben zeugen von der künstlerischen Vitalität des Ortes. Der wohl berühmteste Sohn der Stadt ist der Dichter Thomas Wolfe, der in seinem Roman "Schau heimwärts, Engel" das kleinbürgerliche Leben von Asheville schildert.

Ein anderer beliebter Ferienort am Blue Ridge Parkway ist Blowing Rock. Das charmante Städtchen mit alten, herausgeputzten Holzhäusern liegt 150 Kilometer von Asheville entfernt. Von hier aus können Besucher auch Ausflüge in die Umgebung unternehmen, etwa die Höhlen von Linville besuchen oder auf dem Glen Burney Trail wandern.

Nicht fehlen darf ein Besuch von Winston-Salem. Die Stadt ist vor allem als Tabakmetropole bekannt. Inzwischen aber wird nicht nur auf blauen Dunst, sondern auch auf Elektronik und Bildungseinrichtungen gesetzt.

Salem wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von Angehörigen einer deutschen Religionsgemeinschaft gegründet, in Old Salem haben sich viele alte Häuser erhalten. Und so winkt auch hier eine Zeitreise in die Vergangenheit des Alten Südens.

Anreise und Formalitäten: Der Flughafen Charlotte wird von mehreren Fluggesellschaften von Frankfurt und München angeflogen und ist idealer Ausgangspunkt für Reisen mit dem Mietwagen.

Klima und Reisezeit: Die Küstenregionen sind ganzjährige Urlaubsziele. Die Sommer sind schwül und feucht, die beste Reisezeit sind Frühjahr und Herbst mit ausgeglichenen Temperaturen. Das gilt auch für die Gebirgsregion. Im Winter kommen dorthin Skiurlauber.

Zeitverschiebung: "Die Carolinas" liegen in der Eastern Standard Time Zone mit minus sechs Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.

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