Urlaubsplanung:Lieber kürzer, dafür öfter

Das wär's doch: Jetzt schnell verreisen und den ganzen Stress hinter sich lassen. Warum das auch während des Jahres eine gute Idee ist - ein Interview mit der Psychologin Sabine Sonnentag.

Daniela Dau

Prof. Dr. Sabine Sonnentag ist Lehrstuhlinhaberin für Arbeits-, und Organisationspsychologie an der Universität Konstanz. In der Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit dem Thema "Arbeitsstress und Erholung".

Professor Dr. Sabine Sonnentag

Professor Dr. Sabine Sonnentag

(Foto: Foto: Uni Konstanz)

sueddeutsche.de: Sie sagen: Mehrere kleine Urlaube pro Jahr verlängern den Erholungseffekt besser als eine lange Absenz. Warum eigentlich?

Prof. Dr. Sabine Sonnentag: Was man immer wieder sieht in Untersuchungen und das ist ja auch ziemlich klar: Im Urlaub verbessert sich das Befinden, nach der Rückkehr aber sinkt es nach zwei bis drei Wochen wieder auf sein altes Niveau zurück. Und zwar unabhängig davon, wie lange der Urlaub gedauert hat. Es macht also einfach mehr Sinn, die Anzahl der Urlaubstage pro Jahr auf mehrere kleinere Einheiten zu verteilen als zu sagen: "Okay, ich geh' einmal vier Wochen."

sueddeutsche.de: Wie lang oder kurz ist überhaupt ein Kurzurlaub?

Sonnentag: Im Alltags-Verständnis geht das so bei drei, vier Tagen los, bei einem verlängerten Wochenende etwa. Mit Aussagen, dass der Erholungseffekt sich schon nach vier Tagen feststellen lässt, wäre ich allerdings sehr vorsichtig. Eine Woche sollte es schon sein. Das war auch die Grundannahme bei unseren Forschungen.

sueddeutsche.de: Wie sollte ein Kurzurlaub aussehen, damit er wirklich Erholung bringt?

Sonnentag: Was wir immer wieder finden, ist, dass Negativgedanken über die Arbeit der schlimmste Urlaubskiller sind. Wenn man sich Sorgen macht über den Job, darüber nachdenkt, was man vielleicht hat liegen lassen, was nicht so gut gelaufen ist, was an Problemen wieder auf einen zukommen wird - all diese Dinge schmälern die Erholung erheblich.

sueddeutsche.de: Also "Abschalten brutal" und alles ganz anders als sonst machen, damit man ja nicht ins Grübeln kommt?

Sonnentag: Das würde ich so nicht unbedingt sagen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht über den Alltag nachdenkt, ist natürlich größer, wenn man wo ganz anders ist - und nicht zu Hause.

sueddeutsche.de: Zurück im Alltag: Wie bewahre ich mir die Erholung?

Sonnentag: Das ist relativ schwierig. Auf den Beruf bezogen: Wenn sich gleich nach der Rückkehr zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch türmt, lässt die Erholungswirkung ganz schnell nach.

Günstig ist, wenn man vor dem Urlaub noch einiges wegschafft. Oder wenn man sagen kann: "Ich lass' es ein, zwei Tage langsam angehen." Falls das alles nicht funktioniert, sollte man sich die kleine Freizeit am Abend nicht auch noch mit Erledigungen vollpacken. Beispielsweise die Wäsche einfach mal liegenlassen.

sueddeutsche.de: Und wann sollte der nächste Kurzurlaub stattfinden?

Sonnentag: Idealerweise nach drei bis vier Wochen. Subjektiv, und das zeigen auch unsere Daten, fühlt man sich dann wieder auf dem Ausgangsniveau. Aber natürlich sind so häufige Urlaube nicht realistisch. Überhaupt sollte man nicht nur auf den Urlaub schielen und sich denken: "Da wird dann alles toll." Kurze Auszeiten am Feierabend oder am Wochenende sind mindestens genauso wichtig.

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