Unruhen in Ägypten:Reisewarnung für Kairo

Das Auswärtige Amt warnt inzwischen vor Urlauben in der Hauptstadt und in zwei weiteren Städten Ägyptens - und will Touristen in Sicherheit bringen.

Das Auswärtige Amt hat seine Sicherheitshinweise für Ägypten noch einmal verschärft und jetzt eine Reisewarnung für drei Städte ausgesprochen: "Aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen in Ägypten wird vor Reisen nach Kairo, Alexandria und Suez gewarnt." Diese ausdrückliche Warnung gilt aber nicht für die übrigen Landesteile einschließlich der Urlaubsgebiete am Roten Meer. Von Reisen in diese Regionen rät das Amt gleichwohl weiterhin dringend ab, was aber juristisch eine niedrigere Hinweisstufe ist.

Das Auswärtige Amt empfahl, eine Ausreise aus Kairo, Alexandria und Suez "ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sofern dies sicher möglich ist". Dazu wird auf die Angebote der Fluggesellschaften verwiesen. "Deutschen Staatsangehörigen wird nachdrücklich geraten, die Ausgangssperre strikt zu beachten und möglichst auch außerhalb der Sperrzeiten, insbesondere am Freitag, dem 4. Februar, in sicheren Unterkünften zu bleiben", heißt es weiter. Die Botschaft in Kairo steht mit Rat und Beistand zur Verfügung und organisiere nach entsprechender Sicherheitsabschätzung im Rahmen des Möglichen gesicherte Konvois zum Flughafen.

Viele Veranstalter kündigten ihre Reiseverträge mit Abreisen bis Mitte Februar. Betroffen sind unter anderem Kunden der Touristikkonzerne Tui, Thomas Cook sowie Rewe mit seinen Veranstaltern ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg.

Touristen, die einen Pauschalurlaub im Land der Pyramiden bereits gebucht hatten, haben keinen Anspruch mehr darauf, dorthin geflogen zu werden. "Die Veranstalter müssen allerdings den vollen Reisepreis zurückzahlen, wenn sie den Reisevertrag kündigen", erklärte Paul Degott, Fachanwalt für Reiserecht in Hannover.

"In Anbetracht der Situation können wir nicht sicherstellen, dass es für unsere Gäste nicht zu Leistungseinschränkungen kommt", erklärte der Leiter des Tui-Krisenstabs, Ulrich Heuer. Aktuell sei die Situation in den Tourismusregionen am Roten Meer aber nach wie vor ruhig und die Versorgung der Urlauber gewährleistet. Deutsche, die sich derzeit am Roten Meer befänden, müssten daher ihren Urlaub nicht abbrechen. Ähnlich äußerte sich der Konzern Thomas Cook, der erklärte, dass derzeit die Versorgung der Gäste in den Hotels uneingeschränkt möglich sei. Umbuchungen seien bei vielen Reiseveranstaltern bis Ende Februar möglich, teilte der DRV mit.

Abgestuftes Warnsystem

Das Auswärtige Amt praktiziert ein abgestuftes System von Reise- oder Sicherheitshinweisen. Vor dem Hintergrund der Unruhen in Ägypten hatte es vor einer Woche zunächst geheißen, von "nicht unbedingt notwendigen Reisen" nach Kairo, Alexandria und Suez sollte Abstand genommen werden. Am vergangenen Wochenende wurde der Hinweis auch auf urbane Zentren im Landesinneren und im Nildelta ausgeweitet, dann auf das ganze Land.

Eine offizielle Reisewarnung für Länder oder Landesteile als höchste Stufe wird ausgesprochen, wenn "eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht", hieß es aus dem Auswärtigen Amt - und nun sind Kairo, Alexandria und Suez zu gefährlich für Urlauber geworden.

Schnelle Informationen über Hotlines

Zudem erklärte das Auswärtige Amt, dass es in engem Kontakt mit den deutschen Fluggesellschaften stehe, damit zusätzliche Kapazitäten für Flüge aus Kairo, Alexandria und anderen Städten bereitgestellt werden könnten. Die Lufthansa habe auf ihrer Internetseite eine Sondertelefonnummer veröffentlicht, unter der ausschließlich Flüge ab Kairo gebucht werden könnten (0049-30-50570341). Bei Air Berlin könnten bis 9. Februar freie Plätze auf Flügen von Scharm el-Scheich, Hurghada und Marsa Alam nach Deutschland gebucht werden (0049-1805-737 800). Dem österreichischen Außenministerium zufolge begann das Land damit, seine Staatsbürger aus Ägypten auszufliegen. In zwei Sondermaschinen seien auch Deutsche mitgeflogen, hieß es. Für dringende Notfälle sei der Kristenstab des Auswärtigen Amtes rund um die Uhr erreichbar (0049-30-5000 3000).

Vorzeitig den Urlaub beenden

Wer das Land verlassen will, kann in vielen Fällen sofort nach Hause fliegen. In den Touristenorten am Roten Meer gebe es derzeit ausreichend Kapazitäten im Flugverkehr, erklärt das Auswärtige Amt. Viele Veranstalter wie Neckermann/Thomas Cook, Rewe und Alltours verlangen keine Gebühr für einen vorgezogenen Rückflug. Bei FTI hängt dies davon ab, ob es freie Plätze in den Maschinen gebe und diese nicht wesentlich teurer seien als die gebuchten Tickets. Manche Veranstalter wie Rewe und Alltours erstatten ihren Kunden auch die Hotelkosten für entgangenen Urlaubstage. Thomas Cook will von Fall zu Fall entscheiden, und FTI erklärte, Rückzahlungen hingen von der Kulanz des jeweiligen Hotels ab.

Hotlines der Reiseveranstalter

Die Veranstalter bieten ihren Kunden Hotlines an, unter denen sie Fragen beantworten (Tui: 0511/567 80 00, Thomas Cook und Neckermann: 06171/65 65 190, Rewe-Touristik: 02203/42 800, FTI: 0800/25 25 444).

Aktuell sind dem Deutschen Reiseverband zufolte mehrere tausend deutsche Urlauber in dem Land. Allein 3100 Touristen des Veranstalters Rewe Touristik (ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg) befinden sich in den Ferienorten Hurghada, Scharm el-Scheich, Marsa Alam und Luxor. Tui hat derzeit 7000 Gäste in Ägypten.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Ägyptens. 2009 besuchten 12,5 Millionen Urlauber das Land, das dadurch Erlöse in Höhe von knapp elf Milliarden Dollar erzielte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: