Unesco-Welterbestätten 2014:Darf's ein bisschen Meer sein?

Die Unesco erklärt weitere Teile des Wattenmeers zum Weltnaturerbe. Außerdem vergibt sie den Titel an steinzeitalte Höhlen, Mayatempel im Dschungel - und eine Kulturlandschaft, die Opfer des Nahostkonfliktes werden könnte.

12 Bilder

Nationalpark Wattenmeer

Quelle: dpa

1 / 12

Die Unesco erklärt weitere Teile des Wattenmeers zum Weltnaturerbe. Außerdem vergibt sie den Titel an steinzeitalte Höhlen, Mayatempel im Dschungel - und eine Kulturlandschaft, die Opfer des Nahostkonfliktes werden könnte.

Weltnaturerbe Wattenmeer wird noch größer

Die Unesco hat das Weltnaturerbe Wattenmeer erweitert. Nach der Entscheidung der Kulturorganisation der Vereinten Nationen gehören nun auch der dänische Teil des Wattenmeers und zusätzliche niedersächsische Offshore-Gebiete zum Welterbe der Menschheit. Das grenzüberschreitende Weltnaturerbe Wattenmeer erstreckt sich damit auf 11 500 Quadratkilometern über Deutschland, Dänemark und die Niederlande. Das Areal gilt als weltweit größtes zusammenhängendes Watt-Inselgebiet. Teile davon stehen bereits seit 2009 auf der Unesco-Liste.

Im Bild: Leuchtturm von Westerhever an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste

Schloss Corvey

Quelle: dpa/dpaweb

2 / 12

Ehemaliges Kloster Corvey in Höxter, Nordrhein-Westfalen

Es war 2014 der einzige Bewerber aus Deutschland - und hatte Erfolg: Die Unesco würdigte das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey aus dem frühen Mittelalter als "Zeugnis von außergewöhnlich universellem Wert". Das Westwerk sei heute das einzige erhaltene derartige Modell aus der Zeit der Karolinger. Die Reichsabtei habe im damaligen Frankenreich als geistiges, religiöses und politisches Zentrum eine entscheidende Rolle in Europa gespielt, hieß es in der Begründung.

Die Benediktinerabtei war eines der bedeutendsten Klöster im mittelalterlichen Frankenreich. Gegründet wurde sie im Jahr 822 von Ludwig dem Frommen, Sohn von Kaiser Karl dem Großen. Die Civitas Corvey bezeichnet den archäologisch nachgewiesenen Klosterbezirk.

Bis heute erinnert das nahezu original erhaltene Westwerk (ein dem Kirchenraum vorangestellter, eigener Gebäudeteil) mit den beiden flankierenden Türmen an Prachtentfaltung und Machtanspruch der Erbauer und überragt mit seinem rötlichen Mauerwerk die langgestreckten weißen Gebäude der übrigen Klosteranlage. Diese war nach einem verheerenden Brand im Stil einer barocken Schlossanlage wieder aufgebaut worden.

Kulturlandschaft im Westjordanland Palästina

Quelle: AFP

3 / 12

Kulturlandschaft in Battir, südlich von Jerusalem, Westjordanland

Die UN-Kulturorganisation setzte die Terrassengärten des palästinensischen Dorfes Battir gleich auf die Liste der bedrohten Welterbestätten. Die 4000 Jahre alte Kulturlandschaft aus Obst- und Gemüsegärten in Battir liegt südwestlich von Jerusalem. Unter römischer Herrschaft entstanden dort ausgeklügelte Bewässerungsanlagen. Nach den Plänen Israels soll eine Grenzmauer das Gelände entlang einer Bahnlinie durchschneiden.

Die Palästinenser hatten einen Dringlichkeitsantrag gestellt, um die durch den Bau der israelischen Grenzanlage bedrohten Gärten zu schützen. Der Bau der insgesamt 712 Kilometer langen und weitgehend fertiggestellten Sperranlagen war 2003 auf dem Höhepunkt des zweiten Palästinenseraufstands begonnen worden, bei dem es zahlreiche Selbstmordanschläge gab. Die Zäune und Mauern verlaufen allerdings zu 85 Prozent nicht auf der international anerkannten Grenze Israels von 1949, sondern auf dem Gebiet des 1967 besetzten palästinensischen Westjordanlands.

Die Palästinenser waren Ende Oktober 2011 trotz heftiger Proteste der USA und Israels als Vollmitglied in die Unesco aufgenommen worden. Im Jahr darauf feierten sie einen ersten Erfolg, als die Geburtskirche Jesu in Bethlehem als Welterbe anerkannt wurde.

Grotte Chauvet in Vallon Pont d'Arc, Ardeche in Frankreich

Quelle: AFP

4 / 12

Grotte Chauvet-Pont d'Arc, Frankreich

In der riesigen Höhle in den Felsklippen oberhalb des südfranzösischen Ardèche-Flusses sind die ältesten bekannten Felszeichnungen der Welt zu sehen. Der französische Unesco-Botschafter Philippe Lalliot sagte, die Malereien "revolutionierten den Blick auf unsere Ursprünge". Die Unesco erklärte, die prähistorische Höhle zeuge von der Bedeutung von Grotten für "kulturelle und rituelle Praktiken".

Rani Ki Vav Stufenbrunnen oder The Queen's Stepwell in Patan, Indien

Quelle: AFP

5 / 12

Stufenbrunnen Ran ki vav in Patan, Indien

Der Stufenbrunnen am Ufer des Saraswati ist auch unter "The Queen´s Stepwell" bekannt, wurde aber eigentlich für einen König erbaut - im elften Jahrhundert vor Christus. Auf sieben Stufen zeigen 500 große und mehr als tausend kleinere Skulpturen religiöse, mythologische und weltliche Szenen.

Maya Stadt Calakmul in Campeche, Mexiko

Quelle: dpa

6 / 12

Maya-Stadt Calakmul, Mexiko

Die alte Maya-Stadt Calakmul und den angrenzenden Regenwald auf der Halbinsel Yucatán nahe der Stadt Campeche sind nun ein Natur- und Kulturerbe in einem. Zwölf Jahrhunderte lang florierte die Maya-Stadt. Nun gibt sie mitten im Dschungel Eindrücke von der damaligen Kultur und Lebensweise.

Altstadt von Dschiddah / Jeddah am Roten Meer

Quelle: AFP

7 / 12

Dschiddah (Jeddah), Saudi-Arabien

Das Unesco-Komitee würdigt Dschiddah am Roten Meer als einen der "wichtigsten Häfen auf den Handelsstraßen im Indischen Ozean" seit dem siebten Jahrhundert. Von hier aus wurden die Waren in Richtung Mekka gebracht - und auch Pilger begannen hier ihre Seereise. Dies machte Dschiddah zum kulturellen Schmelztiegel, was unter anderem heute noch an den verschiedenen Baustilen zu sehen ist.

Im Bild: Holzverkleidungen an traditionellen Häusern in der Altstadt von Dschiddah

Van Nelle Fabrik in Rotterdam, Niederlande

Quelle: AFP

8 / 12

Van Nellefabriek, Rotterdam, Niederlande

Die Fabrik Van Nelle im niederländischen Rotterdam aus den 1920er Jahren sei eines der "Glanzstücke der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts", urteilten die Unesco-Experten. Die Fabrik wurde von dem Architekten Leendert van der Vlugt entworfen und zwischen 1925 und 1931 errichtet. Sie war als "ideale Fabrik" mit viel Licht für die Arbeiter konzipiert. Früher wurde dort Kaffee, Tee und Tabak verarbeitet, heute sind dort zahlreiche Kleinbetriebe untergebracht.

(Siehe dazu das deutsche Welterbe: Fagus-Werk, entworfen von Gropius)

Zitadelle von Erbil, Irak

Quelle: AFP

9 / 12

Zitadelle von Erbil, Irak

Mit der Aufnahme der berühmte Zitadelle von Erbil (oder Arbil) in der gleichnamigen irakischen Kurdenhauptstadt setzte die UN-Organisation inmitten des neuen Irak-Konflikts zwischen Dschihadisten und Regierung auch ein politisches Signal. Ein Mitglied der irakischen Delegation begrüßte die Entscheidung als "Geschenk" an das irakische Volk in Zeiten, in denen das Land so sehr gute Nachrichten brauche.

Seit mehr als 7000 Jahren soll die Zitadelle bereits über der Stadt stehen und könnte damit die älteste, durchgängig bewohnte Siedlung der Welt sein.

Im Bild: einer der Eingänge zur Zitadelle im Nordirak, daneben die Statue des kurdischen Autors Ibn al-Mustawfi al-Irbili.

Patagonien Cerro Torre

Quelle: Imago Stock&People/ARCO Images

10 / 12

Qhapaq Ñan Inkapfade in Lateinamerika

Das Unesco-Komitee beschloss die Aufnahme des Qhapaq Ñan genannten Netzes von Inka-Pfaden durch Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru: Das System sei allein durch seine Größe und die Qualität der Straßen eine "einzigartige Leistung von Ingenieursfähigkeiten in höchst verschiedenen geographischen Geländen", es verbinde die schneebedeckten Gipfel der Anden-Bergketten mit der Küste und verlaufe durch heiße Regenwälder, fruchtbare Täler und absolute Wüsten, erklärte das Komitee. Am größten war das Wegenetz im 15. Jahrhundert.

Maschine in der Seidenspinnerei Tomioka, Japan

Quelle: AFP

11 / 12

Seidenspinnerei Tomioka, Japan

Die historische Fabrik ist stellvertretende zum Weltkulturerbe geworden: Die 1872 bei Gunma nordwestlich von Tokio gebaute Seidenspinnerei Tomioka stehe für den Wandel Japans zur Industrienation, begründete die Unesco-Kommission ihre Entscheidung. Die Seide wurde damals vor allem nach Frankreich und Italien exportiert.

Im Bild: eine Maschine zum Spinnen von Rohseide

Große Kanal in Wuzheng  in der Provinz Zhejiang, China

Quelle: AFP

12 / 12

Kaiserkanal in China

Knapp 2000 Kilometer ist der Große Kanal in China lang, der Peking mit der Provinz Zhejiang verbindet. Er wurde bereits im siebten Jahrhundert vor Christus (Sui Dynastie) genutzt und ist damit der älteste und längste, von Menschen erschaffene Wasserweg in der vorindustriellen Zeit.

Im Jahr 2014 hatten sich 36 Stätten weltweit um einen Titel beworben - auch folgende hatten unter anderem Erfolg (die komplette Liste finden Sie hier):

Namhansanseong in Korea

Etwa 25 Kilometer südöstlich von Seoul wurde diese Stadtfestung Ende des 14. Jahrhunderts in den Hügeln errichtet - als Hauptstadt in Kriegszeiten während der Joson Dynastie. Buddhistische Kampfmönche bauten und verteidigten die Stadt, in der 4000 Menschen Zuflucht finden konnten.

Seidenstraßen-Routen im Chang'an-Tianshan Korridor (China, Kasachstan, Kirgistan)

Dieser Abschnitt des Seidenstraßen-Netzes umfasst etwa 5000 Kilometer und nahm bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus Formen an - und wurde bis ins 16. Jahrhundert genutzt. Auf diesen Wegen wurden nicht nur Waren transportiert, sondern auch Glaubensrichtungen, Wissen und technologische Neuerungen verbreitet.

Die alten Pyu-Städte, Myanmar

Es ist die erste Welterbestätte für Myanmar: Die drei historischen Städte Halin, Beikthano und Sri Ksetra im Ayeyarwady-Delta spiegeln das Erbe des Pyu-Königreichs, das mehr als tausend Jahre lang bis 900 nach Christus Bestand hatte. Das Volk der Pyu gilt als eine der ersten Hochkulturen in Südostasien. Die drei Städte sind von Archäologen teilweise freigelegt. Sie fanden unter anderem Teile des Palastes, frühe industrielle Produktionsstätten und riesige buddhistische Stupas.

Shahr-i Sokhta, Iran

Diese "verbrannte Stadt" liegt am Schnittpunkt von Handelswegen aus der Bronzezeit. Die Überreste zeigen, wie sich die ersten komplexeren Gemeinschaften im östlichen Iran gebildet hatten: Von 3200 bis 1800 vor Christus war die Stadt bewohnt, erweitert und in Viertel unterteilt worden.

Okavango-Delta, Botswana

Das Delta ist nicht nur unter Safari-Touristen eine Legende, schließlich zählt es mit etwa 20 000 Quadratkilometern zu den größten und tierreichsten Feuchtgebieten in Afrika.

© SZ.de/AFP/dpa/kaeb/cag
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: