Travel Episodes:Klang der Dolomiten

Wenn in den Dolomiten die Füße schwer werden, ist der Kopf ganz leicht. Eindrücke aus einer mythischen Bergwelt, die auch Musiker glücklich macht.

Von Gitti Müller

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Dolomiten Südtirol Unesco Weltnaturerbe Alpen

Quelle: Travel Episodes/Johannes Klaus

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Von Gitti Müller

Die Dolomiten zählen seit 2009 zum Unesco-Weltnaturerbe und gelten als eine der 50 schönsten Landschaften Europas. Das imposante Gebirge ist nach einem kleinen Mann mit langem Namen benannt: Déodat Guy Sylvain Tancrède Gratet de Dolomieu. Der Geologe entdeckte im 18. Jahrhundert im Trentino eine merkwürdige Gesteinsart, die wie Kalk aussehe, aber kein Kalk sei. Nach ihm wurde das Gestein Dolomit benannt - und später die Alpenregion.

Wer sich hier auf die Suche nach Ruhe macht, findet nicht nur Landschaften, deren Anblick den Atem raubt. Sondern auch tiefverwurzelte Menschen - und Konzerte bei Sonnenaufgang (als Multimedia-Reportage bei The Travel Episodes).

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Es duftet nach Nadelbaum, die Luft ist weich und würzig. Foresta dei Violini im Val di Fiemme ist nicht irgendein gewöhnlicher Bergwald. Berühmt wurde der "Geigenwald", weil seine Fichten eine außergewöhnliche Holzqualität haben und zum Erfolgsgeheimnis der alten Geigenbaumeister gehören: Der große Stradivari soll persönlich gekommen sein, um das Holz für seine Violinen auszusuchen. Für die Herstellung von Geigen werden hier Höchstpreise erzielt.

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Auf so einen kostbaren Wald muss gut achtgegeben werden: Der wichtigste Mann hier ist Giuliano Zugliani, er liebt seinen Beruf als Förster. Wenn er nicht den Wald hütet, ist er als Bergführer unterwegs: in den Anden Perus und Ecuadors, in Argentinien, Nepal, Tansania, in der Türkei und Marokko. Zugliani lacht viel, was an den Dolomiten liegen könnte: Denn da sei es am schönsten, sagt der Vielgereiste. Und lacht.

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Dann räumt der Förster ein, dass seine Arbeit in den Bergen für ihn "eigentlich keine Arbeit ist, sondern pure Entspannung und Spaß". Kein Wunder, bei dieser Umgebung. Vor sehr, sehr langer Zeit stand hier alles unter Wasser. Bis sich vor 80 Millionen Jahren die Afrikanische Kontinentalplatte gegen die Eurasische schob und die Erde sich auffaltete. Korallenriffe und Meeresboden tauchten auf: die Dolomiten.

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Die Geigen aus dem kostbaren Wald erklingen auch, zumindest in den wärmeren Sommermonaten - zu äußerst früher Stunde: "The Sounds of Dolomites" ist eine Institution im Trentino. 4.30 Uhr am Col Margherita, trotzdem sind die Gondeln überfüllt - mehrere tausend Menschen freuen sich auf ein ganz besonderes Konzert. Mario Brunello und Dave Douglas tragen ihre schweren Kontrabässe auf dem Rücken den Berg hinauf, ihre Frauen schleppen die schlafenden Kinder. Langsam färbt sich der Himmel orange.

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Wie eine Karawane steigen Musiker und Publikum den Pfad etwa zwei Kilometer von der Gondelstation abwärts bis zur Bühne. In den Felsen lagern bereits Hunderte Zuhörer, zum Teil in Schlafsäcken, eingemummelt in Decken und trinken Tee oder Kaffee aus Thermosflaschen. Die Luft ist kalt, der Fels auch.

Die Musiker stimmen ihre Instrumente. Die Luft schwingt zwischen den erwartungsvollen Besuchern, in der Stille des Morgens und unter der rötlichen Färbung des Himmels. Und dann beginnt die Musik, Konzert e-Moll, Antonio Vivaldi. Gänsehaut, nicht wegen der Kälte. Die Sonne geht auf.

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Die Menschen in den Dolomiten legen Wert auf Kultur - und bewahren ihre eigene. Das Val di Fassa war dank seiner hohen Gipfel und der unwegsamen Pässe lange vor Einflüssen von außen geschützt. Deshalb hat das Tal über zwei Jahrtausende seine Sprache bewahrt.

Das Fassa-Tal hat 30 000 Einwohner und drei ladinische Dialekte. Zur Tradition gehören auch zahlreiche Feste und Rituale, um böse Geister zu besänftigen und die guten bei Laune zu halten. Kein Wunder: In einer Umgebung, wo Erdrutsche ganze Dörfer unter sich begraben und wo Gewitter die Erde erzittern lassen, da ist der Glaube an Hexen und Geister nicht weit.

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Der Bildhauer Rinaldo Cigolla ist über achtzig und arbeitet immer noch in seinem Atelier in Canazei. "Der Blick aus dem Fenster auf die Berge", sagt er, "gibt mir so viel Kraft. Was immer in der Welt geschieht, es macht mir keine Angst." Und wenn man ihm eine große Villa und viel Geld verspräche, irgendwo anders auf der Welt, wo es auch schön ist? Nicht mal der luxuriöseste Ort der Welt bringe ihn hier weg, beteuert er. Diese Menschen haben Wurzeln, die tief in die Erde gehen.

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Egal, wie sehr die Muskeln noch vom Vortag schmerzen: In den Dolomiten muss man einfach wandern, muss die Berge erklimmen. Also trotz Muskelkater von Campitello nach Canazei und dann hinauf zum Rifugio Sasso Piatto. Die Schultern entspannen sich, der Körper ist oben leicht und unten schwer - die Füße wie Blei. Aber der Kopf ist frei.

Die komplette Multimedia-Reportage bei The Travel Episodes: "Liebe Dolomiten, ich bin zurück"

© SZ.de in Kooperation mit The Travel Episodes/kaeb/dd
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