Traurige Ortsnamen:Zum Heulen

Traurige Ortsnamen: Traurige Orte: "Massacre Island", "Terror Lake" und "Mount Despair".

Traurige Orte: "Massacre Island", "Terror Lake" und "Mount Despair".

(Foto: Quelle: Google Maps)

"Tragedy Pool", "Massacre Island", "Melancholy Waterhole","Nowhere Else": Ein Australier sammelt die traurigsten Ortsnamen der Welt.

Von Jana Stegemann, Tal der Tränen

Es gibt Orte auf dieser Welt, deren Namen so verheißungsvoll klingen wie Vanilleeis mit heißen Himbeeren schmeckt: Capri, Provence, Santorini, Portofino, Koh Phi Phi, Rio de Janeiro ...

Exakt das Gegenteil sammelt Damien Rudd auf seinem Instagram-Account @sadtopographies: "Tragedy Pool", "Massacre Island", "Little Hope", "Nowhere Else", "Heartache Road" ... Der Australier veröffentlicht Google-Screenshots mit den - zumindest dem Namen nach - traurigsten Orten und Regionen der Welt. "Eine exzellente Sammlung der depressivsten Reiseziele der Welt", so beschreibt die Onlineseite Quartz Rudds Hobby.

"Heute mögen die Namen lustig klingen, aber die Ortsnamen haben meist eine tragische Geschichte. Gerade in Australien, den USA und Kanada gibt es viele Orte, die verbunden sind mit der dunklen Zeit des frühen Kolonialismus, und mit Unglücken von Entdeckern und Siedlern", sagte Rudd dem amerikanischen Onlinemagazin Mashable. Sein ungewöhnliches Hobby begann in Australien, wo er den "Mount Hopeless" (Hoffnungsloser Berg) fand. "Nach seiner Entdeckung begann ich mit dem Suchen und Sammeln ähnlicher Orte."

Auf einigen Inseln geht es heute aber zum Glück fröhlicher zu als noch vor einigen Jahrhunderten.

Elf ausgewählte Reiseziele aus Rudds Sammlung:

Cape Disappointment: So wird die Südspitze der Halbinsel Long Beach Peninsula an der Mündung des Columbia River im US-Bundesstaat Washington genannt. Wissenschaftlich belegt ist, dass Cape Disappointment eine der nebeligsten Ecken der Welt ist: 2552 Stunden pro Jahr - das sind 106 Tage - ist alles in graue Watte gehüllt. Die andere Zeit des Jahres gibt es dort viel unberührte Natur zu sehen: Zum 794 Hektar großen Cape Disappointment State Park gehören 30 Kilometer raue Küste, unberührte Wälder und klare Süßwasserseen. Und ein Campingplatz, zwei Leuchttürme und eine ehemalige Küstenbefestigung. Der Park ist bedroht. Seit den Fünfzigerjahren gingen durch Erosion bereits 50 Hektar Land verloren. Sein Name rührt jedoch von der erfolglosen Mission des englischen Schiffkapitäns John Meares, der 1788 eigentlich den Fluss Columbia suchte - aber nur die Halbinsel fand. Wahrscheinlich weil es sehr nebelig war. Ebenfalls auf der Halbinsel ist die Küstenwache ansässig. Und das ist nötig: Dort werden jährlich mehr als 400 Hilferufe von Seefahrern registriert, die vor Cape Disappointment im Nebel die Orientierung verlieren. Enttäuschend.

Mount Hopeless: Der 127 Meter hohe Berg im Süden Australiens bekam seinen Namen 1844 von Charles Sturt. Der Entdecker versuchte gemeinsam mit anderen einen sagenumwobenen inländischen Süßwassersee zu finden - und scheiterte. Geschwächt durch tagelange Märsche ohne Essen und Trinken, verbrannt von sengender Hitze, überlebten mehrere Expeditionsteilnehmer die Erkundung nicht - und starben mit Blick auf den Berg.

Massacre Island: Knapp 1400 Einwohner leben auf der Insel "Massacre Island" im Golf von Mexiko, die zum US-Bundesstaat Alabama gehört. Sie trägt heute den Namen "Dauphin Island" und ist wegen ihrer traumhaften Strände und der Spazierwege durch ein großes Vogelschutzgebiet ein beliebtes Urlaubs- und Erholungsziel für Touristen. Die Insel wurde während des Jahrhundert-Hurrikans "Katrina" 2005 schlimm getroffen. Ursprünglich hatten französische Kolonisten die Insel im frühen 17. Jahrhundert besiedelt, später war sie militärisches Sperrgebiet. Den Namen "Massacre Island" wählte der Franzose Pierre Le Moyne d'Iberville aus. Als er 1699 an einem dunklen Wintertag mit seiner Crew die Insel erreichte, bot sich ihnen ein grausiger Anblick: Schädel und Skelette, menschliche und tierische Überreste. Jahrhunderte später stellte sich heraus, dass es sich dabei um ein Hügelgrab handelte, das von einem Hurrikan freigelegt worden war - und nicht um die Stelle eines Massakers. Der Name aber blieb über Jahrhunderte.

Nowhere Else: Es ist nur ein Straßenschild, aber es macht den australischen Behörden auf der Eyre-Halbinsel große Sorgen: Es wird in regelmäßigen Abständen gestohlen. "Mir ist klar, dass es für viele ein begehrenswertes Souvenir ist, aber das geht so nicht", sagte eine zuständige Lokalpolitikerin dem Sender ABC, "es wird zu teuer für uns." Der Straßenname rührt offenbar daher, dass Schäfer sich mit ihren Tieren auf der Suche nach einer Schäfer-Hütte verliefen. Als sie stundenlang in der Gegend herumirrten, soll einer der Männer gesagt haben: "Wenn sie nicht hinter dem nächsten Hügel ist, ist sie Nirgendwo."

Tragedy Pool: Hierbei geht es nicht um Tragödien in türkisen Pools von Hollywoodstars. "Tragedy Pool" liegt 19 Meter über dem Meerespiegel in einem bewaldeten Gebiet der Aborigines im Westen Australiens.

Grief Island: Eine unbewohnte Insel der kanadischen Provinz British Columbia an der Küste des Pazifischen Ozeans. Mehr war nicht herauszubekommen. Traurig.

Mistake Island: Die kleine Insel liegt im US-Bundesstaat Maine. Sie ist wenig bewachsen und unbewohnt. Ein Leuchtturm mit dem Namen "Moose Peak Light" wurde 1872 dort gebaut. 1972 wurde das Gebäude an jemanden aus Connecticut verkauft. Ob das ein Fehler war, ist nicht überliefert.

Unfortunate Cove: Die bedauerliche Bucht lässt sich auf der Insel Neufundland im Atlantischen Ozean finden.

Dead Dog Island: Eine winzige Insel in der Hudson Bay. Die Nachbarinsel trägt einen fröhlicheren Namen: Little Pig. Beide gehören zur kanadischen Provinz Ontario.

Alone: Ganz allein lebt man in dem hübschen italienischen Bergdörfchen Alone nicht. Etwa 140 Einwohner zählt die Gemeinde in der Lombardei. 30 Kilometer sind es von dort bis zum Gardasee.

Crazy Women Creek: Ein Fluss in Johnson County im US-Bundesstaat Wyoming. Zahlreiche Legenden ranken sich um seinen ungewöhnlichen Namen. Überliefert ist, dass hier nach der weißen Besiedlung Schlachten zwischen Indianern und Soldaten ausgefochten wurden.

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