Konflikt im Grenzgebiet:Das ändert sich für Türkei-Urlauber

Strand bei Antalya, Türkei, dpa

Die meisten Badegäste sind weit weg von den Angriffen der türkischen Luftwaffe. So bleibt beispielsweise die Region Antalya ein beliebtes Reiseziel.

(Foto: dpa)
  • Die Türkei ist eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen - nun herrscht ein Konflikt im Südosten des Landes.
  • Das Auswärtige Amt empfiehlt, "sich nicht in der Nähe der Grenzen zu Syrien und Irak aufzuhalten und insbesondere Grenzanlagen zu meiden".
  • Auf die beliebten Ferienregionen selbst gebe es bisher jedoch keine unmittelbaren Auswirkungen.

Von Jochen Temsch

Sonne, gutes Essen, Kultur - die Türkei ist eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Gerade in diesem Sommer ist das Land besonders gut von Pauschalurlaubern gebucht, wie die großen Reiseveranstalter melden. Im Gegensatz etwa zu Tunesien gilt die Türkei nach wie vor als sicher, im Gegensatz zu Griechenland ist die Lage dort stabil. Selbst der Konflikt im Südosten des Landes scheint den Deutschen nicht die Urlaubslaune zu vermiesen. "Wir sehen nicht, dass sich das Reiseverhalten momentan verändert", heißt es beim Deutschen Reiseverband (DRV).

Grundsätzlich richten sich die in diesem Verband organisierten Veranstalter nach den Empfehlungen des Auswärtigen Amtes in Berlin. Das Ministerium hat am Montag seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei aktualisiert. Es empfiehlt nun, "sich nicht in der Nähe der Grenzen zu Syrien und Irak aufzuhalten und insbesondere Grenzanlagen zu meiden". Als Reaktion auf die Kämpfe könne es zu Anschlägen der PKK in der Türkei kommen, heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes. Bei Reisen über Land wird zu besonderer Vorsicht geraten. Am Mittwoch wurden die Reisehinweise noch einmal verschärft: "Darüber hinaus gibt es Hinweise auf mögliche Anschläge auf die U-Bahn und Bushaltestellen in Istanbul", heißt es nun. Auf die beliebten Ferienregionen selbst gebe es bisher jedoch keine unmittelbaren Auswirkungen.

Besonders hart ist der Inlandstourismus getroffen

Die meisten Touristen sind weit weg von den Angriffen der türkischen Luftwaffe auf Stellungen der kurdischen PKK und der Terrormiliz IS im Nordirak und in Syrien. Die Kämpfe finden im äußersten Südosten des Landes statt - 1200 Kilometer entfernt von den Hotelanlagen an der türkischen Riviera um Antalya, 1600 Kilometer entfernt von den All-inclusive-Resorts der türkischen Ägäis bei Kuşadası.

Dort, zwischen Sonnenliege und Buffet, wird man wohl nicht viel mitbekommen von den Spannungen in der entlegenen Region. Auch von den Reaktionen darauf und auf die landesweiten Razzien - teils gewalttätig verlaufende Demonstrationen in Istanbul, Ankara und anderen Großstädten - dürften die meisten Urlauber nichts merken. Für einen Besuch in den Städten ist es vielen im Sommer schlicht zu heiß.

Der Tourismus im Südosten der Türkei dagegen lässt sich aus Sicht der Massenveranstalter kaum messen. Es gebe dort "keinen nennenswerten Reiseverkehr", heißt es etwa beim DRV. Dafür führten Rund- und Studienreisen dorthin. Die Provinzen Batman, Mardin, Şanlıurfa, Gaziantep und Hatay sind überaus reich an alter Kultur. Jetzt haben die Veranstalter von Bildungsreisen alle Touren abgesagt. Studiosus, der größte deutsche Anbieter für Studienreisen, hat die Region südlich und südwestlich des Vansees aus dem Programm genommen. Alle anderen Landesteile werden wie geplant angesteuert.

Besonders hart treffen die Konflikte den Inlandstourismus. Die Türken selbst hatten zuletzt den Südosten neu entdeckt, den sie viele Jahre lang als Kurden- und PKK-Gebiet gemieden hatten. Checkpoints waren verschwunden, Luxushotels wurden gebaut, syrisch-orthodoxe Klöster, Basargassen und Zitadellen herausgeputzt. Mardin beispielsweise hübschte sich für den Status des Unesco-Welterbes auf. Die Region war auf dem besten Weg, ein herausragendes Beispiel für die versöhnenden Möglichkeiten des Tourismus zu werden. Dieser Traum scheint nun erst einmal geplatzt zu sein.

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