Tourismus:Veranstalter sagen Reisen nach Ägypten ab

Ägypten Touristen Gizeh

Touristen vor den Gizeh-Pyramiden: Aufgrund der bedrohlichen Lage in Ägypten können Urlauber Reisen hierher kostenlos stornieren.

(Foto: AFP)

Das Auswärtige Amt hat seinen Reisehinweis für Ägypten verschärft - und deutsche Reiseveranstalter reagieren umgehend. Eine Reisewarnung ist das aber noch nicht. Was bedeutet das für Urlauber?

Von Carolin Gasteiger

Nach dem verschärften Reisehinweis für Ägypten durch das Auswärtige Amt haben fast alle deutschen Veranstalter Reisen in das Land bis Mitte September abgesagt.

Tui reagierte am Freitag als erster großer Veranstalter. Urlauber, die sich derzeit in den Baderegionen am Roten Meer befinden, können ihren Aufenthalt jedoch fortsetzen, da es dort unverändert ruhig sei, so das Unternehmen. Wer seinen Urlaub abbrechen möchte, soll sich laut Tui an die Reiseleitung vor Ort wenden. Die Absage der Reisen gilt für die Marken Tui, 1-2-Fly, Airtours und Discount Travel.

Ähnlich reagieren auch die deutschen Veranstalter von Thomas Cook (Neckermann Reisen, Thomas Cook, Bucher Last Minute und Öger Tours). Auch diese bringen vorerst keine neuen Gäste mehr nach Ägypten. Bereits gebuchte Reisen werden abgesagt. Auf Wunsch wird Kunden ein alternatives Reiseziel angeboten. Die Regelung gilt bis zum 15. September 2013. Urlauber, die bereits vor Ort sind, werden wie gebucht nach Deutschland zurückfliegen. Die Airline Condor wird nach eigenen Angaben keine Fluggäste mit Abflügen bis einschließlich 15. September nach Ägypten befördern. Alltours und DER Touristik sagten ebenfalls alle Reisen bis zum 15. September ab. Kunden von Phoenix Reisen können jetzt alle Ägyptenreisen, die für diesen Winter geplant sind, kostenlos stornieren. Entscheiden dürfen sie sich bis Ende September. Die Urlauber, die bereits am Roten Meer sind, wollten momentan auch bleiben, sagte ein Sprecher. "Aber wir zwingen unsere Gäste nicht, dort zu bleiben."

Der Deutsche Reiseverband (DRV) bittet Urlauber mit Abreisen in den nächsten Tagen, sich direkt an ihr Reisebüro oder den Reiseveranstalter zu wenden, um die aktuellen Reisebedingungen zu klären. Reisende vor Ort in den Touristengebieten am Roten Meer könnten ihren Urlaub fortsetzen. Ihnen wird aber empfohlen, sich während ihres weiteren Aufenthalts besonders umsichtig zu verhalten und den Hinweisen der Hotels und Reiseveranstalter unbedingt Folge zu leisten.

Das Auswärtige Amt hatte am Freitag seine Reisehinweise verschärft und auf das ganze Land ausgedehnt. Es gebe eine "sehr zugespitzte Lage" in der Hauptstadt Kairo, während in den Touristenzentren am Roten Meer die Situation "derzeit noch anders sei", sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke in Berlin. Er betonte, dass es sich um einen Reisehinweis und keine Reisewarnung handele - ein wesentlicher Unterschied.

Reisehinweis oder Reisewarnung?

Denn Reisehinweise beinhalten dem Auswärtigen Amt zufolge lediglich Informationen zur aktuellen Lage im Land, die auf den Recherchen der Botschaft vor Ort basieren. Sie werden regelmäßig aktualisiert, beziehungsweise wie im Fall von Ägypten, verschärft. Reisewarnungen hingegen enthalten einen "dringenden Appell" des Auswärtigen Amts und werden demzufolge nur dann ausgesprochen, "wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben vor Reisen in ein Land oder in eine bestimmte Region eines Landes gewarnt werden muss".

Bislang galt bereits eine Teilreisewarnung für Kairo und weitere Regionen wie das Nildelta, allerdings nicht für die großen Touristengebiete am Roten Meer auf der ägyptischen Festlandseite. Für diese besteht auch jetzt keine Teilreisewarnung, allerdings sollten Urlauber nun auch diese Region meiden. "Dringend abgeraten" werde derzeit aber von Reisen nach Kairo, ins Nildelta und in die Region Oberägypten. Insgesamt sei die weitere Entwicklung "unvorhersehbar".

Der Unterschied zwischen Reisehinweis und -warnung mag marginal erscheinen, ist jedoch entscheidend. Juristen zufolge hängt das vor allem mit den wirtschaftlichen Folgen einer Reisewarnung zusammen. Tourismusunternehmen müssten bei einer Reisewarnung für Ägypten finanzielle Verluste hinnehmen. "Besonders in Ländern, in die deutsche Urlauber gerne fahren, zögert das Auswärtige Amt mit Reisewarnungen", zitiert die Deutsche Welle den Reiserechtler Ernst Führich von der Hochschule Kempten.

Aber auch Ägypten würde die Warnung schwer treffen. Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung lebt vom Tourismus, und das Land hatte erst die Einbußen nach dem Arabischen Frühling zu verkraften. Eine Reisewarnung bezeichnete der ägyptische Tourismusminister im SZ-Interview als Gift für sein Land.

Sowohl Reisehinweise als auch -warnungen sind keine dezidierten Verbote, sondern Empfehlungen. "Die Entscheidung über die Durchführung einer Reise liegt allein in Ihrer Verantwortung", heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.

Sollte sich die politische Lage in Ägypten weiter verschlechtern, könnte das Auswärtige Amt, ähnlich wie die USA, Urlauber oder Deutsche, die in Ägypten leben, zur Ausreise auffordern.

Mit Material der Agenturen

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