Tourismus in Ägypten:Comeback in Gefahr

Egypt to end visa on arrival policy for independent travelers

Bei den Pyramiden von Gizeh.

(Foto: dpa)

Nach Revolution und Anschlägen kamen zuletzt wieder mehr Urlauber nach Ägypten. Nun aber droht der wichtigen Branche eine neue Krise.

Von Stefan Fischer

Es ging zuletzt aufwärts mit dem Tourismus in Ägypten. Ein Badeurlaub am Roten Meer erschien zunehmend attraktiv für deutsche Urlauber, die lange ferngeblieben waren nach der Januarrevolution von 2011 und wiederholten Anschlägen, auch auf Touristen. "Das Interesse an Ägyptenreisen ist in den letzten Monaten deutlich angestiegen", sagt Anja Braun, Sprecherin des größten deutschen Touristikkonzerns Tui. Ähnlich äußert man sich bei Thomas Cook. Und FTI hat sein Flugangebot deutlich erhöht, fast 100 Flüge des Veranstalters starten wöchentlich aus dem deutschsprachigen Raum nach Hurghada, Marsa Alam und Scharm el-Scheich; die Zuwächse lägen im hohen zweistelligen Prozentbereich, sagt eine Sprecherin. René Herzog, Geschäftsführer von DER Touristik, sprach Ende Januar von einem "Comeback", das Ägypten als Reiseland erlebe. Das Land schien touristisch von der Lage in der Türkei zu profitieren, zudem wurde in die Hotel-Infrastruktur investiert. Auch wurden die Preise nochmals gesenkt.

Doch nun verunsichern die neuen Anschläge, die überdies gezielt gegen Christen gerichtet waren, potenzielle Gäste. Anja Braun bestätigt, dass es nach dem Terror in Tanta und Alexandria "einen erhöhten Informationsbedarf in unseren Callcentern gibt". Noch ist nicht abzusehen, ob die Attentate vom Palmsonntag den zarten Aufschwung gleich wieder beenden. Sie trugen sich weit entfernt von jenen Gegenden zu, in denen sich Touristen aufhalten. Das betroffene Nildelta, überhaupt der gesamte Nil, wird ohnehin nach wie vor gemieden: Der Kulturtourismus an den altägyptischen Sehenswürdigkeiten sowie das Geschäft mit den Nilkreuzfahrten liegen weiterhin brach. Lediglich bei Mittelmeerkreuzfahrten wird Alexandria inzwischen wieder angelaufen, wenn auch selten. Die Mein Schiff 3 von Tui Cruises lag gerade im Hafen der Stadt, als die St.-Markus-Kirche angegriffen wurde. Das Schiff soll nächste Woche noch einmal in Alexandria vor Anker gehen. Die Reederei prüfe derzeit, ob das Schiff eine andere Route nehmen werde, so eine Sprecherin.

Das Außenministerium rät weiterhin nur "zu Vorsicht"

Die großen deutschen Pauschalreise-Veranstalter haben keine Gäste in Kairo und Alexandria, sie sind also nicht unmittelbar betroffen von den Anschlägen. Sie verweisen zudem darauf, dass das Auswärtige Amt bisher keine neue Bewertung der Sicherheitslage vorgelegt hat. Für das Land gilt weiterhin eine Teilreisewarnung, die bislang nicht verschärft worden ist. Auch bei Reisen ans Rote Meer wird jedoch "generell zu Vorsicht geraten", heißt es in den Reisehinweisen des Außenministeriums zu Ägypten. Der dreimonatige Ausnahmezustand, der verhängt worden ist, wird vorerst wohl keine konkreten Auswirkungen auf Touristen haben.

Die Frage ist nun, welche Schlüsse Urlauber aus den Terrorattacken ziehen. Die Gewalt war gegen ägyptische Christen gerichtet. Könnte das bedeuten, dass demnächst auch Touristen aus christlichen Ländern wieder ins Visier von Dschihadisten geraten? Obwohl es bereits vor Weihnachten einen Anschlag auf die koptische Kirche Peter und Paul in Kairo gegeben hatte, die Gefährdungslage also bekannt war, konnten die Sicherheitskräfte die beiden Kirchen nicht schützen. Wie sehr vertrauen die Urlauber noch darauf, dass bewachte Hotelanlagen wirklich sicher sind? Die Buchungszahlen der nächsten Wochen werden Antworten liefern.

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