Tourismus im Libanon:Alle Hoffnungen zerstört

Es sollte ein Rekordjahr für den Tourismus im Libanon werden. Die Hotels waren ausgebucht, Strände und Urlaubsorte in den Bergen voller Touristen. Die Gewalt zerschlägt nun alle Hoffnungen auf einen Tourismus-Boom.

Nach einem turbulenten Jahr seit der Ermordung von Ministerpräsident Rafik Hariri wollte das Nahost-Land endlich wieder aufatmen. Jetzt steht es am Abgrund: Die israelischen Bomben schlagen Schneisen der Verwüstung, der Konflikt mit der Hisbollah treibt die Ausländer in Scharen aus dem Land.

Tourismus im Libanon: Ein Strand in Beirut: Alle Betten waren ausgebucht - nun reisen alle Touristen aus.

Ein Strand in Beirut: Alle Betten waren ausgebucht - nun reisen alle Touristen aus.

(Foto: Foto: AP)

"Es gibt einen Exodus der Urlauber aus dem Libanon", beklagt Tourismusminister Joe Sarkis. Die Gewalt sei "katastrophal" für den Libanon, sagt er nicht nur mit Blick auf die Toten und die zerstörte Infrastruktur.

Zwölf Prozent der Einnahmen aus dem Tourismus

Sarkis hatte in diesem Jahr 1,6 Millionen Touristen erwartet, die seinem Land mehr als zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) bringen würden. Das kleine Land ohne nennenswerte Bodenschätze ist stark auf den Tourismus angewiesen: Er trägt rund zwölf Prozent zu den Einnahmen bei.

Stattdessen müssten nun Unmengen an Geld in den Wiederaufbau gesteckt werden, rechnet Sarkis. Allein die Schließung des Beiruter Flughafens koste den Libanon jeden Tag mehrere Millionen Dollar, schätzt Amr Abdel-Ghaffar von der Welttourismusorganisation in Madrid.

Nach der Ermordung Hariris im Februar 2005 und dem darauf folgenden Rückzug der Truppen der Schutzmacht Syrien, der eine Verwicklung in den Anschlag vorgeworfen wurde, erschütterten mehrere Anschläge den Libanon.

Seitdem kehrte aber Ruhe ein, und die Touristen kamen zurück - hat der Libanon doch sowohl Mittelmeerstrand und Berge als auch ein reiches Kulturerbe zu bieten, darunter archäologische Kostbarkeiten in Baalbek, einer Hochburg der Hisbollah.

Auch bei Besuchern aus der arabischen Welt galt der Libanon als beliebtes Reiseziel. Die Temperaturen sind relativ moderat, die gesellschaftlichen Regeln im Vergleich zu manch strengen Vorschriften in der Heimat locker.

Festivals abgesagt

Der Libanon lockte Urlauber aus Ost und West auch zum Feiern und Shoppen. Auch Konzerte mit internationalen Stars standen in diesem Sommer auf dem Programm. Liza Minelli und die Rockband Deep Purple hatten sich angesagt. Jetzt hat die Gewalt auch die Musik besiegt. Die Festivals fallen aus.

"Wir dachten, dass wir uns ausreichend informiert hätten, als wir hierher kamen", sagt die 21-jährige Urlauberin Holly Robbins aus New Jersey. Statt Sonne und Entspannung erwarteten sie aber Angst und Bomben. Als die Studentin zurückfliegen wollte, war der Flughafen von Beirut schon lahm gelegt.

Sie floh über Land und Meer und landete schließlich nach einer Zwischenstation in Syrien auf der Mittelmeerinsel Zypern.

Wenn alles vorbei ist, hofft Robbins wieder einmal in den Libanon reisen zu können. Auf die internationale Politik werfe der Konflikt kein gutes Licht, sagt sie. Aber das Land an sich "wird für uns nicht weniger attraktiv".

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