Tourismus:Ägypten - sicher oder nicht?

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Angst nach dem Flugzeugabsturz über dem Sinai: Szene in Sharm el-Sheikh, Ägypten (Foto: David Degner/Getty Images)
  • Anders als Großbritannien hat Deutschland noch keine Reisewarnung für Ägypten herausgegeben.
  • Hintergrund ist der Absturz einer russischen Passagiermaschine über dem Sinai.
  • Der Vorfall dürfte ein weiterer Schlag für den ägyptischen Tourismus sein.

Von Michael Kuntz, München

Sie schätzen die Sicherheitslage auf der Sinai-Halbinsel verschieden ein: Während die Regierungen von Großbritannien und der Niederlande den Flugtourismus nach Scharm el-Scheich gestoppt haben, hat das Auswärtige Amt in Berlin bisher keine Reisewarnung herausgegeben. Eine solche förmliche Reisewarnung jedoch wäre Voraussetzung dafür, dass deutsche Reiseveranstalter ihre Gäste in die Heimat vorzeitig zurückholen würden, beziehungsweise die kostenlose Umbuchung eines noch nicht angetretenen Aufenthaltes möglich wäre. Ohne Reisewarnung warten die deutschen Veranstalter die weitere Entwicklung erst einmal ab.

Noch sei die Absturzursache nicht geklärt: "Bisher liegen keine belastbaren Ergebnisse der Unfalluntersuchung vor", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Süddeutschen Zeitung. Die Lufthansa hat allerdings bereits angekündigt, sich gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und den Reiseveranstaltern um die in Scharm el-Scheich befindlichen Fluggäste zu kümmern und für sie Rückflüge zu organisieren.

Nach Angaben des Reiseverbandes DRV spielt die Sinai-Halbinsel mit ihren Badeorten Scharm el-Scheich und dem davon 80 Kilometer entfernten Dahab als Urlaubsziel für Deutsche eine untergeordnete Rolle. Der Branchenführer Tui hat nur rund 50 Gäste vor Ort. Stornierungen oder Wünsche nach vorzeitiger Heimreise gebe es bisher nicht. Insgesamt sind laut DRV 2000 Ferienreisende aus Deutschland auf der Sinai-Halbinsel. Vor allem Briten, Niederländer und Russen urlauben dort.

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Deutsche Urlauber fliegen in erster Linie nach Hurghada und Marsa Alam weiter südlich im Land. Air Berlin sowie die Ferienfluggesellschaften Tui-Fly und Condor haben Scharm el-Scheich nicht im Flugplan. Die planmäßigen zwei wöchentlichen Flüge ihrer Fluggesellschaften Edelweiss und Eurowings hat die LH-Gruppe bis auf Weiteres eingestellt. Der Münchner Veranstalter FTI will seine Ägyptenreisen hingegen vorerst weiter durchführen. Für FTI fliegt Sun Express, ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines. Der nächste Vollcharter-Flug ihrer österreichischen Tochter Niki nach Scharm el-Scheich an diesem Samstag wird laut Air Berlin derzeit überprüft.

Ägypten als Reiseziel begann sich gerade wieder zu erholen von den Folgen des Arabischen Frühlings 2011. In den ersten neun Monaten dieses Jahres reisten 19,9 Prozent mehr Deutsche in das Land als ein Jahr zuvor. Für den Monat September meldet das ägyptische Fremdenverkehrsamt sogar ein Plus von 24,8 Prozent. Demnach machten 91 140 Deutsche Urlaub in Ägypten, obwohl sich dort immer wieder Anschläge ereigneten.

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Die Ferienregionen am Roten Meer waren vor dem Absturz des russischen Verkehrsflugzeuges nicht von Ereignissen betroffen, bei denen Touristen ums Leben kamen. "Für die ganz überwiegende Mehrheit der deutschen Urlaubsreisenden in Ägypten verlaufen Aufenthalte ohne Probleme", stellte das Auswärtige Amt fest.

In seinen - für die Tourismusindustrie unverbindlichen - Reisehinweisen wurden allerdings Urlauber schon seit Längerem auf erhöhte Risiken hingewiesen. "Bei Reisen nach Ägypten einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer wird generell zur Vorsicht geraten."

Für die Sinai-Halbinsel "wird insbesondere von individuell organisierten und nicht durch staatliche Sicherheitskräfte begleiteten Überlandfahrten abgeraten". Es gibt auch eine Information für Flugreisende: "Die Sicherheitskontrollen an den ägyptischen Flughäfen sind teilweise unzureichend."

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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