Tipps für die Städtereise:Frankfurt ist doch subbä!

Wie Sie Frankfurt auf skurrile Art entdecken, welches die besten Lokale in der Multikulti-Stadt sind und bei welcher Bestellung jeder Frankfurter Kellner Sie mit Verachtung strafen wird.

Marc Widmann

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat Korrespondenten in deutschen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Marc Widmann verrät, welches Museum abseits der Klassiker einen Besuch wert ist, wie der Abend kulturell beginnt und wo der beste Platz für den Sonnenaufgang ist.

Frankfurt Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Frankfurt mag als Stadt einen schlechten Ruf haben, doch bei Nacht zeigt sich die Skyline neben historischen Gebäuden von ihrer faszinierenden Seite.

(Foto: kuegi - Fotolia)

Was macht Frankfurt als Stadt aus?

Nur wenige deutsche Städte haben einen derart schlechten Ruf. Frankfurt gilt als Bankfurt, als besonders unwirtlich und ist das an manchen Orten auch. Aber an vielen eben auch nicht. Die muss man nur finden.

Diese Sehenswürdigkeiten dürfen Sie nicht verpassen:

Paulskirche, Römer, Kaiserdom und Mainufer lassen sich in einem netten Spaziergang erkunden. Nicht nur bei Regen steht eine Museumslandschaft parat, wie es sie nur selten gibt: Neben den Klassikern Schirn, Städel und MMK ist auch das bezaubernde Caricatura-Museum für komische Kunst jeden Besuch wert.

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Etwas teuer, aber grandios ist eine Aufzugfahrt auf den Maintower, in dem unter anderem die Helaba (Hessische Landesbank) residiert - und der Blick auf die Stadt. Endlich mal auf Augenhöhe mit all den Hochhäusern. Und die Banker sehen ganz winzig aus.

Dieses Viertel sollten Sie unbedingt besuchen:

Wer es gemütlich mag: Bornheim (die gute alte Berger Straße) oder Nordend (Holzhausen- und Günthersburg-Park). Und wer sich für moderne Architektur interessiert fährt zur Baustelle der neuen EZB am Mainufer, zum neuen Uni-Campus Westend oder in das entstehende Europaviertel im Gallus. Frankfurt häutet sich gerade mal wieder.

Den schönsten Blick haben Sie ...

... ganz umsonst von der Terrasse des Restaurants im Kaufhof an der Hauptwache.

Das können Sie sich in Frankfurt sparen:

Die Freßgass. Klingt traditionsreich, ist aber von graugesichtigen Anzugträgern bevölkert und ziemlich charmefrei. Das gilt erst recht für die Einkaufsmeile Zeil mit ihren Filialen großer Ketten, vor denen die Konsumhörigen sogar am Sonntag noch zu Hunderten patrouillieren. Wahrscheinlich Entzugserscheinungen.

Transport, Essen und Trinken

Hier finden Sie Marc Widmanns Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen und großen Hunger und für Ihren Weg durch die Stadt.

Frankfurt Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Mit Kultur in den Abend: Frankfurt-Touristen haben die Wahl zwischen vielfältigen Angeboten, wie zum Beispiel einem Besuch in der Alten Oper (im Bild) oder im Schauspielhaus.

(Foto: Rainer Rüffer/Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt)

Frankfurt ist eine Stadt, über die Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen schimpfen, wobei letztere am wenigsten Grund dazu haben. Da Frankfurt im Herzen der Republik liegt, empfiehlt sich eine gemütliche Anreise per Zug. Parkplätze sind nämlich rar, Parkhäuser teuer.

So kommen Sie am besten durch die Stadt:

Zu Fuß oder per Mietrad der Deutschen Bahn (Call a bike). Denn Frankfurt sieht zwar aus wie eine Weltmetropole, ist in Wirklichkeit aber ein Dorf.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Für Leute, die das Skurrile mögen: Mit dem Ebbelwei-Express. Die bunt bemalte Straßenbahn tingelt gemütlich durch die Stadt, ein Ebbelwei ist inklusive. Den muss man nicht unbedingt trinken, man kann auch einfach nur aus dem Fenster gugge.

Steigen Sie bloß nicht in ...

... die S-Bahn. Alte Waggons, vergammelte Stationen, an denen zum Teil seit Jahren die Deckenverkleidung fehlt - hier sieht man wirklich nicht, dass Frankfurt eine der reichsten Städte der Republik ist. Außerdem ziemlich teuer. Hier steigt man nur ein, weil man die Umwelt liebt.

Wenn Sie hungrig sind, probieren Sie unbedingt:

Tja, jetzt muss man wohl die grüne Soße erwähnen. Sie gilt als Frankfurter Spezialität, wird gerne mit Eiern und Bratkartoffeln serviert, ist aber kalt. Und durchaus Geschmackssache.

Das schönste Café:

Daran herrscht ein gewisser Mangel. Nett ist das Metropol am Weckmarkt oder das Siesmeyer am Palmengarten.

Das beste Restaurant:

Wer internationales Essen schätzt, wird diese Multikulti-Stadt lieben. Zum Beispiel den Thai "Rama V" in der Vilbeler Straße, den Italiener Da Malena in der Baustraße oder den Japaner Iimori in der Braubachstraße. Alle herrlich.

Der Imbiss für unterwegs:

In der Kleinmarkthalle gibt's Weck und Worscht auf die Hand, aber auch noch filigranere Zwischenmahlzeiten.

Nachtleben und Fettnäpfchen

Frankfurt Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Den besten Blick beim Sonnenaufgang hat man in Frankfurt am Ufer des Mains.

(Foto: Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt)

Wo der Abend im Nachtleben von Frankfurt beginnt, wie es weitergeht und wo die Stadt beim Sonnenaufgang in ungeahnter Schönheit erstrahlt.

Typisch für das Nachtleben in dieser Stadt ist ...

... eine gewisse Prägung durch betuchte Jungbanker und andere Testosteron-Heinis, was Preisen und Atmosphäre nicht zuträglich ist.

Hier beginnt der Abend:

Lieber bei einem Theaterstück im Schauspiel Frankfurt, im Herzen der Stadt, gegenüber der EZB. Ein lebendiges und sympathisches Haus, ein schönes Gegengewicht zu all dem Business in der Stadt.

Dann ziehen Sie weiter:

Wie wär's mit der nahen Osteria Divino?

Hier sollten Sie hingehen:

Ins Klabunt in der Berger Straße. Wenn Sie Glück haben, halten hier abends Titanic-Autoren eine Lesung in ihrem Hauslokal.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Das Mainufer. Aber nicht reinfallen!

Mit diesem Satz kommen Sie in Frankfurt gut an:

"Ei, isch weiß gar ned, was alle haben, Frankfurt is doch subbä!"

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Bestellen Sie Ihren Ebbelwei bloß nicht süß-gespritzt. Selten sieht man Frankfurter Kellner so verächtlich schauen. Noch schlimmer ist nur, sich als Offenbacher zu erkennen zu geben.

Mehr über Marc Widmann, den Autoren der Frankfurt-Tipps:

Marc Widmann berichtet seit bald drei Jahren für die SZ über Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland - mit Sitz in Frankfurt. Er kennt also auch die Frankfurter Bahnhöfe recht gut. Davor war er Innenpolitik-Redakteur in München.

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