Tipps für die Städtereise:Berlin, wo es singt und lacht

Ein Ausflug in die Hauptstadt lohnt sich immer - aber wo soll der Reisende hin? Was sich im Nachtleben tut, wo man lieber nicht essen sollte und in welchen Ecken Besucher sich vom Großstadt-Trubel erholen können. Berlin-Tipps für drinnen und draußen.

Von Ruth Schneeberger, Berlin

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Berlin Music Week - Berlin Festival 2013

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Ein Ausflug in die Hauptstadt lohnt sich immer - aber wo soll der Reisende hin? Was sich im Nachtleben tut, wo man lieber nicht essen sollte und in welchen Ecken Besucher sich vom Großstadt-Trubel erholen können. Berlin-Tipps für die letzten schönen Tage des Jahres.

Von Ruth Schneeberger

Berlin hat zwar noch keinen neuen Flughafen, den der Reisende in absehbarer Zeit nutzen könnte, dafür aber einen alten, auf dem immer wieder Partys stattfinden (im Bild). Berlin gilt, obwohl hier viel schiefläuft, seit geraumer Zeit als die spannendste Stadt Europas. Warum also nicht einen Spontanurlaub in der eigenen Hauptstadt verbringen? Nach der Sommerhitze lohnt sich ein Ausflug bei gemäßigten Temperaturen.

Badeschiff auf der Spree

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Baden

Wer in den letzten schönen Tagen des Jahres bei Gelegenheit noch ein paar Stunden am Wasser verbringen möchte, sollte die Spree wegen des Schiffsverkehrs und der schlechten Wasserqualität meiden. Einzige Ausnahme: das "Badeschiff". Am Treptower Park wurde ein Pool in den Hauptstadt-Fluss gebaut, zum Schwimmen und um daneben auf feinstem Sand tagsüber entspannen und am Abend tanzen zu können (das Programm finden Sie hier).

Von den vielen Seen in und um Berlin bietet sich dem Besucher abseits des Wannsees vor allem der Schlachtensee an. Er ist der einzige See mit direktem Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr. Um sich an heißen Tagen auf der angrenzenden Liegewiese zu sonnen, muss man früh genug da sein. Später drängen sich unzählige Berliner auf dem winzigen, abschüssigen Stück Gras - dem einzigen Platz, auf den kein Schatten fällt. Wer genug Sonne hatte, lässt sich abseits der Massen unter einer uralten Eiche im pittoresken Park nieder, der den See umgibt.

Unterirdisch ist der Schlachtensee mit der "Krummen Lanke" verbunden, einem Badesee mit FKK-Bereich, um den besonders gerne gejoggt wird.

Eine tolle Strandbar bietet der Halensee in Charlottenburg und auf dem Steg-Restaurant ist es überaus romantisch. Nur baden sollte man hier nicht, auch wenn es viele trotz der Verbotsschilder tun: Durch das Regenwasser der angrenzenden Stadtautobahn ist der See gekippt, die biochemische Belastung zu hoch - im Gegensatz zu den meisten anderen Seen in Berlin.

Zucchini Carpaccio

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Speisen in Zehlendorf

Vom Schlachtensee aus spaziert man ein paar Schritte zur Spanischen Allee 72 in Steglitz-Zehlendorf: Die Taverne Pikilia ist eines der besten griechischen Restaurants Berlins. Am besten macht man es sich auf der Terrasse gemütlich und genießt die Spezialität des Hauses, eine grandiose Moussaka für zwölf Euro, dazu eine vegetarische Vorspeise. Hier ist alles frisch, fein gewürzt und von gehobener Qualität. Und das zu Preisen wie beim Durchschnitts-Griechen in der Innenstadt.

Magendoktor in Berlin

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Charlottenburger Spezialitäten

Damit man nicht zum Magendoktor muss (so heißt eine berüchtigte 24-Stunden-Kneipe in Wedding, im Bild), sollte man die üblichen Touristenfallen mit ihrem üblen Essen meiden, wie am Savignyplatz.

Die Gegend dort ist eigentlich großartig, kreative kleine Schmuck- und Modeläden laden zum Flanieren ein - doch wer hier Appetit bekommt, sollte einen weiten Bogen machen um Restaurants wie etwa das "Piazza", direkt am Platze. Mit günstigen Preisen lockt es Ortsunkundige, doch das Personal ist sowohl mit Service als auch in der Küche überfordert. Nur ein paar Schritte weiter, im Cross, speist es sich deutlich teurer, aber zwischen den Küchen liegen Welten. Die elegante schwarze Einrichtung, die besondere Karte (Dorade mit Riesengarnelen und Venusmuscheln oder schwarze Lasagne mit Calamaretti und Erbsencreme) und die ausgesucht netten Kellner sind eine Schau. Wer das Charlottenburger Publikum sehen will, geht ins Florian um die Ecke. Hier sitzen gealterte Schauspieler bei Weißwein und Trüffel-Pasta bis tief in die Nacht. Für den großen Hunger: Gleich daneben ist das Restaurant Tapas mit köstlichen spanischen Kleinspeisen (100 verschiedene Tapas-Sorten, 50 unterschiedliche spanische Weine) zu moderaten Preisen.

Und auch ein portugiesisches Café lohnt den Weg nach Charlottenburg: Im Lisboa in der Goethestraße speist es sich hervorragend auf der Terrasse, tagsüber bei einem portugiesischen Törtchen oder Toast mit Milchkaffee, abends bei einem kühlen Vinho Verde und frischen Calamari. Samstags und mittwochs treffen sich dort die Besucher des angrenzenden Wochenmarkts vom Karl-August-Platz.

Currywurst

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Promi-und Szene-Restaurants und veganes Fast Food

Selbst an den touristisch überlaufenen Hackeschen Höfen gibt es abseits des Trubels ein uriges und unverfälschtes italienisches Restaurant, die Osteria Tarantina. Schlichte, aber überzeugende Küche zu sehr fairen Preisen, am nettesten sitzt es sich im winzigen Innenhof. Joschka Fischer war hier zu seinen aktiven politischen Zeiten Stammgast.

Wer es gehobener mag, probiert sein Glück in einem der Promi-Restaurants der Stadt. Im Borchardts in der Französischen Straße gibt es vergleichsweise günstigen und guten Mittagstisch, drinnen ist es allerdings recht bieder. Im hellen Innenhof findet man sich dann zwischen Filmproduzenten und Berliner Bourgeoisie in weißen Hemden wieder. Wer sich vor der Türe niederlässt, um das Mitte-Publikum bei einem Mitte-Latte zu Mitte-Preisen zu beobachten, sollte vorher an der Bar Bescheid sagen. Die Bedienung, anonsten sehr rührig, verirrt sich nur selten dorthin.

Schräg gegenüber, beim Edel-Italiener Bocca di Bacco auf der Friedrichstraße, wird es vor allem abends beim Dinner romantisch. Extrem empfehlenswert: die Fragole Sarde. Meeresfrüchte mit winzigen Pasta-Kugeln, gut durchgezogen und grandios gewürzt. Dafür lohnen sich die vergleichsweise gesalzenen Preise durchaus.

Für den Hunger zwischendurch

Ansonsten gilt: Berlins Leib- und Magengericht, Currywurst mit Pommes "auf die Hand", also zum Mitnehmen, schmeckt so gut wie immer. Inzwischen gibt es Fast Food sogar in gesund, etwa beim Vego am Prenzlauer Berg. Die Gemüsepommes mit Baconburger sind eine echte Geschmacksüberraschung - und gänzlich ohne tierische Zutaten. Monsieur Vuong, ein Vietnamese auf der Alten Schönhauser Straße, ist auch nachts Ziel des Szenepublikums. Immer frisch, immer freundlich, immer günstig - und überraschend: Alle zwei Tage wechselt das Angebot der Speisen.

Sommernächte in Berlin

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Bars und Restaurants auf dem Wasser

Ob zum Sonntagsbrunch oder zur Dämmerung: Im Restaurant Freischwimmer in Kreuzberg (im Bild links) sitzt man direkt am Wasser - beziehungsweise darauf. Das hundert Meter lange Uferplateau am Landwehrkanal sorgt an 365 Tagen im Jahr für ordentliche Bewirtung in nahezu niederländischer Atmosphäre. Von dort aus lassen sich auch Boote mieten. Und direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses, kann man sich im Club der Visionäre (rechts) bis in die frühen Morgenstunden zu elektronischen Klängen verlustieren.

Clärchens Ballhaus

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Tanzen

Tanzen in Berlin hat ja einen großartigen Ruf; wild und geheimnisvoll, ausgelassen und frei wie nirgendwo anders in diesem Land soll es hier zugehen. Das stimmt zwar, aber nicht mehr so ganz wie noch vor ein oder zwei Jahrzehnten, als Berlin noch eine wildere und geheimnisvollere Stadt war.

Ein Beispiel: Clärchens Ballhaus (im Bild) gibt es seit hundert Jahren und war bestimmt für frühere Generationen ein gänzlich zügelloser Ort, wo nicht wenige Bekanntschaften geschlossen wurden. Allein: Heutzutage atmet das Ballhaus so sehr den Atem vergangener Zeiten, dass sich junge Menschen hier in einem eher ironischen Zusammenhang wiederfinden. Für alle anderen aber funktioniert die Sause offenbar nach wie vor hervorragend.

"ROYAL CHICKEN CLUB" BERLIN

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Tanzen, wie es sein kann

Sehr beliebt bei den Berlinern und für den Andrang viel zu klein ist das King Size, dessen Name allerdings nicht Programm ist. In der winzigen Bar am Oranienburger Tor wird auf kleinstem Platz, zwischen Bar, Klo und DJ wild getanzt. Allerdings ist die Bar - für Berliner Verhältnisse - auch ein Anmachschuppen. Wer damit nicht klar kommt, bleibt wohl besser draußen.

Gut, dass es Läden wie das Golden Gate gibt, wo es fast ausschließlich um Musik geht. Und dann wäre da noch das Berghain. Auch hier sind zwischenzeitlich mehr Touristen gesichtet worden als hippe Szenegänger. Trotzdem gilt nach wie vor: Wer im einst zum besten Club der Welt gekürten Laden noch nicht tagsüber (sonntags um 15 Uhr!) getanzt hat, der hat Berlin nicht richtig erlebt.

Auch hier zeigt sich die Stadt von ihrer zügelloseren Seite: Die Wilde Renate lässt ein angenehm gemischtes Publikum in einer heruntergekommenen Pippi-Langstrumpf-Villa zu experimentell elektronischer Musik feiern. Die ehemaligen Wohnräume sind eine Mischung aus Alice-im-Wunderland und einem vollkommen verrückt gewordenen Zuhause. So wünscht man sich Berlin bei Nacht.

Greenville Festival in Berlin

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Tanzen, wie es mal war

Ein Beispiel vergangener Tanzkultur ist der Tresor, in den 90er Jahren noch in der Leipziger Straße und eine der ersten Adressen weltweit für die damals noch junge Techno-Bewegung. Was in dem Tresorraum eines ehemaligen Kaufhauses zwischen Hunderten aufgebrochener Schließfächern gespielt wurde, war so heiß, dass es erst Jahre später im Rest des Landes ankam - wenn überhaupt. Inzwischen ist der Tresor umgezogen ins ehemalige Heizkraftwerk an der Köpenicker Straße und sehr viel zahmer geworden. Auch das Publikum hat seine wildesten Tage gezählt oder nie gehabt. Es ist jetzt ein ganz normaler Techno-Club.

Das Weekend am Alexanderplatz, teils von internationalen DJs beschallt, verspricht ebenfalls mehr als es mal gehalten hat. Wer am Türsteher vorbei kommt, wird von Liftboys in eine der oberen Etagen geleitet - je nachdem, ob man nachts tanzen oder abends auf der Dachterrasse im Sommer Freiluftkino genießen will. Der Eintritt ist für Berliner Verhältnisse denkbar hoch, das Publikum jung und touristisch, die Musik nicht wirklich tanzfreudig - alles eher lahm. Gesehen haben muss man es aber mal, allein wegen der tollen Aussicht über die Stadt.

Das 40 Seconds bietet hingegen Anzugträger und eher steife Atmosphäre, das aber immerhin vor einem ebenfalls grandiosen Ausblick.

5. 'Festival of Lights' in Berlin - Oberbaumbrücke

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Tanzen, wie es jetzt ist

Auch das Watergate, einst einer der besten Clubs in Berlin, direkt am Wasser neben der Oberbaumbrücke (im Bild) gelegen und damit prädestiniert für das Tanzen in den Sonnenaufgang mit Blick über die Spree, hat leider viel von seiner Exklusivität eingebüßt. 2002 eröffnet, tanzten hier einst die hipsten Electro-Jünger der Stadt. Inzwischen ist das Publikum eher spießig bis allzu spacig, die besten Tage scheinen auch hier vorbei zu sein. Dass der ehemalige Kellerclub zu einem mittelständischen Unternehmen geworden ist, sorgt nunmal für weniger Ausgelassenheit.

Gut, dass Berlin trotzdem nicht schläft und sich immer wieder auch im Nachtleben neu erfindet: Eine wirklich tanzbare Einrichtung ist aktuell das Kater Holzig in Mitte, würdevoller Bar-25-Nachfolger und ein Ort wie ein riesiger nächtlicher Kinderspielplatz für Teilerwachsene. Es kommt wegen des großen Andrangs nicht immer jeder rein. Zur Sicherheit kann man einen Platz im Katerschmaus-Restaurant reservieren, das hilft.

Ähnlich spannend und abenteuertauglich: der ehemalige Geheimtipp am Moritzplatz, das Ritter Butzke, mit liebevollen Deko-Details wie in einem Zirkus.

Ausflugsschiff auf der Spree

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Überblick verschaffen

Gleich nach der Ankunft oder spätestens nach einer durchtanzten Nacht ist es Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen. Knapp 900 Quadratkilometer Berliner Gesamtfläche lassen sich aber schlecht an zwei Tagen zu Fuß erkunden. Einen guten ersten Eindruck geben Spreetouren.

Buchen Sie eine Brücken-Tour, Berlin hat mehr Brücken als Venedig. Während Stadtführer die Historie erklären, fährt man in aller Ruhe vorbei an Schloss Bellevue, durchs Regierungsviertel, am Reichstag, Berliner Dom und an der Museumsinsel. Startpunkte sind die meisten großen Brücken, unter anderem die Jannowitzbrücke, Schlossbrücke, Reichtagsufer, Corneliusbrücke. Romantiker buchen eine Bootstour durch die Nacht (Tel: 030 - 53 63 600). Und wer es noch romantischer mag, kann eine private Schiffstour anfragen (Tel: 030-61305861).

Buslinie 100 hält am Dom in Berlin

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Große Bus-Runde

Wer besonders günstig mit einem Einzelfahrschein für 2,60 Euro mit dem berühmten Bus 100 vom Bahnhof Zoo bis zum Alexanderplatz fährt, lässt links und rechts alle große Sehenswürdigkeiten vom Zeughaus bis zur schwangeren Auster auf sich wirken. Kommentiert werden die Bauwerke im Doppeldeckerbus nicht: Also einfach merken, wo sich ein Zwischenstopp lohnt, und auf der Rückfahrt überall da aussteigen, wo man genauer hinschauen will.

Berliner Tiergarten

Quelle: dpa

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Parks

Gehen wird in Berlin groß geschrieben: Von U- zu S-Bahn, vom Parkplatz zur Sehenswürdigkeit, von der einen Attraktion zur nächsten - wofür man anderswo nur ein paar Minuten braucht, kommen in Berlin aufgrund der langen Wege täglich ganze Stunden zusammen. Einheimische erkennt man daher am flachen Schuhwerk. Wer trotzdem einen längeren Spaziergang in freier Natur plant, durchstreift einen der unzähligen Parks.

Der Erholungssuchende sollte allerdings den Bereich im berühmten Tiergarten nahe der Siegessäule (genauer: Straße des 17. Juni auf Höhe des englisches Teehauses) meiden. Es sei denn, er möchte nähere Bekanntschaft mit stadtbekannten Flitzern machen, die sich hier tummeln. "Tuntengrill" schrieb die Zeit über die Gegend, weil sie außerdem für einschlägige Schäferstündchen bekannt ist. Der Mauerpark in der Nähe des Prenzlauer Bergs ist am Wochenende abends von feierwütigen Jugendlichen besetzt - nicht jedermanns Sache.

Idyllischer ist da der Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. Schneewittchen, Aschenputtel und der gestiefelte Kater warten, in Stein gemeißelt, auf romantisch gesinnte Besucher. Und werden nachts eingezäunt, weil auch sie schon dem Vandalismus zum Opfer fielen. Erst 2007 wurde die Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete Gartenanlage nach einer aufwändigen Renovierung wiedereröffnet.

Sommerabende in Berlin - Freiluftkino

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Kino im Freien

Sehr praktisch: Gleich ums Eck, ebenfalls im Volkspark Friedrichshain, findet sich eines der beliebtesten Freiluftkinos Berlins. An warmen Sommerabenden treffen sich hier bei Einbruch der Dunkelheit Tausende Filmfans, um einen Ausblick auf Berlinale-gekrönte Filme oder einen Rückblick auf Klassiker der Filmgeschichte zu werfen. Unter freiem Himmel und umringt von dichtem Park - das muss sie wohl sein, die berühmte Berliner Luft.

© SZ.de/rus/cag/kaeb/bavo
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