Ach Südtirol! Vor nicht so langer Zeit urlaubten hier vorwiegend deutsche Rentner, drei Wochen Vollpension mit geführten Wanderungen und volkstümlichen Liederabenden. Heute erzählen die coolen Dreißigjährigen ohne rot zu werden von ihrem letzten Wochenende dort. Ob Rentnerparadies oder Trendziel, dem Schlern ist das ziemlich wurscht, der Plateauberg steht schon seit der Trias dort. Wegen seiner markanten Form mit den zwei Zacken (Santner- und Euringerspitze) und dem lang gezogenen Rücken kennt ihn auch der in Bergdingen unbeschlagenste Tourist. Aber wer war schon mal oben?
Denn ganz leicht ist der Schlern auf keinem der mindestens vier Wanderwege zu besteigen. Wer den Panoramalift von der Seiser Alm nimmt, schafft es über den "Touristensteig" in etwa 2,5 Stunden. Aber wer will schon Tourist sein? Deutlich herausfordernder, aber auch schöner ist da der "Prügelweg" von Völs aus, am Beginn der markanten Schlucht verzweigt sich dieser für noch Anspruchsvollere mit dem "Schäufelesteig", beide etwa 4,5 Stunden Aufstieg. Unter Südtiroler Kindern ist es ein kleines Spiel, die anderen zu fragen, auf welchem Weg sie auf den Schlern gewandert sind. Der Touristensteig bringt am wenigsten Anerkennung, am meisten bringt der "Gamssteig". Er führt von Bad Ratzes über das Schlernbödelehaus (gutes Essen!) teilweise ausgesetzt und mit ein paar Drahtseilen zum Plateau.
Wer auf den weitläufigen Wiesen oben angekommen ist und am höchsten Punkt, dem Monte Petz, den Dolomitenblick genossen hat, dem wird es so egal wie dem Schlern selbst sein, ob der nun als Touristenberg gilt oder nicht.