Terror in Tunesien:Neuer Schlag für ein gebeuteltes Reiseland

Terror in Tunesien: Das Hotel Imperial Marhaba in Sousse ist vor allem bei Pauschaltouristen beliebt.

Das Hotel Imperial Marhaba in Sousse ist vor allem bei Pauschaltouristen beliebt.

(Foto: imago stock&people)
  • Der Anschlag in Sousse trifft erneut den Tourismus in Tunesien.
  • Erst vor etwa drei Monaten waren bei einem Terrorakt in der Hauptstadt Tunis zahlreiche Urlauber gestorben.
  • Die Tourismusbranche im Land kämpft seit Jahren um Gäste, die immer wieder durch Anschläge und Unruhen abgeschreckt wurden.

Von Michael Kuntz

Das Ziel des Anschlages von Tunesien war das Strandhotel Riu Imperial Marhaba, an dem der deutsche Reisenkonzern Tui beteiligt ist. Das Imperial Marhaba am Strand von Sousse verfügt über knapp 300 Zimmer und ist ein beliebtes Ferienhotel für Familien. Es hat beim Online-Portal Holidaycheck eine sehr hohe Weiterempfehlungsrate über 90 Prozent. Das nach tunesischer Wertung 4,5-Sterne-Hotel liegt direkt am Meer, verfügt über diverse Swimmingpools und bietet ein umfangreiches Wellness- und Beautyprogramm inklusive Sauna, Thalasso und Hammam. Kulinarisch können sich die Gäste in fünf Restaurants verwöhnen lassen. Derzeit hätten Einsatzkräfte die Gegend abgeriegelt, wird aus Tunesien gemeldet.

Nach Angaben der tunesischen Regierung befanden sich auch Deutsche unter den Opfern des Anschlags. Insgesamt hielten sich etwa 260 Urlauber aus Deutschland, die bei der Tui gebucht hatten, am Freitag im Umkreis des Anschlagsortes auf. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein, Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach in Berlin von einem feigen Mordanschlag.

Terror in Tunesien: undefined
(Foto: Google-Maps)

Gravierende Folgen für den Tourismus

Der jüngste Anschlag ist nur einer von mehreren Terrorakten, die das bei Touristen einst so beliebte Reiseland erschüttert haben. So hatten erst Mitte März Attentäter vor dem Nationalmuseum in Tunis um sich geschossen und dabei mehr als 20 Menschen getötet. Viele von ihnen hatten als Gäste eines Kreuzfahrtschiffes an einem Landausflug teilgenommen. Im Oktober 2013 war es auch in Sousse bereits zu einem Anschlag gekommen. Damals hatte ein Mann sich selbst in die Luft gesprengt, ohne dass es weitere Opfer gab.

Bis heute im Gedächtnis ist vielen der noch länger zurückliegende Anschlag von Djerba: Am 11. April 2002 rammte ein mit Flüssiggas beladener Lastwagen die La-Ghriba-Synagoge auf der tunesischen Halbinsel. Bei der anschließenden Explosion starben 21 Touristen, darunter 14 Deutsche. Zu dem Anschlag bekannte sich später das Terrornetzwerk al-Qaida. Etliche Jahre dauerte es, bis sich wieder im vorher gewohnten Umfang Touristen nach Tunesien trauten.

Als dann Anfang 2011 der arabische Frühling in den nordafrikanischen Staaten begann, wurden von den politischen Unruhen auch in Tunesien deutsche Urlauber überrascht, die dort in preisgünstigen All-Inclusive-Hotels überwinterten. Erst fünf Wochen nach der Revolution landete wieder das erste deutsche Ferienflugzeug auf dem verwaisten Flughafen von Efidha. Der Umsturz fand in einer Zeit statt, in der nur 8000 deutsche Touristen in Tunesien waren. In früheren Zeiten war das Land am Südrand des Mittelmeeres mit den vielen Strandhotels von bis zu einer halben Million Deutschen besucht worden.

Verschiedene Reiseveranstalter starteten damals zusammen mit der neuen Regierung Werbekampagnen für Tunesien. Im Internet entstand nach dem Anschlag auf das Bardo-Museum im März die Initiative "Tunesien jetzt erst recht" - und nun droht der Anschlag, all diese Bemühungen zunichte zu machen.

Welche Reiseländer profitieren könnten

Trotz der schrecklichen Nachrichten werden Touristen auch künftig Urlaub machen. Eine Familie etwa, die nun in den Sommerferien verreisen möchte, wird jedoch nicht in eine Gegend fahren, die sich als gefährlich erwiesen hat. Davon profitieren dann andere Reisegebiete, in denen noch Unterkünfte frei sind. Nach dem arabischen Frühling waren die Ausweichziele von Nordafrika-Touristen vor allem Spanien, die Türkei und auch Griechenland, wohin etliche Ägypten-Urlauber umbuchten. Der jüngste Anschlag in Tunesien bringt außer menschlichem Leid also auch wirtschaftliche Folgen über ein Land, das zu einem erheblichen Teil vom Tourismus lebt.

Die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu Tunesien finden sich hier.

Der Reiseveranstalter TUI bietet nach eigenen Angaben kostenlose Stornierungen und Umbuchungen für seine Tunesien-Reisenden (bis 15. September) sowie vorzeitige Abreisen an. Auch Thomas Cook reagierte umgehend, hier sei "kostenlose Umbuchung und Stornierung bis 24. Juli möglich".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: