SZ-Serie I:Souvenirs, Souvenirs: Flaschenpost

Was hast du mir denn mitgebracht? Eine Reise geht so schnell zu Ende. Und die Erinnerungen verblassen auch immer sofort. Also bringen wir jetzt öfter mal was mit.

Florian Sailer

Bis heute umspült jede Flaschenpost der Geruch von Zufall und Abenteuer. Ein Seebrief gelangte niemals auf direktem Wege zu seinem Adressaten. Schon die englische Königin Elisabeth I. erkannte das Problem und stellte einen königlichen Flaschenpost-Öffner an. Sie drohte allzu neugierigen Strandgutsammlern fortan mit dem Tode.

Neben Vertraulichkeit ist die Schnelligkeit entscheidend im Briefverkehr. Von Flaschenpostsendungen ist jedoch bekannt, dass sie schon mal 48 Jahre durch die raue See schipperten, bei guter Strömung schafften einige bis zu 24 Seemeilen täglich.

Vor Texas sind schon Flaschen aufgetaucht, die von den Kanaren kamen. Und doch liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Post im Glas überhaupt irgendwo ankommt, unter zehn Prozent. Unterwegs drohen Felsklippen, Ausflugsdampfer, Eisberge oder Strömungslöcher - und immer der akute Wassereinbruch, der die Fracht unweigerlich versenkt.

Dennoch: Die Flaschenpost lediglich als romantisch-belanglosen Liebesbriefträger abzustempeln, würde ihr nicht gerecht. Meeresbriefe haben über blutige Meutereien berichtet, von großen Schlachten erzählt oder die letzten Lebenszeichen ganzer Schiffsbesatzungen transportiert. Auch für die Wissenschaft wurde sie eingesetzt.

Das Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) etwa schickte in den vergangenen 150 Jahren etwa 3000 Flaschen auf Schiffsreisen über die Ozeane, um aus den Koordinaten Strömungsverläufe zu berechnen.

Der Nutzen für die Forschung blieb jedoch umstritten. Das Museum für Kommunikation in Hamburg hat den Botschaften in Flaschen eine Dauerausstellung gewidmet, die auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten vorschlägt und vor allem zum Selbstversuch einlädt:

Aus einem vermutlich weltexklusiven Flaschenpostautomaten kann jeder Besucher ein neues Fläschchen mit Zettel und Stift ziehen und seine persönlichen Gedanken notieren. Danach - und das ist der entscheidende Schritt - muss die Flasche sorgsam verkorkt werden, damit sie den wilden Fluten der Elbe erfolgreich trotzt.

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