Start in den Urlaub:Der Stress auf den ersten Metern

Warum gerade der Ferienanfang in vielen Beziehungen so oft danebengeht - und wie man rechtzeitig gegensteuert.

Viele Paare streiten sich auf dem Weg in den Urlaub - oft über Kleinigkeiten. Der Grund dafür sind falsche Erwartungen und Stress. Paare hätten häufig sehr hohe Erwartungen an den Urlaub, die Realität halte da nicht mit, erklärt Rüdiger Wacker, Paartherapeut aus Essen. Erschwerend hinzu kommt die ungewohnte Nähe.

"Normalerweise ist man mit seinem Partner nicht 24 Stunden ununterbrochen zusammen." Oft haben Paare unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen vom Urlaub - nur sie reden nicht darüber. Dann beginnt der Streit vielleicht schon beim Packen.

Denn vielen Männern ist nicht verständlich, warum ihre Frauen kofferweise Klamotten mitnehmen wollen. "Frauen glauben oft, dass der Urlaub nur dann schön wird, wenn sie mindestens drei neue Kleider dabei haben und sie sich schick machen können", sagt Christa Brauns-Hermann, Paarberaterin aus Freiburg. Männer hätten hingegen oft den Wunsch, sich im Urlaub bei der Kleidung auf ein Minimum zu reduzieren.

Vor dem Start auf die Route einigen

Bevor das Paar ins Auto steigt, sollte es sich über die Route einigen: "Wenn der eine plötzlich noch bei der Mutter vorbeischauen möchte, der andere aber möglichst schnell ans Ziel kommen will, gibt es sonst Streit", warnt Wacker.

Ein zu später Start oder ein falscher Blick auf die Karte sind gleichfalls Gründe für giftige Kommentare. Bleibt die Frage, warum sich Paare den Start in den Urlaub mit derartigen Kleinigkeiten vermiesen. Nach Ansicht der Experten ist Stress der Hauptgrund. "Vor dem Urlaub ist es immer stressig. Man muss packen und wahnsinnig viel erledigen", sagt Christa Brauns-Hermann.

Abwechselnd fahren

Ist die Startzeit zu früh angesetzt, sind beide Partner noch müde. "Das zeigt sich aber erst Stunden später", erläutert Franz Schibalski, Verkehrspsychologe beim ADAC in München. Die wenigsten Paare wechseln sich regelmäßig beim Fahren ab. Meistens sitze einer viel zu lange am Steuer, sagt Wacker. Durch Selbstüberschätzung gerate der Fahrer in Stress. "Die Frage nach der Pipi-Pause ist für ihn dann eine Gelegenheit, den Stress abzulassen."

Bei einem handfesten Streit hilft laut Rüdiger Wacker nur eins: "Fahren Sie sofort auf einen Parkplatz und klären Sie das." Denn so lange einer auf den Verkehr achten müsse, sei eine Diskussion kaum möglich und ein Streit viel zu gefährlich. "Es sollte erst weiter gefahren werden, wenn die Gemüter abgekühlt sind."

Damit es nicht zum Abbruch des Urlaubs kommt, sollte vor der Fahrt rational darüber gesprochen werden, dass bei einem Stau eben keiner Schuld hat und dass sofort angehalten wird, wenn die Blase drückt, so Schibalski. Christa Brauns-Hermann rät, ein Stopp-Zeichen zu vereinbaren. "Wenn einer es macht, halten einfach mal beide für eine halbe Stunde den Mund, damit der Streit nicht eskaliert."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: