Städtetipps von SZ-Korrespondenten:London für Einsteiger

Viele Sehenswürdigkeiten stehen an der Themse und lassen sich auf einer Bootsfahrt erkunden. Wo es aber die beste Wurst in London gibt, der Blick über die Stadt am schönsten und die coolste Bar für den Start ins Nachtleben zu finden ist, erfahren Sie

Raphael Honigstein

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat SZ-Korrespondenten in europäischen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Raphael Honigstein verrät, wo Sie das schönste Café finden, welcher Platz für den Sonnenaufgang der beste ist und wie Sie es vermeiden, in der englischen Hauptstadt für verrückt gehalten zu werden.

Städtetipps London SZ-Korrespondenten

Zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie Westminster Palace liegen direkt an der Themse. Touristen gleiten während einer Bootsfahrt gemütlich daran vorbei.

(Foto: samott - Fotolia)

Was macht London als Stadt aus?

"London is a nation, not a city", hat Premierminister Benjamin Disraeli schon im 19. Jahrhundert gesagt, aber das ist mittlerweile untertrieben: ein Trip an die Themse kommt eher einer Weltreise gleich. London ist eine Ansammlung von Dörfern mit unterschiedlichster Prägung; eine wilde, überbordende Mischung aus Eleganz, urbanem Chaos, Einwanderern und grünen Flecken. Diese Vielfalt und enorme Größe ist anstrengend, hält aber selbst für Alteingesessene tagtäglich neue Wunder bereit. "Wer von London müde ist, der ist vom Leben müde", sagte Schriftsteller Samuel Johnson schon im 18. Jahrhundert.

Diese Sehenswürdigkeiten dürfen Sie nicht verpassen:

Die Themse. Mit einem kleinen Bootstrip lassen sich alle wichtigen "Sights" (Westminster, London Eye, die Tower Bridge, den Tower, die Tate Modern, Canary Wharf) auf einen Schwung erledigen, und nebenbei bleibt man an der frischen Luft.

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Kein wirklicher Geheimtipp: Greenwich, mit seinem renovierten Maritim-Museum, der "Cutty Sark" (alter Teeklipper), den schönen Straßen und dem Observatorium ist den Ausflug wert.

Welches Viertel sollte man unbedingt besuchen?

Hackney Wick, westlich vom Olympia Gelände, ist zurzeit die aufregendste Gegend, was Kunstgalerien und hippe Bars angeht.

Den schönsten Blick hat man ... Von der "Paramount Bar" im 32. Stock des Centre Point, einem der ersten Hochhäuser in Central London

Das kann man sich in London sparen:

Madame Tussauds und Piccadilly Circus.

Transport, Essen und Trinken

Hier finden Sie Raphael Honigsteins Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen Hunger zwischendurch und für Ihren Weg durch die Stadt.

So kommen Sie durch die Stadt:

In der Innenstadt sollten Sie grundsätzlich zu Fuß laufen. Für etwas weitere Wege empfiehlt sich die U-Bahn, allerdings kann Umsteigen zu ewig langen Wartezeiten führen. Wenn Sie es überhaupt nicht eilig haben, steigen Sie in einen Bus.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Mit dem Schnellboot über die Themse (siehe Sehenswürdigkeiten)

Steigen Sie bloß nicht in ...

... ein "Black Cab" ein, um nach Heathrow zu fahren. Ihr Hotel kann Ihnen ein lizensiertes "Mini Cab" bestellen, dass Sie für ein Drittel des Preises zum Flughafen bringt. Dasselbe gilt für den Weg vom Flughafen in die Stadt.

Wenn Sie hungrig sind, probieren Sie unbedingt:

den Klassiker Fish & Chips, am besten in der Deluxe-Version im Scott's im Stadtteil Mayfair

Das schönste Café:

das wunderbare Wolsely am Piccadilly kombiniert angelsächsische Grandezza mit kontinental-europäischen Spezialitäten (Sacher-Torte etc).

Das beste Restaurant:

Es gibt hunderte "beste" Restaurants für jeden Geschmack und jede Preisklasse, aber wer hochklassiges japanisches Essen mag, geht ins Roka in der Charlotte Street.

Der Imbiss für unterwegs:

Big Apple Hot Dogs am Old Street Roundabout genießt völlig zurecht den Ruf als besten Wurststand der Stadt.

Nachtleben und Kniggefragen

Wo der Abend im Nachtleben von London beginnt, wie es weitergeht und wie Sie es in der englischen Hauptstadt vermeiden, für verrückt gehalten zu werden.

Light trails made by a passing bus illuminate the night sky in front of Britain's Houses of Parliament in London

Das Nachtleben in London verändert sich ständig. Schwerpunkte liegen im Osten und Süden der Stadt, also werfen Besucher nur einen kurzen Blick auf Big Ben bei Nacht. Und ziehen dann weiter.

(Foto: Reuters)

Typisch für das Nachtleben in dieser Stadt ist ...

... im Grunde gar nichts. Denn das Londoner Nachtleben lässt sich nicht fassen: Es gibt die sich ständig verändernde "Szene" im Osten und Süden, von Prinz Harry frequentierte "Euro-Trash"-Läden in South Kensington, gemütliche Pubs und Großraumdiskos.

Hier beginnt der Abend:

im Bodega Negra, ein als Sex-Laden getarnter Mexikaner in Soho.

Dann ziehen Sie weiter ins:

Dalston Roof Park, cooler Dachgarten mit interessanten Leuten und wechselndem (Musik-) Programm.

Hier wollen alle rein:

Shoreditch House, ein Privatklub mit Bowling-Bahn und Pool auf dem Dach.

Dabei ist es hier viel besser:

Experimental Cocktail Club, gut getarnte Hipster-Spelunke in China Town.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Primrose Hill, im Norden der Stadt. Danach gleich zum Brunch ins russische Restaurant Trojka.

Mit diesem Satz kommen Sie überall zurecht:

"Excuse me"

Darüber spricht man in London:

Das Wetter ist das Lieblingsthema des ganzen Landes, in erster Linie ist es jedoch das beliebteste Nichtthema: Klagen über Regen/Hagel/Windböen helfen den Londonern, unangenehme Gesprächspausen zu überwinden und höflich zu plaudern.

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Londoner schätzen ihre Privatsphäre über alles. Im Pub dürfen Sie wildfremde Menschen ruhig in Gespräche verwickeln, aber wenn Sie das in U-Bahn, Parks oder auf der Straße versuchen, wird Sie Ihr Gegenüber bestenfalls als aufdringlichen Störenfried, schlimmstenfalls als Verrückten einschätzen.

Näheres zu Raphael Honigstein, dem Autor der London-Tipps:

Jahrgang 73, gebürtiger Münchner, seit 1993 in London. Schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, The Guardian und Sports Illustrated, Autor von "Harder, Better, Faster, Stronger. Die geheime Geschichte des englischen Fußballs".

Lesen Sie auch die anderen Städtetipps von SZ-Korrespondenten für Istanbul, Paris, Stockholm, Tel Aviv, Moskau, Warschau, Madrid, Zürich, Rom und Prag.

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