Städtetipps von Insidern: Zürich:Hopp, Züri!

Ja, diese Stadt ist teuer. Trotzdem gibt es "uf Züri" bezahlbare Orte. Die besten Tipps vom Abtanzen im Pferdestall bis zu den schönsten Badeanstalten am Zürichsee.

In Reiseführern finden Touristen "Städte-Klassiker", doch selten steht darin, wo der beste Platz für ein Picknick ist, wann ganz besondere Clubs einmal im Monat öffnen oder wo man die passende Kleidung dafür findet. So erging es auch Sanne und Bart van Poll, einem reisebegeisterten Ehepaar aus Amsterdam.

Zuerich, Reuters

Den See zu Füßen, die Alpen vor der Nase: die Schweizer Metropole Zürich.

(Foto: Foto: Reuters)

Auf einer Städtetour durch Brüssel beschlossen sie, die Lieblingsorte eines lokalen Bloggers aufzusuchen - und waren begeistert. Diese Plätze hätten sie bei ihrer Städtereise verpasst, wenn sie sich allein mit dem Reiseführer durchgeschlagen hätten.

Das Erlebnis inspirierte sie zur Gründung des City-Blogs Spotted by Locals - mit weitreichenden Folgen für ihr persönliches Leben: Inzwischen hat das Paar seine Jobs gekündigt und reist.

Denn die van Polls treffen sich mit jedem Einheimischen persönlich, bevor dieser für das Blog-Netzwerk schreibt. In 23 Städten Europas von London über Berlin und Madrid bis hin zu Ljubljana verraten Einheimische ihre Lieblingsplätze.

Für ihre Insider-Tipps wurde Spotted by Locals bereits ausgezeichnet: 2009 mit dem Lonely Planet Award für den besten Reise-Blog einer Gruppe sowie 2008 mit dem Mashable Open Web Award in der Kategorie Reise.

Für sueddeutsche.de haben die Spotter die besten Insidertipps zusammengestellt, die Städte erscheinen in einer wöchentlichen Serie. Diesmal empfiehlt Spotted by Locals die besten Plätze, Bars und Cafés in Zürich.

Bereits erschienen sind Empfehlungen zu den Städten Budapest, Barcelona, Berlin, London, Prag, Stockholm, Amsterdam, Madrid, Paris, Wien ,Rom und Hamburg.

Lohnende Tipps für Zürich-Reisende finden Sie auf den folgenden Seiten ...

Großstadt-Galerie

BlamBlamBlam

Sanne und Bart van Poll , Spotted by Locals

Sanne und Bart van Poll hatten die Idee zu "Spotted by Locals".

(Foto: Foto: oh)

"Ein verrückter Ort, voll mit verrückter Kunst und verrückten Leuten. BlamBlamBlam ist keine dieser weißgetünchten Galerien, in denen wenige, sorgfältig platzierte Bilder an den Wänden hängen. Hier nippen keine übertrieben gestylten Pseudo-Künstler an ihrem Glas Weißwein, während sie durch ihre Nerd-Glas-Brillen blicken und wichtigtuerische Unterhaltungen führen.

In dieser Galerie steht eine Couch in der Bar. Man trinkt Bier, es ist laut und verraucht und das Publikum schafft es, die ausgestellte Kunst zu bewundern ohne ständig über deren tiefere Bedeutung zu diskutieren. Manchmal sind die Wände weiß, manchmal aber auch farbenfroh bedeckt mit Street Art von führenden Schweizer aber auch Künstlern der internationalen Szene.

Immer mittwochs kann man hier während der "Artsy Fartsy Nights" andere kreative Leute kennenlernen und neue Idee austauschen. An manchen Abenden wird ein Film gezeigt, an einem anderen wird live in der Galerie gemalt. Eins aber gibt es immer: Kleine Appetithappen werden auf alten Skateboards serviert."

Großstadt-Galerie

BlamBlamBlam ist vielleicht keine elitäre Galerie, dafür aber erfrischend normal (und vielleicht sogar ein bisschen "blamblamblam").

Hönggerstraße 45, Kreis 5 Industrie. Mittwoch bis Sonntag von 16.00 bis 20.00 Uhr

Ein Muss für Fleisch-Esser!

BlamBlamBlam, Sabrina Chudzia

In der BlamBlamBlam-Galerie werden kleine Appetithäppchen auf alten Skateboards serviert.

(Foto: Foto: Sabrina Chudzia)

Restaurant Eisenhof

Ein Muss für Fleisch-Esser!

"Im Restaurant Eisenhof kriegt man großartiges Essen zu großartigen Preisen. Vor allem das Riesen-Filet (Pferd oder Rind) mit Pommes Frites und drei verschiedenen Saucen ist eins der leckersten Gerichte, die es in der Stadt gibt.

Serviert wird es auf einem heißen Stein, so dass man es selbst exakt so braten kann, wie man es haben möchte. Blöd ist nur, dass man im Winter nach einem Besuch hier riecht, als ob man in einer Fritteuse gebadet hätte. Im Sommer ist das kein Problem, es gibt Tische draußen.

Im Lokal geht es bodenständig und unkompliziert zu - eine typische "Chreis 5 Chnelle". Das bedeutet, dass die Einrichtung etwas altmodisch ist, viel dunkles Holz und verraucht. Im Fernseher laufen ständig Sportsendungen. Und natürlich gibt es auch den Stammtisch in der Ecke, an dem sich seltsame, aber lustige ältere Herren täglich zu einem Glas Bier treffen und wild über das letzte Kartenspiel diskutieren. Oder über das vom Tag zuvor.

Ein Muss für Fleisch-Esser!

Nichts am Restaurant Eisenhof ist irgendwie elegant, dafür ist das Lokal authentisch und familiär - ein seltener Glücksfall in Zürich. Die Wirtin geht immer mal wieder herum und sieht nach, ob es allen gut geht. Und die Bedienungen sind - nach Meinung der männlichen Gäste - sehr hübsch, nach Meinung der weiblichen Gäste dazu noch freundlich.

Falls Ihr eher zur Perlenketten-Fraktion gehört und es außerdem moralisch falsch findet, Pferdefleisch zu essen - bleibt lieber weg, das ist nicht Euer Ding. Allen anderen verspreche ich: Nach dem ersten Besuch werdet Ihr wiederkommen wollen."

Gasometerstraße 20, Kreis 5 Industrie. Montag bis Freitag 9 Uhr bis Mitternacht, Samstag 16 Uhr bis Mitternacht , Spotted by Locals

Sabrina Chudzia, restauran eisenhof

Filet auf heißem Stein - Die Spezialität des "Eisenhofs" ist zugleich eines der leckersten Gerichte in Zürich.

(Foto: Foto: Sabrina Chudzia)

Bühne frei für Comedy!

Funny Laundry at Mascotte

"Guy Stevens' Funny Laundry bringt englischsprachige Stand-up-Comedians aus der ganzen Welt in die Schweiz und alle 14 Tage entern sie die Bühne im Lokal Mascotte. Eine großartige Gelegenheit, um den Samstagabend mit einem Lacher zu beginnen. Etwas Sprachkenntnis braucht man schon, der ganze Abend findet auf Englisch statt.

Das Mascotte ist bestens geeignet für so eine Veranstaltung: Der Raum ist nicht zu groß, so entsteht eine intime Atmosphäre, und trotzdem groß genug, so dass man sich vor und nach den Auftritten bewegen und auf einen Sprung an die Bar gehen kann.

Das Publikum ist sehr international. Es gibt immer zwei Auftritte pro Abend. Am besten schaut ihr vorher auf der Website nach, wer auftreten wird (und ob überhaupt jemand auftritt). Man kann keine Plätze reservieren: Wer zuerst kommt, sitzt zuerst."

Theaterstraße 10, Kreis 1 City. 14-tägig immer samstags Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr , Spotted by Locals

Fröhliche Backwaren

Guy Stevens, Funny Laundry

Im "Mascotte" finden pro Abend zwei "Funny Laundry"-Auftritte statt.

(Foto: Foto: Guy Stevens)

Happy Bäckerei

"Happy Bäckerei ist die einzige Bäckerei in Zürich, die 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche geöffnet hat. Außerdem liegt sie strategisch günstig in der Langstraße, so dass sie bestens nach, oder vielleicht sogar mitten in einer Partynacht angesteuert werden kann.

Denn irgendwann beim Ausgehen wird Euch Euer Körper schon mitteilen, dass jetzt Schluss mit Alkohol sein muss und Ihr Euch zum Häppi Eck, wie wir sie nennen, aufmachen solltet. Und mit diesem Entschluss werdet Ihr nicht die einzigen sein!

Lasst euch nicht irritieren, wenn sich eine Prostituierte hier einen kleinen Snack während der Arbeitszeit holt oder der Typ in der Ecke lauthals ein Gedicht in einer unbekannten Sprache rezitiert. Nichts wird jetzt besser schmecken als das "Würstli im Teig" (Wiener Würstchen im Brotteig), dass Ihr gerade in der Hand haltet. Denn die Happy Bäckerei ist ein Ort, der einen tatsächlich glücklich machen kann.

Ein Tipp: Die Happy Bäckerei hat eine Vereinbarung mit der Taxiinnung, auf jede Fahrt hierher gibt es zehn Prozent "Happy Discount". Dafür müsst Ihr nur euren Ausweis vorzeigen."

Dienerstraße 32, Kreis 4 Aussersihl. Täglich 24 Stunden

Kaffee und Lektüre

Sabrina Chudzia, Happy Baeckerei

"Würstli im Teig" nach der Partynacht gibt es in der "Happy Bäckerei".

(Foto: Foto: Sabrina Chudzia)

Spheres

"In Zürich haben die meisten größeren Buchhandlungen auf irgendeiner Etage ein Café, wo man sich vom Bücherkauf erholen kann. Im Spheres ist es genau anders herum: Der Laden ist keine Buchhandlung mit Café, sondern ein Café mit einer Buchhandlung darin.

Wer seinen Kaffee in inspirierender Atmosphäre trinken möchte, setzt sich ins Spheres, bestellt und schmökert dann in einem der zahllosen Bücher. Leider gibt es keine englischsprachigen Bücher, das Angebot beschränkt sich auf deutschsprachige Literatur. Trotzdem ist die Auswahl sehr gut.

Café und Buchhandlung, das ist noch nicht alles. Gelegentlich verwandelt sich ein Teil des Ladens in eine Bühne für Lesungen und anschließende Diskussionen. Zum Beispiel gibt es einmal im Monat die "Science Bar", dann geben Wissenschaftler Auskunft über die brennendsten Fragen der modernen Wissenschaft - nicht als Lehrveranstaltung, eher als entspannte Unterhaltung mit den Gästen. Ich wette, Eure 'Buchhandlung um die Ecke' bietet so etwas nicht."

Hardturmstraße 66, Kreis 5 Industrie. Montag bis Freitag 8 Uhr bis Mitternacht, Samstag und Sonntag 9:30 bis 19:30 Uhr

Roman Rey, Spheres

Das "Spheres" ist ein Café mit einer Buchhandlung - nicht andersrum.

(Foto: Foto: Roman Rey)

Auf der anderen Seite des Sees

Seebad Enge

"Es gibt eine großartige Badekultur in Zürich, mit zahlreichen öffentlichen Badeanstalten direkt am See. In der warmen Jahreszeit bin ich am liebsten im Bad Utoquai. Auf dieser Seite des Sees kann man den Sonnenuntergang genießen, Enge liegt genau gegenüber auf der anderen Seite des Sees. Warum sollte man also ins Seebad Enge gehen?

Ganz einfach: Wenn das Bad Utoquai so gegen 20 bis 2 Uhr schließt, verwandelt sich das Seebad Enge in ein Café und Snackbar mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Lichter der Großstadt und die Skyline am Bellevueplatz. Und für später liegt der Mythenquai mit vielen Ausgehmöglichkeiten direkt um die Ecke.

Das Bad ist zweigeteilt: Im Innenbereich macht man es sich auf Kissen auf einer hölzernen Plattform gemütlich. Im Außenbereich sitzt man auf Holzplanken rund um eine mit Seewasser gefüllte Öffnung.

Neben Drinks bietet die Snackbar verschiedene Salate und warme Gerichte an. Allerdings sollte man nicht hauptsächlich wegen des Essens hierher kommen. Vielmehr zieht einen der wunderbare Blick ins Seebad Enge, die entspannte Atmosphäre und die anderen Gäste (es ist nicht schwer, hier neue Freunde zu finden )."

Mythenquai 9, Kreis 2 Enge. Täglich ab 16. Mai bis September 20 Uhr bis Mitternacht

Miltiadis Sarakinos, Seebad Enge

Atemberaubende Abendstimmungen gibt's im "Seebad Enge".

(Foto: Foto: Miltiadis Sarakinos)

Modern und trotzdem gediegen speisen

Restaurant Volkshaus

"Als das Volkshaus kürzlich renoviert wurde, war die Befürchtung unter den Stammgästen groß, dass hier nun wieder eines dieser hyper-modernen Lokale mit ausschließlich schicken Gästen und unbequemen Stühlen entstehen würde. Gottseidank war diese Angst umsonst - zumindest teilweise.

Das Ergebnis der Renovierung ist schon ein bisschen modern, aber die Stühle sind immer noch sehr bequem. Die Renovierung finde ich sehr gelungen. Der große Raum ist mit Trennwänden abgeteilt und sparsam mit antiken Tischen, Möbeln, Teppichen und wunderschönen Lampen eingerichtet. Man fühlt sich wie in einer Pariser Brasserie. Der moderne Industrieboden und die Decke bieten dazu einen interessanten Kontrast.

Die Bedienungen passen perfekt in diese Szenerie. Die meisten scheinen mir fast so alt zu sein wie das Mobiliar - aber nicht alt auf eine blöde Art und Weise. Sie lieben ihre Arbeit, sind charmant und sehen ein bisschen so aus wie der Butler in der TV-Serie 'The Nanny'. Daneben gibt es auch jüngere Kollegen, die ebenso liebenswürdig sind und in ein paar Jahren bestimmt genauso aussehen wie der besagte Butler.

Die Preise auf der Karte sind mittendrin, nicht zu teuer und nicht zu günstig. Das Essen schmeckt ziemlich gut, eine Mischung aus Schweizer Hausmannskost und Haute Cuisine - lecker!"

Stauffacherstraße 60, Kreis 4 Aussersihl. Montag und Dienstag 8 Uhr bis Mitternacht, Mittwoch bis Samstag 8 bis 2 Uhr, Sonntag 10.00 Uhr bis Mitternacht

Sabrina Chudzia, Restaurant Volkshaus

Im Restaurant "Volkshaus" sehen die Bedienungen ein bisschen so aus wie die Butler aus der TV-Serie "The Nanny".

(Foto: Foto: Sabrina Chudzia)

Pausensnack nahe der Bahnhofstraße

Café Milchbar

Pausensnack nahe der Bahnhofstraße

"Das Café Milchbar liegt im Zentralhof, einem hübschen, ruhigen Platz, nur einen Katzensprung von der wuseligen und hektischen Bahnhofstraße entfernt. In der Mitte des Hofs steht ein Brunnen, in der warmen Jahreszeit von Blumen umgeben. Gleich zwei Cafés haben in der südwestlichen Ecke des Platzes ihre Tische nach draußen gestellt.

Pausensnack nahe der Bahnhofstraße

Das Café Milchbar bietet eine reichhaltige Auswahl von Broten, Sandwiches und Gebäck. Angeblich ist es das einzige Café der Innenstadt, in dem das Brot noch selbst gebacken wird. Eine Anlaufstelle für Frühaufsteher, das Café öffnet an Werktagen bereits um fünf Uhr morgens. Aber auch zum Mittagessen kann man sich hier gut niederlassen.

Pausensnack nahe der Bahnhofstraße

Im Café Milchbar herrscht Selbstbedienung. Für die Lektüre liegen mehrere Tageszeitungen aus. Wer draußen sitzen möchte, kann zwischen den Tischen auf dem Zentralhof und denen in einem Durchgang zur Kappelergasse wählen (dort ist auch der vordere Eingang des Cafés). Aber auch an kälteren Tagen hat man im Inneren des Café Milchbar das Gefühl, sich eine kleine Auszeit von allem zu gönnen."

Hinweis der Redaktion: Das Café Milchbar ist vorübergehend wegen Umbaus geschlossen.

Kappelergasse 16, Kreis 1 City. Montag bis Freitag 05.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 07.00 bis 17.00 Uhr

Abtanzen im Pferdestall

"Die Gessnerallee ist seit mehr als 20 Jahren die beste Adresse für Avantgarde-Theater in Zürich. Vor etwa fünf Jahren wurde der Eingangsbereich des Theaters in einen Club umgestaltet. Der ehemalige Pferdestall zieht ein Publikum an, dass keine Lust auf die sonst üblichen Klischees in anderen Zürcher Clubs hat.

Sich von den Stereotypen im Zürcher Nachtleben abzuheben, ist nicht ganz einfach. Stall 6 schafft das durch die verschiedensten Musikstile, die hier den Ton angeben. Daher gibt es kein eingefleischtes Stammpublikum und man fühlt sich nie fehl am Platze oder falsch angezogen. Die Betreiber haben einfach kein Interesse daran, ihrem Club ein starres Image zu verpassen. So kann es passieren, dass man am Montag zu Reggae tanzt, den Rest der Woche zu Funk und Soul und am Wochenende dann wieder Elektrobeats wummern. Gelegentlich gibt es eine "Hum Rush Party", da kann man dann alle Musikrichtungen auf einmal hören (im Programm nachschauen!).

Stall 6 ist, wie gesagt, der umgebaute Pferdestall einer früheren Kaserne. Teile der früheren Ausstattung finden sich heute noch in der Einrichtung wieder, etwa die Futtertröge für die Pferde. Manchmal komplettieren Installationen aus dem Theater die Einrichtung im Club. Das Publikum ist sehr gemischt, von Theaterbesuchern bis zu echten Nachteulen, und verändert sich ständig während eines einzigen Abends. Leer aber ist es im Stall 6 nie. Und weil der Club so groß ist, kann man auch in großen Gruppen kommen und muss keine Angst haben, abgewiesen zu werden."

Gessnerallee 8, Kreis 1 City. Täglich ab 17 Uhr

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