Städtetipps von Insidern: Budapest:Pretiosen in Budapest

Die versteckte Bar über den Dächern der Stadt, ein Lokal mit einer ganz besonderen Speise und der kleine Parfümladen am Anfang der Gasse - die besten Tipps von Einheimischen für Budapest.

In Reiseführern finden Touristen "Städte-Klassiker", doch selten steht darin, wo der beste Platz für ein Picknick ist, wann ganz besondere Clubs einmal im Monat öffnen oder wo man die passende Kleidung dafür findet. So erging es auch Sanne und Bart van Poll, einem reisebegeisterten Ehepaar aus Amsterdam.

Auf einer Städtetour durch Brüssel beschlossen sie, die Lieblingsorte eines lokalen Bloggers aufzusuchen - und waren begeistert. Diese Plätze hätten sie bei ihrer Städtereise verpasst, wenn sie sich allein mit dem Reiseführer durchgeschlagen hätten.

Das Erlebnis inspirierte sie zur Gründung des City-Blogs Spotted by Locals - mit weitreichenden Folgen für ihr persönliches Leben: Inzwischen hat das Paar seine Jobs gekündigt und reist.

Denn die van Polls treffen sich mit jedem Einheimischen persönlich, bevor dieser für das Blog-Netzwerk schreibt. In 23 Städten Europas von London über Berlin und Madrid bis hin zu Ljubljana verraten Einheimische ihre Lieblingsplätze.

Für sueddeutsche.de haben die Spotter die besten Insidertipps für fünf Städte zusammengestellt, die in einer wöchentlichen Serie erscheinen. Im ersten Teil empfiehlt Spotted by Locals die besten Plätze für Kunst und sonstigen Genuss in Budapest ...

Für ihre aktuellen Insider-Tipps wurde Spotted by Locals bereits ausgezeichnet: 2009 mit dem Lonely Planet Award für den besten Reise-Blog einer Gruppe sowie 2008 mit dem Mashable Open Web Award in der Kategorie Reise.

Über den Dächern der Stadt

Corvinteto

Über den Dächern der Stadt

"Das Corvinteto ist Club und Bar in einem, mit einem spektakulären Open-Air-Bereich auf dem Dach des Corvin Department Stores. Das Gebäude an der U-Bahn-Station Blaha Lujza ist nicht besonders schön, ein typisches Überbleibsel aus der Zeit des Kommunismus.

Die Location ist nicht ganz einfach zu finden, was dem Corvinteto eine Art Verborgener-Schatz-Nimbus verleiht: Sie müssen in eine Seitenstraße hineinlaufen und nach einem Fast-Food-Restaurant mit Namen "Corvin Kifozde" Ausschau halten. In dem Laden befindet sich am Ende eines kurzen Korridors ein Lastenaufzug. Der Aufzug fährt alle paar Minuten und bringt einen in die oberste Etage. (Alternativ kann man von der Straße aus die Treppe nehmen, aber das macht viel weniger Spaß). Als nette Geste des Hauses können sehr durstige oder ungeduldige Partygänger auf der Fahrt nach oben Getränke aus der Kühlbox des freundlichen Aufzugbegleiters erstehen.

Einmal im Club, können Sie sich Drinks genehmigen, sich an einem der Tische unterhalten oder das Tanzbein schwingen. Wenn man jedoch im Sommer dort ist und das wirkliche Einzigartige des Corvinteto erleben möchte, sollte man die Treppe auf das weitläufige Flachdach des Gebäudes hinaufsteigen.

Dort oben gibt es eine eigene Bar, jede Menge Sitzgelegenheiten und man kann sich ohne die laute Tanzmusik, die unten manchmal gespielt wird, viel angenehmer unterhalten. An einem ruhigen, warmen Abend kann man hier entspannen und sich umgeben von einem coolen, urbanen Flair davontreiben lassen. Und wenn man doch ruhelos wird, der Dancefloor ist direkt unter einem.

Zu beachten: Die Dachterrasse ist im Winter geschlossen; es gibt kein festes Datum für die Schließung/Eröffnung - das ist wetterabhängig."

Dufturlaub für die Nase

Le Parfum

"Zsolt Zólyomi ist der einzige bekannte Parfumeur in Ungarn. Sein Showroom liegt in einer der engen, kopfsteingepflasterten Gassen von Pest. Achten Sie auf die rosafarbene Fassade in der Cukor utca 1, in diesem Haus sind Sie richtig.

Umgeben von einer Einrichtung im Rokoko-Boudoir-Stil, wird Sie Meister Zólyomi gerne persönlich beraten und Ihnen das Parfum zusammenstellen, das am besten zu Ihnen passt. Keine Sorge: Hier geht es nicht um das Verkaufen möglichst großer Mengen Duftwasser. Wer sich länger mit Zsolt unterhält, spürt eine echte Leidenschaft für Parfum und seine Herstellung.

Falls Sie ihn aufsuchen möchten, ist eine vorherige Anmeldung sinnvoll (0036-304 700 248). Wer seinen Duft bereits gefunden hat, kann ihn auch online auf der Website von Le Parfum bestellen.

Und falls es nicht unbedingt der ganz eigene, persönliche Duft sein muss, gibt es auch noch ein Geschäft von Zsolt Zólyomi in der Deák Ferenc utca 16-18, wo es seltene Düfte aus Häusern wie L'Artisan Parfumeur, Annick Goutal, The Different Company, Emeshel, ETRO, P.Frapin & Cie und Puredistance zu kaufen gibt.

Leckere Küche aus Bangladesch

Bangla Büfé

"Bangla Büfé ist ein kleines bangladeschisches Bistro und Restaurant. Es ist ein besonderer Ort, da die bangladeschische Küche in Budapest sonst kaum präsent ist - zumindest fällt mir kein anderes derartiges Restaurant ein. Sehr budapesttypisch dagegen ist, dass das Lokal kein großes mondänes Etablissement ist, sondern eine winzige, geflieste Angelegenheit, die eher an einen Imbiss erinnert: Es gibt nur eine Handvoll Tische und einen alten Gasherd in der Küche.

Die Karte ist ziemlich übersichtlich - eine einzige Seite - aber ich kann jedes einzelne Gericht darauf nur wärmstens empfehlen. Das Essen ist frisch, immer sehr lecker und die Portionen sind genau richtig: Sie können sich satt essen, ohne nachher das Gefühl zu haben, völlig übersättigt zu sein. Für diejenigen, die mit der bangladeschischen Küche nicht vertraut sind, gibt es große Fotos von jedem Gericht.

Zwei Dinge muss man wissen. Erstens ist das Bangla Büfé auch gleichzeitig ein Take-away. Zweitens: Die Küche ist komplett 'halal', das heißt, die Speisen werden nach den Regeln des Islam zubereitet. Wer zu seinem Curry oder Biryani gerne ein Bier trinken möchte - Fehlanzeige, Alkohol ist hier nicht erlaubt. Dennoch sind solche kleinen Opfer einen Besuch im Bangla mehr als wert."

Farbe und Raum entdecken

Vasarely-Museum

Farbe und Raum entdecken

"Das Vasarely-Museum sollte man bei einem Budapest-Besuch auf keinen Fall verpassen: Es bietet die seltene Gelegenheit, eine umfangreiche Sammlung der Werke des berühmten Künstlers und Designers Victor Vasarely zu sehen, der als Begründer der Op-Art (Optical Art) gilt. Wenn Sie Farbe, Bewegung und abstrakte Kunst mögen, werden Sie Vasarely mit großer Wahrscheinlichkeit lieben.

Für mich ist es DAS Museum in Budapest, und eine konstante Quelle der Inspiration und Entspannung. Die farbenfrohen, abstrakten Bilder lassen optische Täuschungen und Eindrücke von Bewegung und Raum entstehen, abhängig davon, wie und von wo aus man die Bilder betrachtet. Vasarely glaubte daran, dass die Kunst Bestandteil des alltäglichen Lebens sein sollte.

Im Museum hängen große Gemälde, Wandteppiche und mit Acrylfarbe bemalte Glasscheiben - alle in unzähligen Farb- und Formenkombinationen, die unsere Art des Sehens verändern. Sie können dort auch Vasarelys frühe Zeichnungen, Textil-Designs, Poster- und Logo-Designs bewundern.

Zwischen seinen Werken hindurchzulaufen ist, als würde man eine andere, virtuelle Welt betreten. Sie werden das Museum energiegeladen, erfrischt und inspiriert wieder verlassen.

Die Räumlichkeiten sind schön und ruhig, im alten Zichy-Palast gelegen, nicht zu groß und nur selten überfüllt. Das Museum ist in der Nähe der Árpádbrücke und leicht mit der Tramlinie 1, der Vorortbahn HÉV und mehreren Buslinien zu erreichen."

Retro in Bestform

Vakondnyár T-Shirt-Shop

"Am Ende eines kurzen Durchgangs, den man von Teréz Krt. erreicht (nur eine Minute vom Nyugati-Bahnhof entfernt), erwartet Sie eine Überraschung - doch wenn man nicht ganz genau hinschaut, kann man den Laden auch leicht übersehen. Dabei ist Vakondnyár T-Shirt Shop kein langweiliger 08/15 T-Shirt-Shop, Vakondnyár bietet tolle Motive im ungarischen Retro-Stil.

Der Laden ist ziemlich klein, trotzdem gibt es eine große Auswahl an Shirts für Erwachsene und Kinder. Da der Name des Ladens mit dem beliebten tschechischen Kinder-Comic Der kleine Maulwurf zu tun hat, findet man hier das kleine schwarze Tier in vielen Variationen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch unzählige andere Motive - wie zum Beispiel auf dem Foto - zu sehen. Diese Shirts sind wirklich originelle Souvenirs und nicht der übliche Touristenkram."

Sólet gibt's nur samstags

Restaurant Kádár

Sólet gibt's nur samstags

"Das Restaurant Kádár ist eines der bekanntesten Restaurants in Budapast. Herr Kádár selbst hat in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine Gäste mit der besten Hausmannskost der Stadt verwöhnt. Die Einrichtung des Lokals stammt größtenteils noch aus dieser Zeit. An den Wänden hängen viele Bilder von ungarischen Prominenten, die die Küche im Kádár loben.

Hier kommt das Mineralwasser zwar in Plastikflaschen auf den Tisch, dafür kann man es aber auch nur glasweise bezahlen. Wer gerne leicht und vegetarisch speist, ist im Kádár an der falschen Adresse: Die meisten Gerichte entstammen der reichhaltigen und fetten ungarischen Küche.

Immer samstags wird es voll im Lokal, dann steht das berühmte Sólet auf der Speisekarte, ein typisches Gericht osteuropäischer Juden mit Fleisch und Bohnen."

Der Platz mit dem seltsamen Namen

Gödör

Der Platz mit dem seltsamen Namen

"Der Gödör ist das Herz von Budapest, hier treffen sich alle (oder fast alle) jüngeren Einwohner der Stadt. Der Platz liegt mitten in der Stadt, auf einem Spaziergang zwischen dem Parlament und der Großen Synagoge kommt man direkt daran vorbei. Außerdem kreuzen sich hier die drei U-Bahnlinien von Budapest.

Auf dem und um den Platz finden viele Veranstaltungen und Konzerte statt, die meisten sind ohne Eintritt. Allerdings kann es teuer werden, sich in den Geschäften und Lokalen rundherum mit Getränken zu versorgen. Viele Besucher bleiben daher oberhalb des Platzes in der Nähe des Wasserbeckens und erfrischen sich mit einer mitgebrachten Flasche Wasser, Wein oder Bier. Am Freitag und an Wochenenden kann es auf dem Gödör ziemlich voll werden."

Kunst auf dem Boden

Aga's Teppichladen

"Wer Teppiche, so wie ich, als Kunstwerke sieht, der ist in Aga's Teppichladen genau richtig. Auf 300 Quadratmetern stapeln sich Teppiche, Kelims und Vorleger aus Ländern wie Iran, Türkei, Afghanistan, China, Pakistan, Indien und dem Kaukasus - eine bessere Auswahl findet sich nirgends.

Entsprechend groß ist auch preislich die Bandbreite im Aga's, vom teuren persischen Teppich aus feinster Seide bis zu Kissenhüllen und Gobelins zu sehr vernünftigen Preisen gibt es alles, was das Herz begehrt. Und das Personal ist wirklich extrem freundlich und hilfsbereit, außerdem wissen die Verkäufer sehr viel über ihre Teppiche.

Aga's gehört einer tadschikischen Familie, die schon seit mehr als 300 Jahren im Teppichgeschäft tätig ist. Die Familie unterhält beste Kontakte zu Nomadenvölkern in Asien und kauft viele Teppich von den Webern direkt. So profitieren diese unmittelbar von ihrer fair gehandelten Ware."

Botanischer Garten

Füvészkert

"Ein bisschen versteckt in Józsefváros, dem 8. Bezirk von Budapest, liegt der botanische Garten der ELTE-Universität. Als ältester botanischer Garten Ungarns hat er zwar schon bessere Tage gesehen, entwickelt aber gerade deswegen einen ganz speziellen Charme - ein perfekter Ort für einen entspannten Spaziergang zu jeder Jahreszeit.

Botanischer Garten

Füvészkert wurde 1847 eröffnet, das Hauptgebäude (leider in beklagenswertem Zustand), eine Villa von Mihály Pollack, stammt allerdings schon aus dem Jahr 1803. Heute belegt der Garten nur noch ein Drittel seiner ursprünglichen Fläche. Das Palmenhaus, wo viele tropische Pflanzen zu sehen sind, kam 1866 dazu. Die Attraktion im Viktoria-Haus ist eine wunderschöne, tropische Wasserlilie namens Victoria cruziana, die nur einmal für zwei Nächte irgendwann zwischen Mitte August und Mitte September blüht. An diesen beiden Tagen ist der Garten bis 23:00 Uhr geöffnet.

Botanischer Garten

Wer Füvészkert zur Zeit der Kirschblüte besucht, kann die Patenschaft für einen Kirschbaum übernehmen. Und wer im September kommt und 5000 bis 6000 Forint (etwa 19 bis 23 Euro) für einen Gingko-Setzling übrig hat, kann mit einem dazugehörigen Namensschild seine ewige Verbundenheit zu Budapest dokumentieren - sofern er den Setzling nicht gleich mit nach Hause nehmen will.

Fotografieren ist im botanischen Garten erlaubt, allerdings dürfen die Bilder nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden."

Süßes von Sugar!

Sugar!

"Gleich nach dem Betreten dieses Süßwarengeschäfts wird einem klar: Das ist die Welt von 'Charlie und die Schokoladenfabrik'. Die weißen Wände und das helle Licht setzen die mannigfaltigen Süßigkeiten perfekt in Szene: Weingummis, Bonbons, Lutscher, Minzbonbons, Marshmallows und kleine Kuchen. Das reicht noch nicht? Am Ende der Theke finden Schleckermäuler Milchreis und Eiscreme in verschiedenen Variationen. Auch Smoothies und luftige Mousse werden hier verkauft.

Den Besitzern gehört bereits eines der besten Süßwarengeschäfte der Stadt. Für das Sugar! ließen sie sich als Attraktion kleine Kuchen einfallen, die nicht nur wunderbar schmecken, sondern auch sehr phantasievoll verziert sind. Ein voller Erfolg!

Gestatten Sie sich eine kleine Gaumenfreude, Sie verdienen es! Und denken Sie daran: Ihre Diät beginnt immer am gleichen Tag - nämlich erst morgen."

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