Spaarndammerbuurt - Paläste für Arbeiterfamilien
"Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzten sich die Stadtplaner auch in Amsterdam für Fortschritt und Veränderung ein. Das führte im Gegensatz zu Metropolen wie Paris oder Budapest aber nicht dazu, dass ganze Stadtviertel abgerissen und das Zentrum neu aufgebaut wurde.
Wie so vieles in Amsterdam waren die Pläne auf der einen Seite zwar sehr ehrgeizig, wurden aber moderat umgesetzt. Deshalb besteht die Stadtmitte bis heute weitgehend so, wie sie im 17. Jahrhundert errichtet worden ist.
Die ersten Neuerungen waren legislativer Art: 1901 erließ die Stadt eine Bauverordnung und stellte einen ästhetischen Berater ein. Vor allem die Wohnbedingungen für Familien mit niedrigem Einkommen sollten verbessert werden. So machten sich Absolventen der Amsterdamer Architekturschule an das Konzept eines neuen sozialen Wohnungsbaus. Besonders hervorgetan hat sich dabei der Architekt Michel de Klerk.
Das neue Viertel entstand am westlichen Stadtrand. Dort in Spaarndamm, hinter dem Westerpark, befinden sich nun drei große Komplexe, die damals als 'Paläste für die Arbeiter' galten.
Nach wie vor werden die alten Gebäude von Familien bewohnt, es gibt aber auch kleine Geschäfte und ein Museum im Viertel. Wenig erinnert hier daran, dass man sich in einer der touristischsten Städte der Welt befindet. Vielmehr wirken die Wohnblocks mit ihren gerundeten Formen und detailreichen Verzierungen wie ein Reminiszenz an Gaudí.
Vor allem der Komplex in dem das Museum 't Ship untergebracht ist und das die Entwicklung der Amsterdamer Architektur-Schule zeigt, scheint eher aus dem Stein herausgewachsen zu sein, als dass es gebaut wurde, indem man Ziegelstein auf Ziegelstein legte.
Gehen Sie hin, wenn Sie sich von staunenswerter Architektur überraschen lassen wollen, oder wenn Sie in der Nähe vom Westerpark oder der Westergasfabriek sind. Behalten Sie im Gedächtnis, dass diese Gebäude einst errichtet wurden, um armen Amsterdamern Obdach zu geben und dass sie dies immer noch tun - angewandte Kunst vom Feinsten!"
Text und Foto: Bart Verbunt, Spotted by Locals