Städtereisen zum Jahreswechsel:Hier entlang zum Feuerwerk!

An Silvester wollen Sie Raketen über einer europäischen Metropole sehen? Von Amsterdam bis Zürich: die besten Aussichtspunkte für das Feuerwerk.

Daniela Dau

Die Weihnachtsfeiertage verbringen die meisten im Kreise der Familie, doch an Silvester wollen viele im Lichterglanz einer fremden Großstadt in das neue Jahr starten. Wie feiern die Menschen in europäischen Metropolen und wo hat man die beste Aussicht auf das Feuerwerk?

Amsterdam

"Gelukkig Nieuwjaar!" wünschen Niederländer ab Mitternacht nicht nur Landsleuten, sondern auch Touristen - "glückliches Neujahr!". Besonders viele Glückwünsche kann man auf dem Dam einheimsen, dem zentralen Platz im mittelalterlichen Kern der Stadt. Zum Jahreswechsel wird dort eine Bühne für Live-Bands aufgebaut, um die Zeit bis Mitternacht zu verkürzen, bevor dann pünktlich ab Neujahr die Raketen aufsteigen. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Essensstände, an denen Sie unter anderem "Oliebollen" probieren sollten. Das süße, krapfenähnliche Gebäck wird in heißem Fett ausgebacken und ist keinesfalls als Diätspeise zu betrachten. Ein weiterer beliebter Treffpunkt für Feuerwerker ist Chinatown beim Nieuwmarkt und auch zwischen Prinsengracht und Bloemgracht treffen sich viele Amsterdamer, um das Feuerwerk über der Stadt zu betrachten und anschließend in einer der zahllosen Kneipen und Gassen der Innenstadt weiterzufeiern. Geräuschempfindliche sollten auf alle Fälle Ohrstöpsel im Gepäck haben: Vor allem die chinesischen Lokale überbieten sich an Silvester gegenseitig mit einem Knaller-Inferno.

Istanbul

Auch wenn Istanbul-Reisende es nicht geschafft haben, für Silvester einen Tisch im Galata-Turm zu reservieren, müssen sie sich nicht grämen: Die Aussicht ist zwar hervorragend, doch ehemalige Gäste beschreiben das Menü als überteuert und nicht besonders gut. Preiswertere und bessere Kost bieten im Ausgehviertel Ortaköy und im Stadtteil Bebek zahllose Lokale - und, da sie oft auch über Dachterrassen verfügen, eine gute Aussicht auf die aufsteigenden Raketen. Dasselbe gilt für das Ausgehviertel Beyoglu, allerdings sollte man sich hier vom Taksim-Platz fernhalten - zu viele Menschen bringen sich dort schon lange vor Mitternacht ein bisschen zu sehr in Silvesterstimmung.

London

Die höchste Erhebung in London liegt mit 186 Metern im noblen Stadtteil Hampstead, doch an Silvester bleiben die vielfach illustren Bewohner lieber unter sich mit ihrer guten Aussicht über die Dächer der Hauptstadt. Wer es belebter mag, allerdings sehr viel belebter, und einen guten Blick auf das große Silvester-Feuerwerk der Stadt haben will, der sollte sich rechtzeitig am Ufer der Themse einfinden: Zwischen Westminster Bridge, Waterloo Bridge, Victoria Embankment und dem Gebiet an der South Bank gibt es Public Viewing Zonen mit bestem Blick auf das London Eye. Bereits weit vor Mitternacht beginnen sich die Areale zu füllen, rechtzeitiges Erscheinen lohnt sich: Ist die Kapazitätsgrenze von 250.000 Menschen erreicht, werden die Gebiete abgesperrt. Alle Zuspätgekommenen und die, die sich nicht an der Themse ins Getümmel stürzen wollen, können auf die Großleinwände am Trafalgar Square ausweichen und dort das Feuerwerk genießen, das bereits kurz vor Mitternacht beginnt und etwa zehn Minuten dauert. Voll könnte es dort allerdings auch werden.

Silvester in Madrid, Paris und Prag

Madrid

In der spanischen Hauptstadt wird Silvester nach einem ausgiebigen Essen mit Freunden oder der Familie auf der Straße gefeiert: sehr laut, sehr ausgelassen, aber ohne viel privates Feuerwerk. Zwar gibt es auf der Puerta del Sol, einem der zentralen Plätze der Stadt, ein Pyro-Spektakel. Doch hierher pilgern Tausende Madrilenen wegen einer anderen Tradition: dem Traubenessen vor der Casa de Correos. Zu jedem der zwölf Glockenschläge wird eine Weintraube verzehrt. Wer alle rechtzeitig schafft, kann 2012 auf privates Glück hoffen. Seit dem 31. Dezember 1962 wird die Veranstaltung landesweit im Fernsehen übertragen.

Paris

Schon Stunden vor den magischen zwölf Glockenschlägen versammeln sich die Menschen mit Flaschen und Tröten beladen auf den Straßen von Paris, um in das neue Jahr hineinzufeiern, vorzugsweise auf den Champs Élysées im Herzen der Stadt. Von hier aus haben sie einen guten Blick auf das große Feuerwerk, das den Eiffelturm um Mitternacht als funkelnde Pyro-Hülle umgibt. Allzusehr sollte man sich in der Betrachtung nicht verlieren: Auf dem teilweise dichtbestandenen Boulevard machen traditionell Taschendiebe reiche Beute. Etwas besinnlicher geht es vor der Kirche Sacre Coeur auf dem Montmartre zu. Bei klarem Wetter hat man von hier einen grandiosen Blick auf die über der Stadt aufsteigenden Raketen - und kann sich im Anschluss in einem der vielen Lokale des Künstlerviertels oder im nahen Stadtteil Pigalle wieder aufwärmen.

Prag

"Über sieben Brücken musst du gehen..." sang die deutsche Rockband Karat - ein Motto, das auch auf die Silvesterfeierlichkeiten in Prag passt. Den besten Blick auf das Feuerwerk, das auf den Hügeln über dem Moldautal gezündet wird, hat man von einer der Prager Brücken aus. 15 sind es im gesamten Innenstadtbereich, Prag-Besucher müssen sich also entscheiden, von wo aus sie die Raketen über der Burganlage Hradschin und dem Veitsdom aufsteigen sehen wollen. Weitere gute Aussichtspunkte sind der Hradschin selbst und das erhöht gelegene Letná-Feld im Stadtteil Bubeneč, das außerdem bekannt ist für seine alternative Club-Szene - vielleicht ein Tipp für die ersten Stunden des neuen Jahrs? Abzuraten ist von der hoffnungsvoll überfüllten Karlsbrücke, genauso wie von den populären Feierorten Altstädter Ring und Wenzelsplatz.

Silvester in Rom, Stockholm, Wien und Zürich

Rom

Die Piazza in Italien ist mehr als nur eine freie Fläche inmitten von Häusern. Hier wird Caffè getrunken, verweilt, promeniert, diskutiert und natürlich gefeiert. Auch an Silvester ist es Tradition, dass die Römer nach dem Abendessen mit Freunden auf die Piazza ziehen und dort gemeinsam das neue Jahr begrüßen. Einer der schönsten Treffpunkte in Rom ist die Piazza del Popolo, aber auch einer der beliebtesten. Statt dort inmitten von Zehntausenden zu stehen, spazieren Ortskundige noch ein Stück weiter, steigen die Spanische Treppe hoch und wenden sich nach links zur Piazza della Trinità dei Monti. Von hier aus verläuft die Viale della Trinità dei Monti den Hügel und schließlich am Park der Villa Borghese entlang - ein wunderbarer Aussichtspunkt für das Feuerwerk über den Dächern von Rom. Auch auf dem Gianicolo-Hügel zwischen Trastevere und dem Vatikan trifft man sich, um das farbenprächtige Spektakel zu bewundern. Nach Mitternacht wird auf den Straßen und Plätzen bis zum Morgengrauen gefeiert, unter anderem auf der Via dei Fori Imperiali mit Livemusik: Zum Jahreswechsel spielt die italienische Rockband Negramaro auf.

Stockholm

Wie in Zürich nutzen die Stockholmer die Wasserspiegelung, um den Himmel über der Stadt zusätzlich zu erhellen: Das große Feuerwerk findet im Hafenbecken der Innenstadt statt. Gute (und kostenlose) Sicht auf Raketen, Böller und Pyro-Kaskaden haben Besucher von Fjällgatan im historischen Stadtteil Söder aus, von der Uferpromenade Monteliusvägen und vom Rathausplatz. Besinnlichere Naturen meiden das große Spektakel und feiern Silvester im Freilichtmuseum Skansen. Dort wird püntklich um Mitternacht das Gedicht "Neujahrsglocken" des englischen Dichters Alfred Tennyson vorgelesen, eine Tradition seit 1895, für die man zuvor Eintrittskarten zum Preis von umgerechnet etwa elf Euro erwerben muss.

Wien

Am Silvestertag können Wien-Besucher bereits ab 14.00 Uhr beginnen, sich mitten in der Stadt auf 2012 zu freuen. Dann starten die Veranstaltungen auf dem tradtionellen Silvesterpfad, der sich vom Rathausplatz über Freyung, Alter Hof, Stephansplatz, Hoher Markt und Neuer Markt bis zur Kärntnerstaße erstreckt. 300 Künstler treten auf mehreren Open-Air-Bühnen unter verschiedenen Motti auf, Essens- und Getränkestände sorgen dafür, dass man die Zeit bis zum Jahreswechsel bei Kräften übersteht. Wer zwischendurch Bewegung braucht, sollte sich ab 14 Uhr am Stephansplatz einfinden. Dort veranstalten die Wiener Tanzschulen Walzerkurse, so dass sich Wien-Touristen beim Musikfeuerwerk am Prater oder auch unter dem großen Silvesterfeuerwerk am Heldenplatz stilecht ins neue Jahr drehen können. Echte Wiener sollen bei der alljährlichen Innenstadt-Party in der Minderzahl sein, doch das dürfte angesichts der erwarteten 200.000 bis 250.000 Besucher nicht ins Gewicht fallen. Verständigungsprobleme könnten dennoch auftreten, allerdings nicht nur ob der Internationalität der Veranstaltung. Die Veranstalter raten dringend dazu, mit Gehörschutz auf den Silvesterpfad zu gehen.

Zürich

Das große Silvesterfeuerwerk in Zürich ist eine Veranstaltung der Hoteliers der Stadt, in diesem Jahr bereits zum elften Mal. Von 0.20 Uhr bis 0.40 Uhr lassen sie den Himmel über dem Zürcher Seebecken von zwei speziell gesicherten Schiffen aus in Farbkaskaden erstrahlen. Das Festgelände mit Essens- und Getränkeständen erstreckt sich rund um das Seebecken: vom Limmatquai über den Hechtplatz bis zum Utoquai sowie über die Quaibrücke beim Bellevue bis hin zum General-Guisan-Quai. Besucher sind von der Zürcher Stadtpolizei ausdrücklich nur zum Konsumieren und Staunen eingeladen. Privat zum Festgelände mitgebrachtes Feuerwerk kann eingezogen werden und in der Vergangenheit hat es schon Bußgeld für nicht fachgerechtes Abbrennen von Silvesterraketen gegeben.

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