Stadtrat stimmt für Verbot:Nie mehr nackt durch San Francisco

San Francisco ist bekannt für seine Freizügigkeit, aber der Lebensstil mancher Bewohner geht den Stadträten doch zu weit: Nudisten müssen sich künftig zugeknöpft geben. In der Hippie-Metropole empört das selbst die Angezogenen.

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San Francisco ist bekannt für seine Freizügigkeit, aber der Lebensstil mancher Bewohner geht den Stadträten doch zu weit: Nudisten müssen sich künftig zugeknöpft geben. In der Hippie-Metropole empört das selbst die Angezogenen. Hippies, Blumen im Haar, sexuelle Frei- und Großzügigkeit, das verbinden Menschen in aller Welt noch immer mit der US-amerikanischen Westküsten-Metropole San Francisco. Und tatsächlich wird hier vieles lässiger gesehen als im häufig prüden Rest der Vereinigten Staaten. In San Francisco wurde einst die Schwulenbewegung groß, hier leben Homosexuelle entspannt in Vierteln wie The Castro. Dieses ist inzwischen auch für eine andere kleine Bewegung bekannt: die "Naked Guys", eine Gruppe Nudisten, die höchstens mit Socken und Schuhen bekleidet durch die Straßen streift. Diese Art der Freizügigkeit sehen die Behörden doch nicht so gern: Mit knapper Mehrheit entschied der Stadtrat nach hitziger Diskussion und Störungen durch (entblößte) Demonstranten, mit einer neuen Verordnung Nacktheit auf Straßen, öffentlichen Plätzen und in Verkehrsmitteln unter Strafe zu stellen. Ein Nudist auf der Castro Street im gleichnamigen Viertel in San Francisco.

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Angestoßen hatte das Ganze der Stadtverordnete Scott Wiener, der selbst im Castro-Bezirk wohnt: Bei ihm hätten sich "viele Anwohner" über die zur Schau getragene Nacktheit beschwert. "Das geht einfach zu weit", klagte Wiener, schließlich würden auch Familien und Touristen mit den "Naked Guys" konfrontiert. Nudisten auf ihrem Protestmarsch zum Rathaus von San Francisco

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Tatsächlich gibt es bei vielen Anlässen viel zu sehen. Beim jährlichen "Bay To Breakers"-Volkslauf tragen Dutzende Läufer höchstens ihre Sportschuhe. Beim Folsom-Straßenfest der Leder- und Fetisch-Szene ist ebenfalls viel nackte Haut dabei, ebenso bei der Gay-Pride-Parade. Daran will Wiener auch nichts ändern. Also plant die Stadt mit der neuen Verordnung einen Kompromiss: Bei besonderen Feiern und Straßenparaden will die Stadt ein Auge zudrücken. Und Brüste dürfen weiter gezeigt werden, nur die Genitalien eben nicht. Auch brauchen sich nackte Kinder unter fünf Jahren nicht vor strengen Ordnungshütern zu fürchten, während an den meisten anderen US-amerikanischen Stränden selbst Babys schon Bikinis tragen müssen. Allerdings muss über die neue Verordnung noch in einer zweiten Abstimmung entschieden werden, die Unterschrift von Bürgermeister Edwin Lee steht ebenfalls noch aus. Erst dann kann das Gesetz Anfang kommenden Jahres in Kraft treten. Bereits vor einem Jahr setzte sich Wiener mit einer Vorschrift gegen Nudisten durch. Demonstranten vor dem Rathaus

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Nackte dürfen sich seitdem nicht mehr einfach auf Parkbänke oder Stühle in Cafés setzen. Aus hygienischen Gründen müssen ein Handtuch oder Ähnliches untergelegt werden. Die jetzige neue Vorschrift geht weit darüber hinaus: keine entblößten Genitalien oder Hinterteile mehr, hundert Dollar Strafe (etwa 78 Euro) beim ersten Verstoß. Notorisch Nackte müssen mit 500 Dollar Bußgeld rechnen - und mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr. Die Debatte um "Public Nudity" erregt die Gemüter in San Francisco, nicht nur die der Stadträte, die sich äußerst knapp mit sechs zu fünf Stimmen für das Verbot entschieden. Nun diskutieren Bürger der Metropole, wie tolerant San Francisco eigentlich noch ist. Ein Nudist hat sich im Viertel Castro einen kleinen "Garten Eden" aufgebaut.

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Dutzende Nudisten demonstrierten bereits für ihr Recht auf Nacktheit, wie hier vor dem ... nein, Entschuldigung, da ist ein Archivbild aus dem Jahr 1967 dazwischengerutscht, ...

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... sie protestierten wie hier vor dem Rathaus in San Francisco. "Nacktheit fällt unter das Recht auf freie Meinungsäußerung", sagte die Anwältin einer Nudistengruppe, Christina DiEdoardo. Das habe nichts mit "unsittlicher Entblößung" zu tun. DiEdoardo vertritt unter anderem eine dreifache Mutter, die eine Nudisten-Talk-Show mit dem Namen "Meine nackte Wahrheit" moderiert. Auch im Castro-Viertel hört man kritische Stimmen: "Wer hierherkommt, der weiß, auf was er sich einlässt", meint ein Anwohner, der seit 40 Jahren hier wohnt, angezogen auf die Straße geht und etwas gewagte Vergleiche zieht: "Das ist wie beim Zoo-Besuch, bei dem man Tiere sieht. Wir sind ein Schwulenviertel, da laufen schon mal Nackte rum." Nicht mehr nackt durch San Francisco? Die USA überraschen mit noch weitaus seltsameren Verboten. Eine Auswahl finden Sie auf den folgenden Seiten.

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In den USA gelten zahlreiche Gesetze, die kurios anmuten. Zwar sind viele einfach im Lauf der Zeit nicht aus der Gesetzgebung entfernt worden und haben praktisch keine Gültigkeit mehr, doch sollte man während einer Reise in den USA lieber vorsichtig sein. Auch wenn man nicht gleich im Gefängnis landet, kann es passieren, dass der Sheriff Urlauber streng ins Gebet nimmt. Nicht nur Reisende müssen sich an kuriose Gesetze gewöhnen. Auch Bienen haben bei einem Flug durch die USA einiges zu beachten. In Kirkland, Illinois, ist es den gelb-schwarzen Insekten verboten, über das Dorf oder durch die Straßen zu fliegen.

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Hilfsbereitschaft ist nicht immer erwünscht. In Colorado ist es verboten, dem Nachbarn den Staubsauger auszuleihen.

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"Mit Essen spielt man nicht!" - und mit Geld schon gleich gar nicht, zumindest nicht auf Hawaii. Wer hier auf die Idee kommt, sich Geldmünzen ins Ohr zu stecken, macht sich strafbar.

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Ein Urlaub ohne Streit ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Sichtung eines Ufos. Wenn Sie sich mit Ihrer/Ihrem Liebsten auf der USA-Reise mal wieder in die Haare kriegen, ist jedoch Vorsicht geboten. Männer in Alabama dürfen ihre Frauen nur verprügeln, wenn sie einen Stock benutzen, der nicht breiter als ihr Daumen ist.

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Sie können nicht einschlafen? Kommen Sie ja nicht auf die Idee, das Hotelzimmer zu verlassen und das Mittagessen für den nächsten Tag zu fangen. In Chicago, Illinois, ist es illegal, im Pyjama Fischen zu gehen.

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Die Deutschen tragen im Urlaub gerne Sandalen und Shorts und lassen ihre guten Manieren zu Hause. In Trenton, New Jersey, muss man da jedoch vorsichtig sein. Hier ist es untersagt, seine Suppe zu schlürfen.

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Ihre Wadeln sind so stramm wie die von Jan Ullrich früher? Dann aufgepasst: Radfahrer in Connecticut dürfen von der Polizei gestoppt werden, wenn sie schneller als 65 Meilen pro Stunde radeln. Das sind 104 Kilometer pro Stunde.

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Falls Sie einen Schnurrbart haben, müssen Sie während einer Reise durch Kalifornien zeitweise enthaltsam leben: Männern mit Schnurrbart ist es in Eureka verboten, eine Frau zu küssen.

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Es gibt Dinge, da würde man normalerweise nie auf die Idee kommen, sie zu tun. Doch lassen Sie uns folgende Warnung zur Sicherheit trotzdem aussprechen: Laufen Sie in Devon, Connecticut, nach Sonnenuntergang nicht rückwärts - das ist verboten.

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In Ottumwa, Iowa, sollte man Flirtversuche unterlassen. Männern ist es hier untersagt, innerhalb der Stadtgrenzen einer unbekannten Frau zuzuwinken.

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In Cresskill, New Jersey, leben anscheinend viele Vogelliebhaber. Katzen müssen hier drei Glocken tragen, um den Vögeln ihr Kommen anzukündigen.

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Auf ein Handwaschmittel im Reisegepäck sollte man auf einer USA-Reise lieber verzichten. In vielen Bundesstaaten - wie in Oregon - ist es verboten, die Wäsche im eigenen Vorgarten zu trocknen. Denn das gilt als Zeichen von Armut.

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Frauen am Steuer - Ungeheuer? Frauen in Memphis, Tennessee, dürfen - so lautet ein altes Gesetz - nur ein Auto lenken, wenn ein Mann vor dem Auto herläuft und zur Warnung von Fußgängern und anderen Autofahrern eine rote Fahne schwenkt.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Seien Sie vorsichtig, was Sie im Restaurant bestellen, wenn Sie abends noch etwas unternehmen wollen. In Gary, Indiana, darf man erst vier Stunden nach dem Verzehr von Knoblauch ein Kino oder Theater besuchen.

© Süddeutsche.de/kaeb/dpa, Barbara Munker - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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