Slowenien:Der alte Mann und die Berge

Es muss nicht immer Österreich sein. Schon Hemingway hat die Schönheit der slowenischen Alpen entdeckt.

"Tochter der Berge" nennen die Slowenen ihren grün-weiß sprudelnden Wildbach Soca, der im Nordwesten des Landes in den Julischen Alpen entspringt und bei Triest in die Adria mündet. An seinem Oberlauf liegt mit einem Fast-Dreitausender der Nationalpark Triglav, für den die rauschende Naturschönheit zum Aushängeschild wurde. Hier sind die Oberkrainer zu Hause, hier hat Ernest Hemingway seinen Roman "In einem anderen Land" spielen lassen. Als Urlaubsziel wird die Ecke jedoch erst entdeckt.

Slowenien: Über allen Gipfeln ist Ruh` - Sloweniens Alpen erinnern zwar an Österreich nur der Andrang beim Gipfelsturm fehlt.

Über allen Gipfeln ist Ruh` - Sloweniens Alpen erinnern zwar an Österreich nur der Andrang beim Gipfelsturm fehlt.

Sieht beinahe aus wie Österreich

Vieles erinnert an den nördlichen Nachbarn Österreich: Schneebedeckte Gipfel, dunkelgrüne Wälder und Wiesen voller Wildblumen. Die Natur umgibt ihre Besucher in voller Schönheit und besonders schön ist, dass der Urlaub noch erschwinglich und die Menschen gastfreundlich sind. Nur alte Alpen-Höfe mit ihren Holzveranden sucht man in diesen Teil der Alpen vergebens.

Immer wieder haben in der bewegten Geschichte fremde Mächte ihre Hand nach diesem Land ausgestreckt und teuer dafür bezahlen müssen. Das Erste-Weltkriegs-Museum in Kobarid behandelt diesen für das Verständnis der Gegend so wichtigen Punkt. Es mahnt zum Frieden - ganz im Einklang mit Hemingway, der in seinem Buch "A Farewell to Arms" einen "Abschied von den Waffen" forderte. Für die Slowenen stand er jedoch auf der Seite des Feindes, deshalb zeugt nur ein Porträt im Treppenhaus von der Verbindung des Landes mit dem Romancier.

Naturnähe im Wohnwagen statt Halbpension

Aus geschichtlichem Interesse bereisen nur wenige Touristen die slowenischen Alpen, die meisten suchen Bewegung in der freien Natur. Äußerlich sind sie leicht erkennbar an den Kanuanzügen und Wanderanoraks. Manche sind die 800 Kilometer von Frankfurt am Main nach Bovec an der Soca in einem Stück gefahren und bleiben oft zwei Wochen im gemieteten Camper für 20 Mark die Nacht. Gerne würden ihnen Hoteliers auch Halbpension für 90 Mark anbieten, aber dann wäre es nicht mehr so zünftig.

In den Einkaufsläden versteht das Personal deutsch. Wichtig, weil sich außerhalb der Hochsaison 80 Prozent der Urlauber selbst verpflegen. Sloweniens Alpen werden eben vor allem von Naturfreunden bevölkert; und von Sportbegeisterten: Rafter schleppen zentnerschwere Gummiboote wie ein Hausdach über dem Kopf zur Einsatzstelle, Kanuten suchen die Herausforderung im schäumenden Wasser. Nicht immer gänzlich unbeschadet: Ein Mädchen steht nach einem ordentlichen Schluck Gebirgsbachwasser während einer überlangen Eskimorolle ganz verdutzt im flachen Kiesbett und ringt nach Luft.

Die Landbevölkerung lässt es unterdessen ruhiger angehen und hängt das Heu zum Trocknen auf große Gestelle, die so genannten Heuharfen. Bauernmaler Pieter Brueghel den Älteren hätte an den Bäuerinnen mit den roten Kopftüchern bei der Feldarbeit seine Freude gehabt. Feriengäste fühlen sich in eine ferne Zeit versetzt.

Berge, Seen und über allem fürstlicher Glanz

Über die ruhigen Wasser des Bohinj-Sees fährt ein Linienboot zur altehrwürdigen Kapelle Johannes des Täufers vor der schroffen Kulisse der Julischen Alpen. Wer dort den Triglav, den mit 2864 Metern höchsten Berg Sloweniens, besteigen möchte, sollte ein erfahrener Bergsteiger sein. Die Wanderung zum Gipfel beansprucht rund acht Stunden. Mit Island-Ponys oder Mountainbikes geht es schneller.

Der begehrteste Ferienort Sloweniens und das Portal zum Triglav-Nationalpark bleibt Bled, ein Kurbad aus den alten Zeiten der k.u.k-Monarchie ganz in der Nähe der Fernreiseroute Österreich - Adria. Ein Maler könnte sich keine schönere Kulisse wünschen: Gondeln schippern über den klaren See, darüber thront die mächtige Burg auf steilem Ufer und eine markante Kircheninsel. Nicht umsonst empfing hier einst Jugoslawiens Präsident Tito seine Staatsgäste. Geblieben sind vom alten Glanz nur die Preise- die sollen auch heute noch fürstlich sein.

Quellen: sueddeutsche.de/dpa

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