Skigebiete Bayern:Stillstand auf dem Sudelfeld

Im oberbayerischen Skigebiet streiten sich die Betreiber so sehr, dass einer seine beiden Lifte abgeschaltet hat.

Heiner Effern

Skifahrer bezahlen mittlerweile ja viel Geld, um bei bestem Wetter und staubendem Schnee den Alltag und die Sorgen rund ums Geldverdienen zu vergessen. Umgekehrt ist es bei den Liftbetreibern: Sie denken an den schönsten Freizeittagen des Winters vor allem ans Geldverdienen.

Sudelfeld, Thomas Plessenberg/Alpenplus

Zwei Zubringerlifte zum Sudelfeld stehen derzeit still.

(Foto: Foto: Thomas Plessenberg/Alpenplus)

Darüber sind nun allerdings die sechs Liftbesitzer auf dem Sudelfeld so über Kreuz geraten, dass einer von ihnen seine beiden Schlepplifte einfach abgeschaltet hat. Seit 1. Januar stehen der Grafenherberglift und der Rankenlift still. Wie lange das noch so sein wird, ist ungewiss.

Sepp Berger, Inhaber der beiden Lifte, mag zum Streit nichts mehr sagen. Sein Anwalt Peter Astner schildert die Gründe, die zum Beförderungsstreik geführt haben, so: Seit dem 16. August 1994 sind die sechs Gesellschaften, die Lifte in dem weitläufigen Skigebiet besitzen, in der Gesellschaft Vereinigte Liftbetriebe Sudelfeld zusammengeschlossen. Seither gibt es einen gemeinsamen Pistenbetrieb mit gemeinsamen Liftkarten.

Die Abrechnung legten die Unterzeichner in einem Vertrag detailliert fest. An jedem Lifteinstieg wurden durch einen Zähler am Drehkreuz die Fahrten gezählt. Da aber eine Vierersesselbahn mehr Kosten verursacht als ein Schlepplift, einigten sich die Betreiber auf ein Punktesystem, das den Fahrten einen unterschiedlichen Wert zuweist. Diese Berechnung bildete bisher die Grundlage für die Verteilung der Einnahmen auf die Gesellschafter.

Im September 2008 wollten fünf der sechs Gesellschafter das Geld anders verteilen, wofür das System nochmals verfeinert werden sollte. Die Art des Tickets soll künftig eine Rolle spielen. Denn natürlich bringt eine Fahrt mit einer Tageskarte mehr Geld ein als eine Fahrt mit einem Saisonticket.

Massiver Umsatzeinbruch befürchtet

Was zunächst einleuchtet, bedeutet für Sepp Berger nach eigener Schätzung einen Umsatzeinbruch von etwa 50 Prozent. Denn seine beiden Schlepplifte dienen als einer der möglichen Einstiege ins Skigebiet. Die Besitzer von Tageskarten fahren bei ihm einmal durch und tummeln sich dann an den oberen Liften. Die Inhaber von schlechter bewerteten Tickets oder Sportler mit vergünstigten Karten bleiben eher an seinen Liften.

"Wir fordern eine Aussetzung des Beschlusses und Neuverhandlungen im Sommer", sagt Anwalt Astner, "dann schaltet Herr Berger die Lifte wieder ein." Die anderen Gesellschafter seien nicht berechtigt gewesen, den Vertrag zu ändern. "Das ist unseres Erachtens nur einstimmig möglich."

Darüber streiten nun die Anwälte. Egid Stadler, Sprecher der Vereinigten Liftbetriebe, bezeichnet die Haltung Bergers als "schwierig". Der Kollege schade mit seinem Verhalten "dem Ruf des Skigebiets". Berger habe die Lifte "ohne Vorwarnung" abgeschaltet. Zum Streitgegenstand selbst will er sich nicht äußern.

Der Streit in der Öffentlichkeit schadet nicht nur dem Betrieb, sondern auch der Suche nach Investoren. Mehr als 20 Millionen Euro an Investition sollen das Skigebiet in den kommenden Jahren wieder auf modernen Standard bringen. Doch ohne Einigung der Gesellschaft könnten sich laut Stadler diese Pläne weiter verschieben.

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