Skifahrer-Typologie:Diese Typen fahren auf der Piste ab

Die Pistensau wird nur vom -ferkel überholt, falls sie nicht der Stock-Stecher von den Skiern holt. Wem man immer wieder beim Skifahren begegnet, ob man will oder nicht.

Von Carolin Gasteiger und Katja Schnitzler; Illustrationen Jessy Asmus

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Die Pistensau

Diese unangenehmen Zeitgenossen gibt es in zwei Ausführungen: klein und groß. Die Pistenferkel sind das Ergebnis des natürlichen Reifungsprozesses eines Skifahrers im Kindesalter. Sobald dieser auch ohne "Schneepflug" anhalten kann und dabei einen Bremsweg von höchstens 20 Metern hat, mutieren die süßen Kleinen, die gerade noch auf dem Zauberteppich vor der nächsten Abfahrt gezittert haben, zu Pistenrambos, die nur eines kennen: Schuss fahren.

Haben die Pistenferkel ihre Schutzengel mit absoluter Brems- und Bogenverweigerung an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht, entwickeln sie sich schließlich weiter: Entweder zu gesitteten Mitsportlern. Oder zu Pistensäuen. Diese unterscheiden sich nur in der Wucht des Aufpralls von den Pistenferkeln, wenn sie arglose Skifahrer von den Brettern holen. Kann doch keiner ahnen, dass hinter der Sprungschanzen-Kuppe ein Anfängerkurs dahinzuckelt.

Was tun?

Daumen drücken, dass Sau und Ferkel rechtzeitig vor der Warteschlange an der Talstation bremsen. Wenigstens dieses Mal.

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Der Lift-Drängler

Man muss ihn nicht sehen, um zu wissen, dass der Lift-Drängler hinter einem steht: Das scharfe Kratzen, mit dem seine Skier über die eigenen schrammen, verrät ihn. Schon schieben sich seine Spitzen an der eigenen Bindung vorbei, mit den Stöcken fädelt er zwischen die Beine der Nebenstehenden und windet sich schlangengleich durch die Wartenden. Wird er angemotzt, behauptet er frech: "Da vorne wartet mein Freund." Und fährt dann allein bergauf.

Noch schlimmer: Pistenferkel, die sich vordrängen - sie lassen sich nicht einmal von Skistöcken aufhalten, die man vor ihren Skispitzen in den Schnee rammt.

Was tun?

Ignorieren. Oder Eishockey zum Vorbild nehmen - ein Ellenbogencheck macht Eindruck.

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Der Pistenkreuzer

Er ist davon überzeugt, dass ihm die Piste allein gehört. Warum sollte er also nach oben blicken, bevor er kreuzt? Und das macht er ständig, von Rand zu Rand, von links nach rechts. Bögen sind ihm fremd, stattdessen fährt er großzügigen Zickzack. Er wendet nur dann früher ab, wenn er einem damit den Weg abschneiden kann.

Was tun?

Antäuschen und dann ab durch die Mitte.

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Der Stock-Stecher

Er wäre ohne seine Stöcke aufgeschmissen. Nicht, weil er sie zum Fahren braucht. Sondern weil er mit ihnen am Hang wunderbar zeigen kann, wo er als nächstes abfahren wird. Dass er dabei einem anderen Skifahrer die Schneebrille zerkratzt, bemerkt er nicht. Ebenso wenig, dass er jedes Mal - JEDES MAL - beim Anfahren am Bügel-Schlepplift die hinter ihm Stehenden fast ersticht, wenn er seine Stöcke mit Elan nach hinten schwingt, um den Bügel an seinem Hinterteil zurecht zu rutschen.

Was tun?

Drunter durchfahren oder ausfechten.

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Der Auf-und-davon-Fahrer

Er ist Teil einer Gruppe, weiß das aber nicht. Vielleicht ist es ihm auch egal. Das letzte, was seine Clique an der Bergstation von ihm hört, ist ein bereits verhallendes "Wir sehen uns unten am Lift ...". Dorthin heizt der Wegfahrer, als wäre eine Lawine hinter ihm her. Die anderen werden schon nachkommen, meint er. Genau weiß er es nicht, denn er wirft keinen Blick zurück.

Was tun?

Eine Abkürzung nehmen.

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Der Stehenbleiber

Er ist der Gegenentwurf zum Wegfahrer: Aus lauter Angst, seine Skifreunde zu verlieren, hält der Stehenbleiber an, aus voller Fahrt und ohne Vorwarnung. Ständig. Nach zwei Schwüngen, vielleicht drei. Und fragt dann gerne: "Kann`s weitergehen?" Natürlich, der Rest der Gruppe hätte sowieso nicht für alle anderen unsichtbar direkt hinter einer Kuppe gestoppt. Der Stehenbleiber aber findet zielsicher die gefährlichsten Punkte für eine Pause.

Was tun?

An ihm vorbeifahren. Konsequent.

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Der Über-Stock-und-Stein-Fahrer

Von ihm sieht man stets nur die Spuren, meist von der Gondel oder vom Sessellift aus: Er fährt, wo aus gutem Grund sonst niemand fährt - kein normaler Mensch würde sich auf dieses skizerstörende, wenn nicht knochenzerbrechende Geröllfeld mit minimaler Schneedecke wagen. Nur der Stock-und-Stein-Fahrer freut sich: So wenig los hier!

Was tun?

Wundern, Kopf schütteln und wieder den Gipfelblick genießen.

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Der Hüttenhocker

Er ist mit zum Skifahren gekommen, kommt aber nicht zum Skifahren, denn: Die Hütte ist so gemütlich, die Sonne scheint so schön (oder es schneit so sehr), unter der Woche hetzt man doch genug, was dieses Pistenkilometer-Runterreißen eigentlich soll, jetzt bleibt halt noch sitzen ...

Was tun?

Allein fahren und dann entspannt zurück auf die Alm - den Platz hat ja der Hüttenhocker freigehalten.

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Der Nostalgiker

Er schwingt aufrecht und so parallel, als hätte er nur einen Ski an - und das seit 50 Jahren, mindestens. Helme hält er für Firlefanz, er setzt höchstens seine dünne Mütze auf. Die hat er auch schon seit 50 Jahren.

Was tun?

Weiträumig umfahren wegen Sicherheitsbedenken - man will ja nicht schuld sein, dass er helmlos stürzt. Ansonsten bewundern, das ist eine aussterbende Art.

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Der Tiefschneecruiser

Pisten sind ihm zu platt, er braucht Pulverschnee bis zu den Knien, um glücklich zu sein. Daher ist er auf gewalzten Abfahrten eine eher selten anzutreffende Spezies, bei höchster Lawinenwarnstufe bleibt er lieber gleich zuhause: Falls sich der Tiefschneecruiser doch auf eine Piste verirrt, ist er am traurigen Blick zurück zu erkennen - seine Spuren im Schnee sind, kaum gezogen, schon verwischt. Ein typisches Merkmal des Tiefschneefahrers: Da er stets freiwillig im Abseits unterwegs ist, wird er von anderen kaum wahrgenommen - höchstens als kleiner bunter Punkt am Hang auf der Bergflanke gegenüber. Im Gegensatz zum Über-Stock-und-Stein-Fahrer kann er skifahren.

Was tun?

Nein. Sie fahren nicht hinterher.

© SZ.de/ihe/sks
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