130 Jahre Drachenfelsbahn im Siebengebirge:Auf den Spuren Siegfrieds

Vor der malerischen Burgruine erklimmt sie den Fels wie einst der kühne Drachentöter: Deutschlands erste Zahnradbahn fährt bereits seit Juli 1883 auf den Drachenfels über dem Rhein.

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Drachenfelsbahn Drachenfels Siebengebirge Burg

Quelle: Drachenfelsbahn

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Vor der malerischen Burgruine erklimmt sie den Fels wie einst der kühne Drachentöter: Deutschlands erste Zahnradbahn fährt bereits seit Juli 1883 über dem Rhein.

Ein Zug, der einst furchterregend schnaufend und Rauchwolken ausstoßend einen Berg namens Drachenfels hinauffuhr - das war Ende des 19. Jahrhunderts etwas Besonderes. Am 17. Juli 1883 wurde diese technologische Sensation eröffnet: Die Zahnradbahn mit Dampfbetrieb war die erste in Deutschland. Die Drachenfelsbahn war die Alternative für Besucher des Drachenfelsen im Siebengebirge über dem Rhein, die nicht zum Titel "meistbestiegener Berg von Europa" beitragen wollten.

Im Bild: Talfahrt in den 1950er-Jahren

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Quelle: Drachenfelsbahn

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Auf dem Drachenfelsen soll einst tatsächlich ein menschenverschlingendes Untier gehaust haben. Dieses wurde wahlweise vom Helden Siegfried erlegt, von einer christlichen Jungfrau mit dem Kreuz in den Tod getrieben - oder es machte den Fehler, einem mit Pulver beladenen Schiff auf dem Rhein einzuheizen. Das war das Ende - von Drache und Schiff zugleich.

Mit einem speziellen Mechanismus überwindet die Drachenfelsbahn in etwa acht Minuten auf eineinhalb Kilometern etwa 220 Meter Höhenunterschied: Der Triebwagen schiebt die Waggons vor sich hinauf und lässt sie dann wieder hinter sich hinabrollen. Und das schon seit 130 Jahren.

Burg Drachenfels

Quelle: dpa

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In einer der zahlreichen Sagen und Legenden, die sich um den Drachenfelsen ranken, heißt es, dass er jedes Jahr von drei Millionen Menschen besucht wird. Aber dann wurde nach Jahrzehnten doch einmal nachgezählt. "Es sind so um die 400.000", sagt Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH. Ins Reich der Fabel gehört auch, dass der Drachenfels der "Hausberg von Holland" sei. 90 Prozent der Besucher ...

Drachenfelsbahn Drachenfels Siebengebirge Burg

Quelle: Drachenfelsbahn

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... sind Deutsche, und von den vergleichsweise wenigen Ausländern kommen die meisten aus Belgien. Nun sind 400.000 Besucher immer noch beachtlich für einen Berg, der gerade einmal 321 Meter hoch ist. Aber das ist vielleicht Teil seines Erfolgsgeheimnisses: Den Drachenfels schafft jeder, zur Not eben mit der Zahnradbahn.

Mutter aller Freizeitparks: Der Drachenfels putzt sich heraus

Quelle: Tourismus Siebengebirge/dpa/tmn

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Seit der englische Dichter Lord Byron zu Beginn des 19. Jahrhunderts den "castled crag of Drachenfels" besungen hatte, fuhren jedes Jahr Tausende Engländer den Rhein hinauf nach Königswinter, um dort den Gipfel der Rheinromantik mit eigenen Augen zu sehen. Und je nach Wetter bis zum Kölner Dom zu blicken, während an anderen Tagen selbst der Rhein im Nebel verborgen fließt. Noch heute ist der Drachenfels eines der ältesten Ausflugsziele Europas.

In den 1970er und 80er Jahren verkam er jedoch zum Ausflugsziel für Stammtische und Kegelklubs, so dass er zum Synonym für Spießigkeit wurde. Bei seinem Namen dachte man unwillkürlich an "WC 50 Pfennig" und "Draußen nur Kännchen". Dabei war der Drachenfels einst der Gipfel der Romantik.

\"KUNST DETEKTIV\" KONTROLLIERT BILD

Quelle: Archiv: dpa

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Um das nachzuempfinden, muss man sich nur die Aquarelle des englischen Landschaftsmalers William Turner (1775-1851) ansehen. In zarten Farben erhebt sich der Fels dort als mythischer Ort über dem Strom. So richtig echt sind nur der Fels selbst und die Burgruine obendrauf.

Ein Bild des englischen Malers William Turner im Essener Folkwang-Museum.

Drachenfels im Siebengebirge

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Schloss Drachenburg dagegen (links im Bild), das "Neuschwanstein vom Rhein", ist nur nachempfungen: außen neugotisch, innen Barock - eine Millionärsfantasie. Der Abriss dieses rheinischen Märchenschlosses wurde in den 1960er Jahren nur durch energische Proteste von Privatleuten und Denkmalschützern verhindert. Die Restaurierung für 30 Millionen Euro zog sich jahrzehntelang hin. Seit Frühjahr 2010 ist das Schloss wieder zu besichtigen.

Mutter aller Freizeitparks: Der Drachenfels putzt sich heraus

Quelle: Tourismus Siebengebirge/Dirk Hagemus/dpa/tmn

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Wer auf die Zahnradbahn verzichtet und den Aufstieg auf den bestens ausgebauten und beschilderten Wanderwegen wagt, stößt immer wieder auf Attraktionen aus Großmutters Zeiten: altertümliche Märchen-Dioramen, die auf einen Münzeinwurf hin mit knarzender Stimme zu reden beginnen. Eine Felsengrotte mit Weiher und einem 13 Meter langen, moosbewachsenen Drachen. Und vor allem die 1913 zum 100. Geburtstag Richard Wagners errichtete ...

Mutter aller Freizeitparks: Der Drachenfels putzt sich heraus

Quelle: Tourismus Siebengebirge/dpa/tmn

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... Nibelungenhalle. Der Überlieferung zufolge markiert sie den Punkt, an dem Siegfried einst den Drachen überwältigte. Passend dazu findet sich hier ein Reptilienzoo. So ganz passt er aber vielleicht doch nicht: Hat sich wirklich jemand den Siegfried-Drachen wie einen Alligator aus den Everglades vorgestellt?

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Quelle: Drachenfelsbahn

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Märchenhaft ist auf jeden Fall eines: der Blick vom Gipfelplateau auf den Rhein. Dieses wurde von 70er-Jahre-Bausünden befreit, das Restaurant präsentiert sich inzwischen mit einem modernen Glaskubus unter der Burgruine.

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Auch die Drachenfelsbahn fährt zwar noch wie früher mit dem traditionellen und bergtauglichen Zahnradsystem. Doch die Talstation präsentiert sich inzwischen ...

Im Bild: So sah die Talstation bis 1951 aus.

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... als modernes Besucherzentrum, in dem nicht nur für die Drachenfelsbahn, sondern für die gesamte Region Siebengebirge geworben wird.

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Auch die Zahnradbahn stößt schon lange keine Rauchwolken mehr aus: Seit 1960 fahren die Triebwagen mit Strom.

© Süddeutsche.de/kaeb/Christoph Driessen, dpa /cag
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