Sicherheitstest:Polizei schmuggelt Sprengstoff ins Gepäck

Lesezeit: 1 min

Slowakische Polizisten jubelten ahnungslosen Passagieren Plastiksprengstoff unter - und vergaßen ihn in einem Rucksack.

Die slowakische Polizei hat einem ahnungslosen Passagier bei einem Sicherheitstest Sprengstoff ins Gepäck geschmuggelt - und diesen anschließend dort vergessen. Der 49-jährige Slowake reiste somit vom Flughafen Poprad Tatry mit etwa 90 Gramm Plastiksprengstoff nach Irland. Ein Kompetenz-Wirrwarr sorgte schließlich dafür, dass der Sprengstoff - ohne Zünder - erst drei Tage nach der missglückten Übung entdeckt wurde.

Der Zwischenfall sorgte für politische Verstimmung zwischen Bratislava und Dublin. Der irische Justizminister Dermot Ahern forderte von der Slowakei unverzüglich eine "vollständige Aufklärung". Der slowakische Innenminister Robert Kalinak entschuldigte sich darauf telefonisch bei der irischen Regierung.

Die slowakische Polizei hatte am vergangenen Samstag kleine Mengen Sprengstoff in das Gepäck von mehreren, zufällig ausgewählten Passagieren im nordslowakischen Touristenflughafen Poprad Tatry geschmuggelt. Die Päckchen wurden schließlich von Spürhunden entdeckt - mit einer Ausnahme.

"Ein fataler Fehler eines konkreten Polizisten, der die volle Verantwortung dafür trägt", sagte Tibor Mako, Chef der slowakischen Grenz- und Fremdenpolizei. Der Sicherheitsdienst des Flughafens habe den Piloten noch vor dem Abflug gewarnt. Als sich der Pilot dennoch zum Start entschieden habe, da es "keine unmittelbare Gefahr" gegeben habe, sei der Flughafen Dublin von der Flughafenleitung Poprad verständigt worden.

Dieser habe jedoch nicht reagiert, behauptete Mako. Die irische Polizei beharrte aber darauf, erst am Dienstagmorgen Informationen aus der Slowakei erhalten zu haben.

Der Flugpassagier, dem die slowakische Polizei den Sprengsatz untergejubelt hatte, erlebte dann am Dienstag eine böse Überraschung.

Schwer bewaffnete Polizisten riegelten die Umgebung seiner Wohnung ab und stürmten das Gebäude. Der potentiell hochgefährliche Plastiksprengstoff RDX wurde unberührt und unversehrt im Rucksack des Mannes entdeckt. Der 49-Jährige, der seit Jahren in Irland lebt und einen Weihnachtsurlaub in seiner Heimat verbracht hatte, wurde nach stundenlangem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach Darstellung irischer Sicherheitskräfte hätte der Sprengsatz ausgereicht, um das Flugzeug zum Absturz zu bringen. Mako betonte jedoch, es habe "zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Flugpassagiere bestanden", da der Sprengstoff nicht mit anderen zur Explosion benötigten Komponenten verbunden gewesen sei.

In einer Erklärung des Innenministeriums in Bratislava heißt es: "Am Anfang stand die gute Absicht, die Sicherheit der Bürger zu erhöhen." Solche Sicherheitstests seien an Flughäfen überall auf der Welt üblich. Durch "individuelles Versagen" sei es jedoch zu dieser Panne gekommen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: