Sella Ronda per Mountainbike:Eine runde Sache

3000 Höhenmeter in zwei Tagen: Auf der Tour um den Sella-Stock ist es nur mit Radfahren nicht getan.

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Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

Quelle: SZ

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Skifahrer umrunden die Sellagruppe mühelos per Lift, Motorradfreaks und wadelstarke Rennradler auf ebenso serpentinen- wie verkehrsreichen Passstraßen. Wer die Ausblicke auf das imposante Felsmassiv der Dolomiten jedoch in Ruhe genießen will, sollte sein Mountainbike satteln.

Über Grödnerjoch, Passo di Campolongo, Pordoi- und Sellajoch führen größtenteils auch Schotterstraßen, Saumpfade und Trails. In einem steten Auf und Ab sind dabei insgesamt rund 3.000 Höhenmeter zu überwinden.

Trainierte Fahrer brauchen für die Sella Ronda zwei Tage - und wetterfeste Kleidung. Denn schon jetzt kann es südlich des Alpenhauptkamms über Nacht schneien.

Startpunkt der Tour ist Wolkenstein (1.563 m), eine Übernachtungshochburg am Ende des Grödnertals. Sella- und Puezgruppe bilden von den ersten Metern weg eine beeindruckende Kulisse. Für gemächliches Einrollen ist in diesen Höhen allerdings kein Platz: Die Auffahrt zum Grödnerjoch (2.121 m) beginnt unmittelbar hinter dem Ortsschild, zunächst durch ein Waldstück zur Hochebene Plan de Fréa. Der atemberaubende Blick auf die zackigen Murfreit-Spitzen ist freilich hart erkauft ...

Text: Birgit Obermeier

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Schiebepassage bei Auffahrt zum Grödnerjoch

...mit rund einer halben Stunde Schieben auf dem steilen alten Jochweg. Schnell wird klar: Die Sella Ronda erfordert ein alpines Konzept vom Mountainbiken - Schiebe- und Tragepassagen inklusive. Alternativ erreicht man das Grödnerjoch natürlich auch über die panoramareiche Passstraße - selbst mit Stollenreifen wohl die klügere Variante. Hinter der Passhöhe weicht der Asphalt ohnehin bald einem kehrenreichen Schottertrail.

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Auffahrt auf Wiesentrail zum Passo Incisa

Die Sonne weicht derweil den dunklen Wolken einer angekündigten Kaltfront. Von Corvara (1.568 m) zum Passo Incisa (1.938 m) kreuzen nur wenige wetterfester Wanderer den Weg. Keine Spur von den in der Region zahlreichen Turnschuh-Touristen. Auf den letzten Metern hinauf zum Etappenziel, der Pralongia-Hütte (2.157 m), werden Fleißpunkte vergeben - einzulösen gegen ein 360-Grad-Panorama: Die schroffen Massive Sella, Puez, Kreuzkofel und Fanes tauchen reihum in Gewitterwolken ein.

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Gewitter und Hagel auf der Pralongia-Hütte

Dann ist sie da, die Kaltfront - mit Hagel, Temperatursturz und Schnee. Mitten im Sommer, auf der ach so sonnenverwöhnten Alpensüdseite. Bevor sich bei den Gästen Tristesse breit macht, bittet ein Kellner höflichst zum Abendessen. Der gemeine germanische Bergsportler reibt sich die Augen: Die Tische im Separée der Hütte sind eingedeckt wie für einen Empfang, statt deftigem Bergsteigeressen wird ein feines Fünf-Gänge-Menü serviert. La dolce vita, 2.157 Meter über Normalnull.

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Auffahrt im Nebel nach Portavescovo

Am nächsten Morgen: Regen. Endlich können sich die Goretex-Socken bewähren, die viele Sommer lang nur Spott kassiert haben. Auf der Abfahrt nach Arábba spritzen Dreck und Wasser, zum Warmwerden folgt eine stramme Auffahrt über 900 Höhenmeter. Die umliegenden Dreitausender dürften imposant sein. Bei Nebel lernt man aber auch Wiesenblumen und die Stille abseits des Pordoi-Passes zu schätzen. Noch ein Viertelstündchen Schieben und Portavescovo - mit 2.565 Metern das Dach der Tour - ist erreicht.

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Photoarchiv Val di Fassa, Alberto

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Auf dem Bindelweg

Und mit ihm der Beginn eines echten Highlights: Der Bindelweg - ein über vier Kilometer langer, knapp unter dem Grat verlaufender Höhenweg, der oberhalb des Pordoijochs endet. Bei schönem Wetter kann es hier eng werden, schließlich genießen auch Wanderer ...

(Foto: Photoarchiv Val di Fassa, Alberto Campanile)

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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... die Aussicht auf das ewige Eis der gegenüber liegenden Marmolada.

Im Nebel ist die "Königin der Dolomiten" freilich nur zu erahnen. Dafür gehört der schmale, glitschige Pfad allein den Bikern. Nach etwa halber Strecke wird er etwas breiter und durchwegs fahrbar - volle Konzentration und Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Abfahrt vor Sellajoch

Auf dem Schotterweg hinunter nach Pecol (1.932 m) und noch ein Stück weiter auf der Straße lockern sich die Muskeln allmählich wieder. Allerdings nur bis zum nächsten - dem letzten - Anstieg. Mit schweren Beinen biegt man besser zum Sellajoch ab und kurbelt die Passstraße hoch. Trainierte Fahrer wählen die steile Schotterauffahrt über das Val Salei. Auf den letzten Metern steuern sie geradewegs auf den eleganten Langkofel (3.181 m) zu. Vom Gipfelpunkt am Sellajoch (2.240 m) tut sich nochmal ein gewaltiger Blick über den Sellastock ...

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Panoramablick vom Sellajoch

... und die Cirspitzen auf - der zögernd zurück kehrenden Sonne sei Dank. Der Downhill heimwärts beginnt mit einer etwas lästigen Schiebepassage durch die Felsbrocken der "Steinernen Stadt" - einem gewaltigen Felssturz, der vor langer Zeit vom Langkofel abging.

Dann aber steigt der Fahrspaß: Am Fuße des Langkofels entlang führt die Strecke vorbei an trägen Kühen leicht bergab bis zum Rifugio Comici. Ein letztes Mal Bergblick, fern der Blechkarawanen...

Foto: Markus Dresel

Sella Ronda mit dem Mountainbike, Markus Dresel

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Trailabfahrt nach Wolkenstein, im Hintergrund der Langkofel

...bevor es, den Langkofel im Rücken, auf losem Schotter steil bergab geht. Zum Schluss erwartet die Mountainbiker noch ein Schmankerl: ein schmaler Waldpfad, garniert mit Wurzeln und ein paar Treppenstufen. Willkommen zurück in Wolkenstein!

Foto: Markus Dresel

Radfahren in den Dolomiten, iStock

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Die Tour auf einen Blick:

Sella Ronda per Mountainbike

Anfahrt: A8 Richtung Salzburg, am Inntal-Dreieck auf A93 Richtung Innsbruck/Kufstein, weiter auf A13 Richtung Bozen/Brenner bis zur Ausfahrt Klausen/Gröden. Auf der SS 242 über St. Ulrich und St. Christina bis nach Wolkenstein (ab München ca. 3,5 Stunden).

Tourendaten: Start- und Zielpunkt: Wolkenstein (1.563 m) Höhenmeter: ca. 3.000 Fahrzeit: 2 Tage Übernachtung: Rifugio Pralongia (2.157 m) Einkehr/Rast: Zahlreiche Berghütten auf dem Weg

Tourenverlauf: 1. Tag: Wolkenstein - Plan de Fréa - Grödnerjoch - Pisciadu-Tal - Corvara - Passo Incisa - Pralongia 2. Tag: Pralongia - Passo Incisa - Cherz - Arábba - Portavescovo - Bindelweg - Pecol - Lupo Bianco - Sellajoch - Piz Seteur - Plan de Gralba - Wolkenstein

Karte: Kompass-Karte 59, Sellagruppe/Gruppo di Sella (1:50.000)

(Foto: istock)

(sueddeutsche.de)

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© sueddeutsche.de/dd
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