Rund zwölf Kilometer liegen zwischen dem Hochgrat als höchstem Gipfel der Nagelfluhkette und dem Mittag, der den Bergkamm im Osten abschließt und als Aussichtswarte hoch über dem Illertal und Immenstadt sehr geschätzt wird. Ein aussichtsreicher Gratkamm, über den eine klassische Höhenwanderung führt.
Der Hochgrat (1834 m) selbst wird häufig bestiegen, denn überaus bequem ist der kurze Anstieg von der Bergstation der etwas betagten und daher fast schon wieder urigen Gondelbahn.
Oben wartet ein Panorama der Extraklasse, an dem man sich selbst nach der mehrstündigen Überschreitung der Nagelfluhkette nicht satt sehen kann.
Kohlesaurer Kalk
Wobei am Hochgrat erst einmal die Nahblicke begeistern. Die Felsen bestehen aus grobem Geröll und gerundeten Kieselsteinen, die durch kohlensauren Kalk zusammenzementiert - im Fachjargon Nagelfluh genannt - und sehr witterungsbeständig sind, und denen der gesamte Bergkamm seine Entstehung verdankt.
In elegantem Schwung zieht der Grat hinüber zum Mittag, dazwischen erheben sich allein sechs Gipfel mit Namen und noch einige weitere, unbenannte Erhebungen.
Die klassische Tour folgt fast durchwegs der Grathöhe, nur an einigen Stellen wie beim Abstieg vom Rindalphorn in die Gündlesscharte weicht man seitlich aus.
Das erste Wegdrittel
Eine lange Wanderung ist es, für die man als Minimum sechs Stunden Gehzeit veranschlagen sollte. Allzu sehr sollte man daher seine Pausen nicht ausdehnen, auch wenn es viele lauschige Wiesenmulden gäbe, sonst verpasst man die letzte Talfahrt der Mittagsesselbahn.
Der Auftakt ist harmlos, ein guter Steig führt von der Bergstation hinauf zum Hochgrat, der reichlich Platz für all seine Besucher bietet.
Deutlich einsamer ist der Weiterweg: Ein schöner Steig zieht durch die Wiesenhänge hinunter in die Brunnenauscharte und dort auf das Rindalphorn (1821 m) mit seinem etwas exponierten Gipfel.
Einsames Mittelstück
Für viele endet hier die Tour, sie zieht es wieder zurück zum Hochgrat. Nur ein kleiner Rest wandert weiter.
Der Abstieg hinunter in die Günlesscharte ist steil und bei Nässe unangenehm rutschig, der Gegenanstieg zum Gündleskopf (1748 m) anstrengend.
Beim Übergang zum Buralpkopf (1772 m) gibt es eine erste gesicherte Stelle über ein felsiges Gratstück, dann geht es genussreich weiter zum Stuiben (1749 m), der im Einzugsbereich der Mittagsesselbahn liegt und dementsprechend frequentiert ist.
Ein letzter Höhepunkt wartet am Steineberg (1660 m). Gleich hinter dem Gipfelkreuz führt eine Leiter senkrecht gut 30 Meter in die Tiefe. Nichts für schwache Nerven - und so wählen einige doch lieber den einfachen Steig, der unterhalb der nordseitigen Felsabbrüche vorbei führt.
Gemütlicher Ausklang
Der Rest ist ein gemütlicher Ausklang: In Serpentinen zieht der Steig abwärts, erreicht unterhalb des Bärenkopfs einen schönen Wiesensattel und kurz darauf den Mittag mit seiner Sesselbahn - selten hat man sich so über eine gelenkschonende Abstiegshilfe gefreut wie hier.
Info
Anfahrt: Mit dem Auto auf der Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren, Kempten und Immenstadt nach Oberstaufen, weiter über Steibis zur Talstation der Hochgratbahn. Gebührenpflichtiger Parkplatz. Mit der Bahn nach Oberstaufen, Bus zur Talstation der Hochgratbahn
Zeit: 6 - 7.25 Std.
Schwierigkeit: Sehr lange Panoramawanderung, die fast durchwegs der Grathöhe der Nagelfluhkette folgt. Der Steig ist weitgehend leicht, dennoch sollte man immer aufpassen, da das Gelände häufig auf beide Seiten abbricht. Trittsicherheit (kurze Stellen sind gesichert) und Schwindelfreiheit erforderlich, Vorsicht bei Nässe.
Einkehr: Bergrestaurant der Hochgratbahn (1708 m), Gipfelhütte Mittag (1451 m)
Karte: BLVA UK L 8, Allgäuer Alpen (1:50.000)
Hinweis: Es gibt vergünstigte Kombikarten für die Bergbahnen Hochgrat (Bergfahrt) und Mittag (Talfahrt).