Eine Hütte in den Schweizer Bergen - na und? Das könnte denken, wer nur ganz flüchtig auf dieses Bild schaut. Einen Moment länger hingesehen, und schon springt das Geschützrohr ins Auge. Und diese seltsame runde Form der "Hütte" ... Tatsächlich handelt es sich hier um einen von Tausenden ehemaligen Bunkern, die über die Schweiz verteilt sind. Einst hatten die Eidgenossen die Nationalsozialisten zu fürchten, dann den Kalten Krieg. Seit dies Vergangenheit ist, wurden Tausende Militäreinrichtungen umfunktioniert. Die frühere Artilleriestation Furggels nahe St. Margrethenberg etwa nutzte die Armee von 1946 bis 1998, inzwischen ist sie ein Museum.
Besucher können sich so von außen und innen die historischen Verteidigungsanlagen ansehen.
Auch am Gotthardpass bauten die Eidgenossen während des Zweiten Weltkrieges eine Festung für die Artillerie - hier direkt in die Felsen, auf 2106 Metern Höhe. 1999 gab das Militär die Nutzung auf, im Jahr 2012 eröffnete das Museum Sasso San Gottardo.
Wo einst strenge Verbotsschilder wie dieses vor dem Betreten warnten, sind Besucher und Touristen inzwischen sehr willkommen.
Auch ein weiterer Bunker am Gotthardpass ist inzwischen äußerst gastfreundlich: dieser hier wurde in ein Hotel, das "La Claustra", umgewandelt.
Eine andere Variante: Im Ort Erstfeld werden in einem ehemaligen Munitionslager mittlerweile Pilze produziert. Eine Firma stellt in insgesamt elf ehemaligen Bunkern bis zu 24 Tonnen Shiitake im Jahr her.
Die vielleicht schweizerischste aller Lösungen: Käse. In Giswil lässt man mittlerweile Raclette-Laibe reifen, wo einst Munition für den Ernstfall lagerte.
Doch längst nicht allen Bunkern sind derart kreative Zweitkarrieren vergönnt. Andere Orte haben sie deshalb zumindest verkleidet, um weniger stark an die Zeiten der Aufrüstung erinnert zu werden. Unterhalb des Schlosses Angenstein in Duggingen etwa ...
... als mittelalterliches Haus.
Es lohnt sich also, beim nächsten Schweiz-Urlaub etwas genauer hinzusehen. Wie hier in der Nähe des Dorfs Realp kann sich hinter einem vermeintlichen Stall schließlich alles Mögliche verbergen - in diesem Fall ein Teil der einstigen Artilleriefestung Fuchsegg.