Schneeschuhtest:Auf die Bindung kommt es an

Statt Tourenski schnallen immer mehr Bergliebhaber Schneeschuhe an. Doch nicht jedes Modell ist für den Aufstieg auch wirklich geeignet. süddeutsche.de hat's ausprobiert.

Stefan Herbke

Wie so oft war Amerika einen Schritt voraus. Schneeschuhe sind dort schon seit Jahren im Trend. Sie sind das ideale Fitness-Gerät für den Winter. Mittlerweile nimmt auch in den Alpen die Zahl der Schneeschuhfans seit einigen Jahren stetig zu. In fast allen Orten kann man an geführten Schneeschuhwanderungen teilnehmen, teilweise gibt es sogar markierte Routen, und viele Hotels wie die Europa Wanderhotels haben sich im Winter mittlerweile voll und ganz auf Schneeschuhtouren spezialisiert. Selbst Schneeschuhrennen werden veranstaltet, im Valle di Non im Trentino gehen jeden Winter im Januar gut 6000 Teilnehmer beim Ciàspolada an den Start.

Dank neuer Materialien wurde aus einem Holzschneeschuh mit angestaubtem Image ein modernes und zeitgemäßes Sportgerät, das den ersten, bereits vor 10.000 Jahren entstandenen Originalen nur der Form nach ähnelt. Noch bis etwa 1970 wurden die Schneeschuhe unverändert aus Holz, Haut und Sehnen gebaut, während die heutigen Modelle mit leichtem und stabilem Alurahmen mit Kunststoffverspannung, einer Riemenbindung sowie Krallen für die Querung harter Firnflächen fast schon kleine High-Tech-Geräte sind.

Doch nicht alle sind auch wirklich ausgereift, das zeigte der 1. Südtiroler Schneeschuhtest, der Mitte Dezember 2005 von den Südtiroler Wanderhotels durchgeführt wurde. Ausgewählte Journalisten aus dem Outdoor-Bereich testeten in Tiers am Rosengarten an zwei Tagen Modelle von acht verschiedenen Herstellern. Das Ergebnis: Vor allem bei der Bindung gibt es große Unterschiede. Nicht alle waren ohne großen Aufwand auf unterschiedliche Schuhgrößen einzustellen - mit Handschuhen bei Eiseskälte und tiefem Schnee ist das unverzichtbar -, und vor allem, nicht alle waren stabil genug, um dem Schuh ausreichend Halt zu geben.

Grundsätzlich kann zwischen zwei Schneeschuhtypen unterschieden werden: Modelle, die sich sehr gut für die Fortbewegung in flachem Gelände eignen und Modelle, die auf die Fortbewegung in steilem (alpinen) Gelände ausgerichtet sind.

Für den ersten Typus ist die große Auflagefläche charakteristisch sowie die besonders flexible Bindung, die dem Fuß große Bewegungsfreiheit vermittelt. Zu dieser Gruppe können die Modelle der Marken Atlas, Tubbs, Morpho, Baldas und Folly's gezählt werden. Sie eignen sich für Touren durch tiefen, pulvrigen Schnee, den man vor allem in flachen Wäldern und Feldern vorfindet. Nur wenig geeignet sind diese Modelle für Querungen im steilen Gelände mit hartem, evtl. sogar eisigem Schnee. Grund dafür ist die schlechte Stabilität des Fußes in der Bindung (führt zu starker Beanspruchung der Knöchel) und die ovale Form der Schneeschuhe.

Die aufstiegsorientierten Schneeschuhmodelle charakterisieren sich durch parallele Seitenkanten, feste Bindungssysteme und markante Harscheisen. Die parallele Form erleichtert das Queren von steilen Hängen. Durch die steife Bindung kann die Kraft direkt auf den Schneeschuh übertragen werden ohne dass sich der Fuß zu stark seitlich krümmt. Die Harscheisen ermöglichen den Halt auf harten und eisigen Untergrund. Diese Modelle eignen sich für die Bewältigung von vielen Höhenmetern in kupiertem Gelände mit verschiedenen Schneetypen. Zu ihnen gehören die Modelle der Marken Sport Alliance, MSR und TSL.

Den besten Eindruck hinterließen die Modelle von Atlas, MSR, Sport Alliance und Tubbs. Vor allem im Hinblick auf den Preis ist der 825 von Atlas mit Abstand Testsieger, ein Schneeschuh, der rundum überzeugt und vor allem mit seiner leicht verstellbaren Bindung Maßstäbe setzt.

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