Abends, an den Wochenenden, in Havanna, Trinidad oder Santiago de Cuba sieht man sie: Die Kubaner zieht es auf die Straße. Jemand reicht eine Rumflasche herum, einer dreht eine Box auf oder trommelt etwas, und dann tanzt das erste Paar.
In Havanna ruft Tanzlehrer Tito die Touristen zum "Shake shake" auf. Übungen für den Hüftschwung und die Schultern, die getrennt bewegt werden. "Die Europäer können das einfach nicht, sie sind steif", sagt er und grinst: Versuchten sie, ein Körperteil zu schwingen oder zu schütteln, rüttele der Rest auch gleich mit.
Tito rinnt schon nach wenigen Unterrichtsminuten der Schweiß über die Stirn, die Deutschen sind bereits nass geschwitzt. Draußen prasselt ein kurzer warmer Schauer, der schwarze Ventilator unter der fünf Meter hohen Decke fächelt kaum eine Brise durch den Tanzsaal mit bröckelndem Putz und holzwurmzerfressenen Tischen. Hier ist nichts auf die zahlungskräftigen Touristen ausgelegt, die alle paar Wochen mal für ein paar Tage auftauchen. Nach einem ermunternden Grinsen von Tito für seine hüftsteifen Schüler pfeift er die Lehrer herbei. Gruppenunterricht gibt es hier nicht, jeder Schüler hat einen eigenen Lehrer, lernt im eigenen Tempo und auch andere Schritte als seine Mitschüler.