Vom Berg Hocheck in Oberaudorf führt eine drei Kilometer lange Winterrodelbahn ins Tal, die auch abends beleuchtet ist. In diesem Winter hat hier die erste Rodelschule Deutschlands eröffnet: Interessierte können dort den richtigen Umgang mit dem Schlitten erlernen. Ein Gespräch mit Ski- und Rodelschulbesitzer Michael Brosig über die richtige Beinhaltung und Raser auf dem Rodel.
SZ.de: Herr Brosig, was kann man denn beim Rodeln falsch machen?
Michael Brosig: Manche fahren viel zu schnell für ihr Können, zu nah an anderen vorbei und auf den Vordermann auf. Einige legen sich sogar mit dem Kopf voraus auf den Schlitten - so kann niemand rechtzeitig bremsen. Manchmal liegt der schlimmste Fehler aber schon in der Organisation der Strecke: Wenn auf einer Winterrodelbahn die einen bergab fahren und die anderen gleichzeitig bergauf gehen, das ist ein Fiasko - aber auf vielen Strecken üblich, dort können auch Wanderer oder sogar Fahrzeuge entgegenkommen. Da muss es früher oder später Unfälle geben, denn nicht alle fahren vorausschauend. Jeder sollte außerdem vor der Abfahrt wissen, wie er richtig auf dem Rodel sitzt und möglichst schnell bremsen oder ausweichen kann.
Nun, man setzt sich auf den Schlitten und ...
... dreht die Beine eben nicht nach außen oder lässt sie bei der Abfahrt herumschlackern. Sie gehören fest ausgestreckt nach vorne neben die Kufen. Sonst besteht die Gefahr, dass man hängenbleibt und sich den Fuß verdreht. Die häufigsten Verletzungen bei Rodlern sind überdehnte Bänder. Mit den Füßen an den Kufen kann man auch besser lenken und bremsen.
Nun taucht hinter der Kurve tatsächlich ein Hindernis auf. Wie stoppt der Rodler am schnellsten?
Er zieht mit den Händen den Rodel vorne hoch und stemmt beide Beine in den Schnee. Da nützen Bremshilfen wie Fersenspikes, um auch an einer eisigen Stelle schneller zum Stehen zu kommen. Am wichtigsten sind aber stabile Winterschuhe, wie gut gefütterte Bergstiefel. Skischuhe sind dagegen völlig ungeeignet.
In den Bergen sind Urlauber oft recht leichtsinnig und steigen im Sommer mit Sandalen auf die Gipfel. Im Winter sind sie wahrscheinlich nicht vernünftiger?
Bei unserem Rodelverleih tauchen tatsächlich häufig Leute auf in Jeans, Wollpullovern und Turnschuhen, die so Schlitten fahren wollen. Beim Rodeln kommt es auf die richtige Ausrüstung an. Viele sind einsichtig, auch immer mehr Erwachsene tragen Helm. Allerdings sehen wir in Oberaudorf täglich, dass einige wie wahnsinnig die Strecke hinunterheizen. Denen ist nicht bewusst, was alles passieren kann - und einige bleiben unverbesserlich, selbst wenn wir sie darauf ansprechen. Deshalb legen wir im Kurs viel Wert auf sicheres Verhalten auch den anderen Sportlern gegenüber.
Und das dauert zweieinhalb Stunden?
Die brauchen wir auch. In der Theorie geht es um die passende Ausrüstung, zum Beispiel schnelle Rodel für Sportlichere und langsame Schlitten für Familien oder eher zaghafte Kursteilnehmer. Aber auch grundlegende Regeln für die Strecke werden erklärt - und wie man mit dem Rodel Lift fährt, der Schlitten soll ja keinem Spaziergänger auf den Kopf fallen. Dann üben wir bremsen, geradeaus gleiten und Kurven fahren im flachen Gelände, und schließlich geht es auf die Winterrodelbahn. Wer dann noch vorausschauend fährt, hat sicher Spaß.
