Reisetipps für Nordrhein-Westfalen:Oh wie schön ist NRW!

Keine Kohle mehr: Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen sind derzeit selten gut. Dennoch gibt es hier viel Schönes zu entdecken, etwa Teufelsteine oder den Platz, an dem Gott Urlaub macht.

Autoren mit Heim- oder Fernweh.

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Kastanie

Quelle: DPA

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Keine Kohle mehr: Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen sind derzeit selten gut. Dennoch gibt es hier viel Schönes zu entdecken, etwa Teufelssteine oder den Platz, an dem Gott Urlaub macht. Tipps von Süddeutsche.de-Autoren mit Heim- oder Fernweh.

Straelen am Niederrhein

Wie vielfältig das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist, zeigt sich schon an den zahlreichen regionalen Unterscheidungen: Da wäre das Sauerland, das Münsterland, das Ruhrgebiet, das Rheinland, das Bergische Land oder zum Beispiel der Niederrhein - ganz besonders reizvoll, das sei an dieser Stelle verbürgt, ist der sogenannte linke Niederrhein. Die Gegend, die sich gerade noch so zwischen Krefeld und holländische Grenze gequetscht hat, ist vor allem eines: flach.

So weit das Auge reicht, kann man hier in die Ferne schauen, vorausgesetzt es findet sich ein Hügelchen von mehr als 30 Metern Höhe (selten!). Schön ist das. Und wie nett die Leute sind! Nicht so dauerfröhlich wie die Kölner, aber auch nicht so barsch wie mancher Pottbewohner, sondern eher rheinisch gelassen und herzlich.

Hier sagt man aus tiefstem Herzen "Dat" und "Wat" und wer in Bayern ein Schlingel oder ein Bazi ist, heißt hier "Tünnes". Besondere Erwähnung verdient die hinreißende Kreissstadt Straelen (sprich: Straaah-lön): Hübsche Backsteinhäuser, ein gemütlicher Marktplatz und das berühmte "Filetstübchen" nahe der Kirche laden zum Verweilen ein. Und weil man hier fast schon in Holland ist, kann man beim Wirt Joachim Dielen eine frisch frittierte "Frikandel" genießen. Wat lecker!

Jonas Beckenkamp

Niers Fluss Nordrhein-Westfalen NRW

Quelle: YesWeCan-Fotos.de/Fotolia.com

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Paddeln auf der Niers

Nordrhein-Westfalen für Träumer: Stoisch vor sich hin kauende Kühe, Nebelschwaden, die über ewig flache Wiesen ziehen, in der Ferne ein paar Backsteinhäuser. Weiden, die ihre Äste im Wasser treiben lassen und hin und wieder ein paar Fische, die zwischen Wasserpflanzen vorbeihuschen. All das sehen Paddler auf dem kleinen Flüsschen Niers im linken Niederrheingebiet nahe der deutsch-niederländischen Grenze. Touren lassen sich in beliebiger Länge planen, wer kein eigenes Boot hat, mietet sich eins. Das geht beispielsweise in Goch oder Kessel. Reinsetzen, ein bisschen paddeln, treiben lassen und genießen.

Maria Holzmüller

Kleve Schwanenburg

Quelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb

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Kleve und Umgebung

In NRW und auch am Niederrhein ist nicht jede Gegend wirklich schön - aber Kleve darf sich wirklich "Perle am Niederrhein" nennen. Es hat die (nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute) "Schwanenburg" (im Bild), vom Spiegelturm der Burg aus hat man einen tollen Blick auf die Weiten des Niederrheins. Im 17. Jahrhundert wurde die Residenzstadt zu einer Gartenstadt von europäischem Rang ausgebaut. Der "Tierpark" war Vorbild für den gleichnamigen Park in Berlin.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt fast völlig zerstört. Doch bis heute erinnern in Kleve Prachtmeilen wie die Tiergartenstraße oder das ehemalige Kurhaus, in dem inzwischen ein zeitgenössisches Museum gleichen Namens untergebracht ist, und das Museum Koekkoek (sprich: Kuckuck, mit niederländischer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts) an die diversen Blütezeiten vergangener Jahrhunderte.

Wer die Tiergartenstraße von Anfang (Ende der Fußgängerzone) bis Ende (Beginn des Tiergartens) herab spaziert, die beiden Museen und die Gärten rechts und links des Weges mit nimmt, und dann noch die Burg besichtigt, hat in Kleve fast alles von Bedeutung gesehen. Danach empfiehlt sich ein Ausflug ins - in diesem Landstrich - sehr Grüne.

Je weiter man rausfährt, desto näher kommt man der niederländischen Grenze. Einige Orte sind nur wenige hundert Meter davon entfernt. Nur ein paar Kilometer weiter sind die niederländischen Städte Nimwegen und Arnheim mit ihren schmucken Innenstädten (unbedingt samstags auf den Markt gehen und die ganz zarten Matjes probieren). Im Sommer fährt man dann in ein kleines Paradies direkt an der Grenze, hinter Kranenburg: das Wyler Meer, in Wirklichkeit ein kleiner Badesee.

Mit dem Rad sollte man den kleinsten Teil von Kleve erkunden, mit dem lustigen Namen Schenkenschanz. Bis in die 70er-Jahre konnte man diesen Ort nur per Fähre erreichen, über einen Arm des Altrheins. Bis heute wird Schenkenschanz bei Hochwasser regelmäßig vom Rhein umschlossen - und damit zur Insel, der einzigen am Niederrhein. Die Fähre wird dann wieder zum einzig möglichen Verkehrsmittel, das Besucher an weniger gefährlichen Tagen zur Insel fährt. Ein Besuch lohnt allein schon, um auf einer Bank auf dem Deich zu sitzen und die sagenhafte Ruhe zu genießen, die der niederrheinische Kabarettist Hanns Dieter Hübsch einmal so beschrieb: "... und hier geht selbst der liebe Gott von Zeit zu Zeit spazieren. Er hat am Niederrhein ein Haus - und ruht sich dort vom Himmel aus."

Ruth Schneeberger

Kevelaer Basilika

Quelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb

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Kevelaer am Niederrhein

Es könnte ein Stadtplatz wie viele in Deutschland sein: Kopfsteinpflaster, ein paar Laubbäume, deren Blätter im Sommer ein bewegtes Spiel von Sonnenlicht und Schatten auf den Boden werfen - und das alles gesäumt von ein paar beschaulichen Cafes, in denen es noch klassischen Filterkaffee und Kuchen gibt. Doch wer einmal auf den Platz vor der Kirche in Kevelaer getreten ist, dessen Blick bleibt an der Außenwand der kleinen Kapelle hängen, die mitten auf dem Platz steht: Egal zu welcher Jahreszeit, hier brennen Kerzen. Hunderte Kerzen.

Über die Mauerwand dahinter zieht sich eine dicke Rußschicht, eine Hitzewolke umweht alle, die sich den Flämmchen nähern. Es ist kein gewöhnlicher Stadtplatz, es ist der Stadtplatz des Wallfahrtortes Kevelaer. Und auf ihm steht keine gewöhnliche Kapelle, sondern die Kerzenkapelle vor der imposanten Marienbasilika. Die ist auch für Nicht-Wallfahrer einen Besuch wert: Wo in anderen Kirchen grauer Stein das Kirchenschiff prägt, leuchten hier die filigranen Dekormalereien, die sich über jeden Quadratzentimeter der Säulen und Wände ziehen. Innen ein buntes Farbenmeer, draußen das Leuchten der Kerzen - und Kaffee und Kuchen schmecken auch.

Maria Holzmüller

Münster - Prinzipalmarkt

Quelle: dpa

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Münster

Wer NRW hässlich findet, war noch nicht in Münster. Pflichtprogramm für Besucher ist ein Spaziergang über den Prinzipalmarkt in der Altstadt, den nicht nur Wikipedia ein "Meisterwerk historischer Baukunst" nennt. Die Giebelhäuser an der kopfsteingepflasterten Prachtstraße beherbergen das historische Rathaus und exklusive Geschäfte. In Sichtweise befindet sich das Graphikmuseum Pablo Picasso, eingebettet in die Münster Arkaden. Ein seltenes Beispiel für ein architektonisch gelungenes Einkaufszentrum in Innenstadtlage, das nicht nur die Menschen in der industrielleren Nachbarstadt Bielefeld neidisch macht.

Wer es bodenständiger und grüner mag, geht über den Aegidiimarkt einige Fußminuten Richtung Aasee. Jetzt nicht vom riefenstahlesken neuen Yachthafen ablenken lassen, sondern ...

Sommer pur - Besucher am Aasee in Münster

Quelle: Friso Gentsch/dpa

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...  unter anderem die "Giant Pool Balls" bewundern, eines der Überbleibsel der renommierten Outdoor-Ausstellung "Skulptur.Projekte", die alle zehn Jahre in Münster stattfindet. Achtung, der See ist zwar idyllisch, aber zum Baden nicht geeignet. Dazu fährt der Münster mit der Leeze (dem Fahrrad) zum Dortmund-Ems-Kanal, wo sich im Sommer die ganze Stadt auf Handtüchern ausbreitet und ins lauwarme Wasser springt. Das ist zwar verboten, aber dank der hervorragenden Wasserqualität: leider unwiderstehlich.

Geheimtipp: Der Südpark zwischen Süd- und Hammer-Straße ist das Naherholungsgebiet studentischer Hipster - im Sommer wegen der dichten Grill-Rauchschwaden besonders leicht zu finden. Etwas versteckt finden sich am Rande des Parks vier öffentliche Hardcourt-Tennisplätze.

Michael König

Hafen Münster

Quelle: blende8 / photocase.com

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Das Hansaviertel in Münster

Münster ist wahrscheinlich wirklich die schönste Stadt im ganzen Bundesland. Die Münsteraner warten deshalb nicht nur mit einem für NRW merkwürdig ausgeprägten Lokalpatriotismus auf, sondern stören sich deshalb auch sehr am Hauptbahnhof, dem Schandfleck ihrer Stadt: Dieser ist, man muss es so deutlich sagen, unfassbar hässlich. Aber der Bahnhof ist auch das Tor zu Münsters spannendstem Kiez, dem Hansaviertel, das sich zwischen Bahnhof und Hafen erstreckt.

Hier ist das eher beschauliche Münster ausnahmsweise nicht nur hübsch anzusehen, sondern fühlt sich tatsächlich urban und ein bisschen wild an. Das liegt zum einen an der spannenden Kulisse aus Industrieromantik am Hafen, Altbauten und ein bisschen Graffiti. Zum anderen liegt es an dem, was hier geboten wird, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.

Im Hansaviertel finden sich schon seit Ewigkeiten beliebte Kneipen wie die "Watusi Bar" und "Doc Müllers Raketen Café", aber auch aktuelle angesagte Clubs wie das eher schicke "Heaven". Im alternativen "Gleis 22", das weit über die Stadtgrenzen hinaus für seine Konzerte bekannt ist, finden Indie-Partys statt. Gemütlich ist es aber auch im Hansaviertel, und zwar in Cafés wie dem "Teilchen und Beschleuniger", wo man sich zwischen Flohmarkt-Mobiliar in 50er-Jahre-Sesseln entspannt, dabei sehr guten Kaffee trinken, selbstgemachten Kuchen essen und sich wirklich ein bisschen wie in der Hauptstadt fühlen kann.

Wenn man also trotz all der hervorragenden Möglichkeiten zur Zerstreuung in den Seiten- und Parallelstraßen irgendwann vom Bahnhof bis zum Hafen gelangt ist (nur etwa ein halber Kilometer Luftlinie), sollte man sich dort unbedingt ans Kanalufer setzen, eventuell die Füße in den Sand des "Coconut Beach" vergraben und auf das Hafenbecken schauen. Wenn dann noch die Lichter des "Kreativkais" im Dunkeln glitzern, kann man ob dieser Schönheit selbst den Anblick des maroden Bahnhofs viel besser ertragen.

Juliane Frisse

Teufelssteine in Heiden

Quelle: Gemeinde Heiden

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Teufelsteine in Heiden

Das westliche Münsterland ist fast so platt wie Holland, und auch die Sehenswürdigkeiten entlang der ausgedehnten Radwanderwege tragen noch echte plattdeutsche Namen. Die "Düwelsteene" (Teufelsteine) haben vor etwa 4000 Jahren die ersten sesshaften Bauern vereint und aufgestapelt, die Gemeinde Heiden trägt den Steinkreis stolz im Dorf-Wappen. Wer das Steinkammergrab inmitten der sanften Dünenlandschaft entdeckt hat, darf spekulieren, wie es die tonnenschweren Findlinge bis an diesen unscheinbaren Ort geschafft haben.

Der Sage nach befand sich einst der Teufel auf dem Weg nach Aachen, um den Dom mit großen Findlingen zu zerstören, an denen er allerdings schwer zu schleppen hatte. Bei Heiden begegnete ihm ein Schuster, der zwölf Paar verschlissene Schuhe auf dem Rücken trug. Als der Teufel den Schuster außer Atem fragte, wie weit es bis Aachen sei, entgegnete dieser - er hatte den Bösewicht natürlich erkannt: "Ich komme geradewegs aus Aachen, die Schuhe, die ich auf dem Rücken trage, habe ich von dort bis hier verschlissen." Da warf der Teufel wütend und fluchend die Steine weg, dass die Erde bebte - und der Aachener Dom blieb verschont.

Benedikt Tüshaus

Karneval Köln

Quelle: picture alliance / dpa

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Köln, Teil I: Karneval

Der Karneval in Köln dürfte, vor allem am Rosenmontag, ein Kulturschock für Unbedarfte sein. Doch er wird Sie mitreißen. So viel Lebensfreude, Buntheit, Toleranz, ausgelassene Fröhlichkeit und "Schpass an der Freud'", wie der Kölner sagt, stecken noch den größten Griesgram an. Man muss sich ja nicht die ganze Spaßwoche antun - der Ureinwohner feiert mindestens vom Altweiberdonnerstag bis zum Aschermittwoch durch. Dazwischen liegen noch Nelkensamstag, Tulpensonntag und Veilchendienstag, also ist jeder Tag ein Grund zu feiern. Die meisten Karnevalsfans nehmen sich sogar zwei Wochen für das Spektakel frei, inklusive Rekonvaleszenzzeit.

Für Erstbesucher reicht aber der Straßenkarneval am Rosenmontag vollkommen aus, wenn sich Karnevalswagen mit satirischen Botschaften an "die da oben" (Politik) und Funkenmariechen mit Riesenladungen voller Pralinenschachteln für "die da unten" (Fußvolk) von früh bis spät durch die Innenstadt wälzen, angefeuert von bisweilen höchst kreativ gewandetem Publikum. Ihnen läuft ein Mona- Lisa-Gemälde inklusive mannshohem Goldrahmen lächelnd entgegen? Wundern Sie sich nicht, Sie sind im Rheinland.

Vorsicht, manche Touristen reisen nur an, um ...

Köln Rosenmontag Karneval

Quelle: picture alliance / dpa

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... möglichst viele Präsente abzugreifen und entwickeln dabei merkwürdige Kampfsportarten. Man erkennt sie daran, dass sie schon mittags (der Zug startet um 11.11 Uhr) zwei prall gefüllte Tüten mit sich rumschleppen und meist einen Regenschirm. Nicht nur, um mehr aufzufangen, als ihre Hände greifen können, sondern auch, um zuzustechen, wenn Konkurrenzhände noch das letzte Bonbon vom Boden aufklauben. Doch das sind Extremfälle. Die meisten, und vor allem die Kölner selbst, haben einfach Spaß: Auch nach dem Umzug noch bis spät in die Nacht in den unzähligen Kneipen, ob auf der studentisch geprägten Zülpicher Straße, in der szenigen Friesenstraße, in der urigen Altstadt oder in der Südstadt, wo anteilsmäßig ein bisschen weniger Touristen und mehr Einheimische sind.

Seien Sie nicht empört, wenn Sie von einer Vielzahl Fremden ungefragt auf die Wange geküsst werden. Das sind "Bützchen", kölsche Küsschen, und die haben rein gar nichts zu bedeuten. Außer, dass das Leben an diesem Tag besonders schön ist und irgendjemand diese Erkenntnis gerade mit Ihnen teilen möchte. Sie sehen ihn oder sie danach nie wieder, versprochen. Es sei denn, Sie bestehen darauf. Da ist der Kölner nicht so.

Ruth Schneeberger

Razzia bei Kölsch-Brauereien - Verdacht auf Preisabsprachen

Quelle: dpa

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Köln, Teil II: an normalen Tagen

Das Klischee stimmt. In Köln ist eigentlich immer Karneval. Zumindest verglichen mit anderen deutschen Städten. Der Rheinländer an sich und der Kölner im Besonderen feiert nun mal gerne, unabhängig von Reichtum oder sonstigem Anlass. Und - hier kommen Sie ins Spiel - am allerliebsten lernt er neue Menschen kennen.

In Köln bleibt niemand lange allein. Sie werden an der Bushaltestelle, im Supermarkt, in der Fußgängerzone, im Museum, in jeder Bar und natürlich auf jeglicher Festivität angequatscht. Hierbei verhält es sich ähnlich wie mit den "Bützchen" zur Karnevalszeit: Es hat absolut nichts zu bedeuten, wenn Sie auf der Straße angesprochen werden, ob man Ihnen helfen könne. Oder wenn Ihnen jemand ein Bier ausgibt. Oder Sie in der Straßenbahn in ein philosophisches Gespräch verwickelt. Das ist hier Alltag. Meist hat man Sie am nächsten Tag oder nach fünf Minuten schon wieder vergessen.

Darüber trösten Sie sich hinweg, indem Sie ein paar Sehenswürdigkeiten genießen. Am besten abseits der ewig gleichen Touristenpfade. Die übliche Tour würde lauten: Erst Dom inklusive Turmbesteigung über 533 Stufen, anschließend Brauhaus Früh am Dom inklusive Halvem Hahn (also Käsebrötchen), Kölschem Kaviar (Blutwurstbrötchen mit Zwiebelringen) oder Himmel un Ääd (gebratene Blutwurst mit Apfel-Kartoffelpüree und Röstzwiebeln), dazu das ein oder andere Kölsch, die der "Köbes" (Kellner) hier im Fünf-Minuten-Takt vorbeibringt, weil die Gläser in Köln eher Reagenzgläsern ähneln als Trinkgefäßen.

Danach sind Sie fertig mit der Welt. Und können nicht mal mehr eine der zahlreichen romanischen Kirchen, vielfältigen Museen oder das rege Nachtleben bewundern. Lassen Sie das also - es sei denn, Sie sind sowieso nur einen halben Tag lang da. Schlendern Sie lieber ...

Köln Seilbahn vor dem Kölner Dom

Quelle: picture-alliance/ dpa

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... nach einer ausgiebigen Tour durch die Innenstadt abends am Rheinufer entlang und fahren Sie nachts mit der Seilbahn: Etwa zum Kölner Lichterfest (14. Juli 2012) kann man zwischen Feuerwerken und Konzerten bis Mitternacht in Gondeln romantisch über den Rhein schweben. Besuchen Sie erst das Schokoladen- und dann das Sportmuseum - oder andersrum, sie liegen eh gleich nebeneinander, direkt am Rhein.

Überhaupt, der Rhein: Fahren Sie Bötchen! Falls es nicht gerade regnet. Bei der Aktion "Literatur in den Häusern der Stadt" (12. - 17. Juni 2012) laden Kölner diverse Autoren und Buchfans in ihre Wohnungen ein, um Lesungen in privatem Ambiente zu ermöglichen. Ähnlich bei "Musik in den Häusern der Stadt": Vom 6. bis 11. November 2012 werden klassische Konzerte in Privatwohnungen gegeben. Solche Aktionen sind zwar inzwischen auch in Hamburg und Berlin zu finden - aber ihren Ursprung, den haben sie in Köln. Wo sonst?

Ach, und das Nachtleben. Man kann eigentlich überall hingehen, zu jeder Zeit, an jedem Abend. Hier mischt sich fast alles - im Gegensatz zu Städten wie München oder Stuttgart: Publikum, Musikrichtungen, Alters- und Bevölkerungsgruppen. Der Kölner an sich ist multikulturell veranlagt. Noch Fragen? Auf www.koeln.de findet man alle kulturellen Highlights, tägliches Programm und viele weitere Tipps.

Ruth Schneeberger

Bundestagswahl

Quelle: Jörg Carstensen/dpa

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Aachener Weiher in Köln

Wenn die Sonne scheint, wird es voll am Aachener Weiher in Köln. Zu Recht. Die Menschen grillen Würstchen oder sich selbst. Ein Mann verkauft Bier an die Durstigen. Nur im Sommer 2010, da schwammen viele tote Fische im Weiher. Die Stadt hatte zu spät Frischwasser in den Teich gepumpt. Und im Sommer 2011, da bedeckte Pflanzen-Grütze fast die ganze Wasseroberfläche, bis die Stadt den Teich reinigte. Mal sehen, was 2012 passiert. Das Gras ist trotzdem schön grün. Und die Menschen werden weiterhin zum Aachener Weiher strömen.

Bastian Brinkmann

Musiktheater im Revier

Quelle: Stadt Gelsenkirchen

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Gelsenkirchen

Es war einmal eine Zechenstadt mitten im Ruhrgebiet, knapp 400.000 Menschen lebten dort. Die meisten Männer arbeiteten unter Tage, die Frauen mussten oft die Fenster putzen, weil immer ein schwarzer Staubfilm auf den Scheiben lag. Auf der Glückauf-Kampfbahn, später dann im Parkstadion kickten großartige Fußballer, Ernst Kuzorra und Fritz Szepan bis zum legendären Stan Libuda: Schalke war und ist Legende, kein deutscher Fußball-Club hat treuere Fans als die Knappen. "Stadt der 1000 Feuer" sagte man damals zu Gelsenkirchen, weil so viele Fackeln brannten, mit denen die Kokereien das überschüssige Gas verbrannten. Die Menschen malochten, tagein, tagaus. Aber sie hatten Arbeit, es ging ihnen recht gut.

Am 28. April 2000 war alles vorbei. Die letzte der einst 15 Zechen, Ewald Hugo, schloss für immer - mit ihr das Kapitel Bergbau am Rhein-Herne-Kanal. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Stadt nach diesem Tiefschlag wieder auf die Beine kam. Viele Junge wanderten ab, nur noch etwa 220.000 Menschen leben heute in Gelsenkirchen. Aber ihnen ist allerlei geboten: Im weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Musiktheater im Revier (MiR, im Bild) kommen Klassiker und modernes Musiktheater auf die Bühne des Großen und des Kleinen Hauses. Das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude gilt als einer der bedeutendsten Theaterbauten der Nachkriegszeit.

Viele der ehemaligen Zechengelände sind umgewidmet und heute Veranstaltungszentren (etwa Die Kaue), der Nordsternpark war 1997 Schauplatz der Bundesgartenschau und der Wissenschaftspark auf dem Gelände eines ehemaligen Gussstahlwerks gilt als Symbol des Strukturwandels im Ruhrgebiet.

Verena Wolff

Alpincenter Bottrop

Quelle: dpa/dpaweb

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Bottrop Teil I: die Skihalle

Mitten im Ruhrgebiet gibt es eine Skihalle, unter dem grünen Dach auf der Halde Prosperstraße verläuft die längste Indoor-Skipiste der Welt: 640 Meter geht es den Hügel hinunter. Und das auf einem Müllberg, einer Abraumhalde in Bottrop. Für geübte Alpinskifahrer ist das ein besserer Übungshang, für die Menschen aus dem Ruhrgebiet und den nahegelegenen Niederlanden allerdings eine echte Alternative, um sich auf die Winterferien vorzubereiten oder das erste mal auf Skiern zu stehen. Denn: Die Fahrt zu den Originalen in den Alpen ist eine Tagesreise, sie dauert mindestens sieben Stunden. Auf der Indoor-Piste findet sogar eine Deutsche Meisterschaft statt: das Skirennen der Schornsteinfeger.

Verena Wolff

Klima-Modellstadt Bottrop

Quelle: dpa

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Bottrop Teil II: Tetraeder

Gleich westlich der Skihalle befindet sich auf der Halde Beckstraße der Tetraeder. Von der Aussichtsplattform auf 100 Metern Höhe haben Besucher einen unverstellten Blick auf den Gasometer in Oberhausen (Industriedenkmal und kulturelles Zentrum) und über das Ruhrgebiet: Hobbyfotografen, die das "alte" Ruhrgebiet suchen, kommen ebenfalls gern hierher. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt eine Kokerei. Alle paar Minuten wird die glühende Kohle mit Wasser gelöscht und spektakuläre Dampfwolken steigen in den Himmel.

Verena Wolff

Glaeserner Blick aufs Parlament

Quelle: dapd

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Düsseldorf

Am Rheinknie steht ein Parlamentsgebäude, das keine einzige gerade Wand hat. Das liegt nicht daran, dass das Haus so alt ist - im Gegenteil.  Der Plenarsaal ist rund, ebenso die Bereiche der Abgeordneten und die Außenwände. Eine gewagte Konstruktion - und noch immer einzigartig.

Überraschend ebenfalls: In der Landeshauptstadt gibt es die einzige "Japantown" Deutschlands. Etwa 8000 Japaner leben in Düsseldorf, viele wurden von ihren Firmen entsandt, andere gehen auf eine der vier Hochschulen der Stadt.

Düsseldorf ist Messestadt, Sitz zahlreicher börsennotierter Unternehmen und eine der wichtigsten Modestädte der Republik. Und Düsseldorf ist gemütlich: grün, für eine Großstadt vergleichsweise übersichtlich - bei Befragungen schafft es die Landeshauptstadt in schöner Regelmäßigkeit auf die vordersten Plätze der Beliebtheits-Skala. Zum Shoppen geht der Düsseldorfer auf die Kö(nigsallee), zum Schwofen auf die Bolkerstraße - und zum Karneval, wenn "d'r Zog kütt", ans Rathaus.

Verena Wolff

Wuppertaler Schwebebahn fährt wieder

Quelle: dpa

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Wuppertaler Schwebebahn

Wenn es in den engen Straßen Wuppertals rumpelt und quietscht, kann jeder Touristen von Einheimischen unterscheiden: Erstere schauen sogleich nach oben auf die Schwebebahn über ihren Köpfen. Die riesigen Metallpfeiler an den Straßen sind nicht zu übersehen und die Fahrt ein echtes Erlebnis.

Seit dem 1. März 1901 rattert die Schwebebahn durch die Stadt an der Wupper, 96 Jahre später wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Das Wahrzeichen durchquert die Stadt von Nord-Osten nach Süd-Westen, von Oberbarmen nach Vohwinkel. Heute ist die Strecke 13,3 Kilometer lang. Und bis heute gibt es ganz Genaue, die sagen, die Schwebebahn sei gar keine Schwebebahn - schließlich schwebe sie nicht wirklich. Wie dem auch sei, ein Erlebnis ist die Fahrt allemal. Besonders wenn an einem schönen Sonntagmorgen der Kaiserwagen aus dem Jahr 1900 mit seinen polierten Holzbänken losrumpelt und Mettschnittchen und ein Pils serviert werden.

Verena Wolff

© Süddeutsche.de/kaeb/vio
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