Helsinki, Finnland
Helsinki ist in einem Wort: hip. In der finnischen Hauptstadt tummeln sich Kreative jeglicher Couleur, Musiker, Künstler, vor allem Designer. Auf der Straße ist ein wilder Mix aus schick, punk und alternativ unterwegs. Röhrenjeans treffen auf Latzhosen, Flechtfrisuren auf Irokesen. In den Modeläden paaren sich Kitsch, kühle Eleganz und Experimentierfreude - vor zwei Jahren war Helsinki Design-Hauptstadt, der runde Aufkleber ziert viele Shops und Boutiquen.
All dieses kreative Potenzial entfaltet sich in der malerischen Umgebung einer Hafenstadt. Gemütliche Cafés in prunkvollen Stadthäusern, eine russisch-orthodoxe Kathedrale ragt aus den Häuserzeilen hervor und prägt den Blick vom Wasser aus auf die Stadt. Erkunden lässt sich Helsinki am besten auf dem Fahrrad. An der Küste entlang geht es schnell raus aus der Stadt, vorbei an kleinen Buchten mit Bootsanlegeplätzen, Hügel hinauf und hinunter, an Efeu umwucherten bunten Holzhäusern vorbei.
Wer in einem der kleinen Cafés einkehrt, viele mit willkürlich zusammengewürfelten Möbeln eingerichtet und auf alt getrimmt - hip eben - merkt, dass die Einwohner Helsinkis nicht mal eben schnell einen Kaffee trinken, sondern, um in der Sprache zu bleiben, dort abhängen. Neben der älteren Dame mit Hund sitzt ein schicker Anfang-Dreißiger mit zurückgegelten Haaren, der sich einen irritierten Blick nicht verkneifen kann, ihr dann aber doch einen guten Appetit wünscht. Und, wichtig, auch wenn es noch so windig ist: Sie bleiben draußen sitzen.
In diesen Mix aus provinziellem Laissez-faire, kreativer Energie und der offenen Art einer Hafenstadt einzutauchen, dazu reichen schon wenige Tage. Wer länger Zeit hat, könnte sogar einen Schiffspassage nach Tallin wagen. Oder doch nochmal ins nächste Café abbiegen.
Carolin Gasteiger