Tipps aus der Redaktion:Die spannendsten Reiseziele für 2018

Neues Jahr, neue Ideen für den Urlaub: vom Fußballspiel in Tatarstan über das bessere Amerika bis zum Baden in Nicaragua. Gute Reise!

Von SZ-Autoren

2018 wird ein großes Reisejahr. Schon jetzt sind die Buchungszahlen hoch für die klassischen Ferienziele am Mittelmeer: Gefragt sind vor allem wieder Spanien, Griechenland und Italien. Aber auch anderswo lässt es sich gut entspannen oder spannend Urlaub machen, sei es auf den Spuren der künstlerischen Avantgarde in Wien, bei den Cowboys Kanadas oder in der Republik Moldau, wo der Osten immer noch wild ist. Gute Reise!

Tipps aus der Redaktion: Ein Fassadenteil des Wiener Secessionsgebäudes.

Ein Fassadenteil des Wiener Secessionsgebäudes.

(Foto: Ricardo Demurez/mauritius)

Wien feiert seine großen Jugendstil-Künstler

Von Kia Vahland

Es braucht keinen Jahrestag, um nach Wien zu fahren, und sich von Gustav Klimt, Egon Schiele, Koloman Moser, Otto Wagner und den anderen Künstlern, Gestaltern und Architekten aus der Jugendstilzeit betören und verwirren zu lassen. Nun aber jähren sich die Todestage der vier Granden der Wiener Moderne zum hundertsten Mal, und das lenkt den Blick auf die Epochenwende von 1918.

Die große Zeit der Wiener Avantgarde war schon um 1900; im Jahr 1897 gründeten junge Künstler die Secession, eine Abspaltung von den althergebrachten Künstlerorganisationen. Was diese Generation prägte, war gewissermaßen ihre Vorahnung auf den Ersten Weltkrieg und den Zusammenbruch der alten Welt im Jahr 1918.

Früher als andere spürten Klimt und Konsorten, wie sehr das fragile Gleichgewicht von Monarchie und bürgerlichem Kapitalismus bereits ins Wanken geraten war, wie Nationalismen und soziale Ungleichheiten die österreichische Gesellschaft auseinandertrieben. Nur verorteten sie, angeregt von Sigmund Freuds Erkenntnissen, ihr Unwohlsein in psychischen statt in politischen Kategorien. Und so entfaltete sich der Jugendstil in Wien existenzieller als anderswo. Zu sehen ist das - nicht nur im Jubiläumsjahr 2018 - in Klimts ornamentalen Gemälden und Schieles drastischen Menschenbildern im Belvedere und im Leopoldmuseum, in Koloman Mosers Entwürfen und Designobjekten im Museum für angewandte Kunst MAK, in Otto Wagners Bau der Wiener Postsparkasse von 1906. Zudem veranstalten 2018 alle großen Wiener Museen Sonderausstellungen zur Wiener Moderne (eine Übersicht findet sich im Internet: www.wienermoderne2018.info).

Beste Reisezeit: immer, Museen und Kaffeehäuser lohnen auch bei Regen.

Nicht verpassen: Den Beethovenfries von Gustav Klimt in der Secession. Den Perlmuttblick des zotteligen Giganten Thyphoeus vergisst man nicht.

Morgensonne naturnaher Buchenwald UNESCO Weltnaturerbe Nationalpark Hainich Thüringen Deutschla

Im thüringischen Nationalpark Hainich sind Buchen die Attraktion.

(Foto: imago)

Im Urwald mitten in Deutschland: Hainich

Von Jochen Temsch

Rotkopf, der Feuerkäfer wurde nicht gefragt, als zu DDR-Zeiten plötzlich Panzer durch seinen Lebensraum rollten. Heute geht es dem hübsch signalfarbenen Holzbewohner wieder prächtig. Aus dem einstigen militärischen Sperrgebiet ist vor genau 20 Jahren der Nationalpark Hainich geworden - und 2018 ist es endlich an der Zeit, diesen in Thüringen, in der Mitte Deutschlands gelegenen Urwald zu entdecken: So viele Laubbäume, insbesondere Buchen, wie hier auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern gibt es sonst nirgendwo im Land zu sehen. Manche Bäume tragen Namen und haben eine besondere Geschichte, etwa die bizarr knorrige, auf bis zu 800 Jahre alt geschätzte Betteleiche, an der einst Almosen für Mönche abgelegt wurden.

Neben dem Feuerkäfer krabbeln 2000 weitere Käferarten im Nationalpark umher, darunter welche, die schon als ausgestorben galten und hier wiedergefunden wurden. Sie lieben das mit Moosen, Flechten und Pilzen besetzte Totholz, das hier niemand wegräumt. 10 000 verschiedene Tierarten sind im Hainich heimisch, darunter Fledermäuse sowie zahlreiche Vogel- und Schmetterlingsarten. Die prominentesten Touristenwerber sind Wildkatzen, die im Wald im Verborgenen jagen und in einem Schaugehege vor den Augen der Besucher herumstreunen. Überhaupt ist es einer der Vorzüge des Hainich, dass er touristisch sehr gut erschlossen ist und sich mit Wanderwegen, geführten Touren, Kinderprogrammen und Lehrveranstaltungen seinen Gästen öffnet.

Beste Reisezeit: Sommer und Herbst. Aber auch das Frühjahr hat seinen Reiz. Dann gelangen die Sonnenstrahlen ungehindert auf den Waldboden und erwecken die Krautschicht zum Leben. Der rosafarbene Seidelbast blüht oft schon im Februar.

Nicht verpassen: Der Baumwipfelpfad auf bis zu 40 Metern Höhe bietet außergewöhnliche Einblicke in die Vielfalt und Schönheit des Urwalds.

Scotch Whisky Production At Pernod Ricard SA Distilleries Ahead Of Scottish Referendum

In Schottland gehören Whiskydestillerien zum touristischen Pflichtprogramm.

(Foto: Simon Dawson/Bloomberg)

Die Schotten sind gegen den Brexit. Und haben Whisky

Von Dominik Prantl

So eine Brexit-Entscheidung, so merkwürdig sie auch sein mag, hat ja wie beinahe alles im Leben nicht nur schlechte Seiten. Der Kursverlauf des Pfundes zum Beispiel entwickelt sich seitdem zum großen Spaß für all jene Kontinentaleuropäer, die eine Reise auf die Insel planen. War das Pfund vor zweieinhalb Jahren noch rund 1,40 Euro wert, sind es jetzt nur rund 1,13 Euro. Oder anders: Wer 1000 Pfund ausgibt, spart im Vergleich zum Sommer 2015 rund 267 Euro.

Dieses Geld muss angesichts der derzeitigen Zinssituation schleunigst unters Volk gebracht werden. Und das macht man am besten in Schottland - weil die Schotten erstens mit 60 Prozent für den EU-Verbleib gestimmt haben, also wahre Freunde sind. Zweitens haben sie ein unverschämt schönes Land, das gute Anlagemöglichkeiten für 267 Euro offeriert. An erster Stelle bietet sich an: Whisky. Dabei sind nicht nur die Pubs mit ihren ausgedehnten Whiskyregalen, sondern auch Brennereien wie Strathisla im Einsteiger-Whisky-Gebiet Speyside oder Ardbeg im Torf-Paradies Islay einen Besuch wert. An zweiter Stelle ist zu empfehlen: die Besteigung eines Munros. So werden in Schottland Berge bezeichnet, die höher als 3000 Fuß (914,4 Meter) sind. Munros gibt es sogar noch mehr als Whisky-Brennereien: 282 Stück.

Für den Urlauber tut es vielleicht schon ein einziger, zum Beispiel der fantastische Lochnagar (1155 Meter hoch) unweit des Balmoral Castle oder auch der Ben Nevis (1345 Meter), der höchste Berg des Landes. Beide haben jedenfalls einen klaren Standortvorteil: Zu ihren Füßen liegen die gleichnamigen Whisky-Destillerien. Nur für den Fall, dass von den 267 Euro nach Anreise und Übernachtung noch was übrig bleibt.

Beste Reisezeit: Juni bis September.

Nicht verpassen: Für alle Harry-Potter-Fans ist das Eisenbahn-Viadukt bei Glenfinnan ein Muss.

Zu Tataren, Eigenbrötlern - und ins bessere Amerika

Tipps aus der Redaktion: Aussicht auf die Skyline von Toronto.

Aussicht auf die Skyline von Toronto.

(Foto: Brian Summers/mauritius)

Kanada profitiert vom Imageproblem seines großen Nachbarn

Von Ingrid Brunner

Kanada boomt - und woran liegt das? Die Rocky Mountains, die Seen, die Bären, die wilden Küsten gibt es ja schon lange. Aber Kanada hat es verstanden, 2017 seinen 150. Geburtstag klug zu vermarkten und darüber hinaus auch unbekanntere Ziele, etwa die Ostküstenstaaten oder die kanadische Arktis, in den Fokus zu rücken. Das Land hat noch Potenzial für Entdecker. Auf dem 18 078 Kilometer langen Transcanada Trail kann man das Land von der Ost- bis zur Westküste und jetzt auch bis in an die Beaufortsee in der Arktis erkunden. In Justin Trudeau hat Kanada einen vergleichsweise jungen, smarten Präsidenten, der für eine weltoffene, multikulturelle Gesellschaft wirbt und sein Land als sichere, liberale Alternative zum Nachbarn USA präsentiert. Kanada profitiert vom Imageproblem des Trump-Landes, das sich in den großen US-amerikanischen Städten bemerkbar macht. Reisende stellen fest: Auch Toronto hat eine spektakuläre Skyline, eine innovative Restaurantszene, Shopping Malls und dazu eine Waterfront am Ontariosee. Nicht zuletzt steht der kanadische Dollar günstiger zum Euro als der US-Dollar. Und wer den stets freundlichen Empfang durch die kanadischen Grenzbeamten kennt, kommt womöglich zu dem Schluss, dass Kanada das bessere Amerika ist.

Beste Reisezeit: Jede bis auf das Frühjahr. Der kanadische Indian Summer mit seinen bunten Ahornbäumen steht jenem in Neuengland in nichts nach.

Nicht verpassen: Bei der Calgary Stampede, die dieses Jahr vom 6. bis 15. Juli stattfindet, verwandelt sich die Stadt in eine gigantische Western Town. Mit zehn Tage lang Staub, Cowboys, Rodeos, Stier-Wrestling, Bull Riding und Western Music im Freien.

Tipps aus der Redaktion: Die Kul-Scharif-Moschee in Kasan ist das zweitgrößte Gebetshaus für Muslime in Russland - wobei sie neben so einem Vollmond winzig wirkt.

Die Kul-Scharif-Moschee in Kasan ist das zweitgrößte Gebetshaus für Muslime in Russland - wobei sie neben so einem Vollmond winzig wirkt.

(Foto: AP)

Kasan ist eine multikulturelle Studentenstadt und Spielort der Deutschen bei der Fußball-WM

Von Julian Hans

Jeder kennt die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz in Moskau, aber nur wenige wissen, warum sie da steht. Zar Iwan IV. (der Schreckliche) hat sie in Auftrag gegeben, nachdem sein Heer 1552 Kasan eingenommen hatte. Der Sieg über die Tataren begründete das russische Vielvölkerreich. In Kasan bekommt man einen guten Eindruck davon, was das bedeutet. 800 Kilometer östlich von Moskau sind in der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan christliche und muslimische Kultur miteinander verwoben. Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale beherbergt eines der wichtigsten orthodoxen Heiligtümer, die Ikone der Gottesmutter von Kasan. Nicht weit entfernt steht die Kul-Scharif-Moschee, das zweitgrößte Gebetshaus für Muslime in Russland. In Tatarstan leben etwa zur Hälfte orthodoxe Russen und muslimische Tataren.

Wer eine Stadt erobert und sie auf Dauer halten will, der baut eine starke Festung. Der Kreml von Kasan gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe. Weil in Tatarstan auch Öl gefördert wird, konnte sich Kasan zuletzt ein neues Gewand leisten, das Tataren-Viertel wurde renoviert, die Uferstraße zu einer Promenade umgestaltet, auf der man mit Leihrädern spazierenfahren kann. Die Stadt ist aber mehr als ein Museum, sie war immer auch ein Zentrum der Wissenschaft. Von den 1,2 Millionen Einwohnern sind 180 000 Studenten. Wenn es also nicht Moskau oder St. Petersburg sein muss, dann ist Kasan an der Wolga das Ziel der Wahl, um neue Facetten an Russland zu entdecken. Dass die deutsche Mannschaft eines ihrer Vorrunden-Spiele bei der Fußball-WM 2018 hier austrägt, ist eine gute Gelegenheit. Es gibt nur einen Direktflug mit Aeroflot von Frankfurt. Ein Zwischenstopp bei der Basilius-Kathedrale in Moskau wäre aber nicht unbedingt ein Umweg, sondern eher eine gute Einstimmung.

Beste Reisezeit: Mittwoch, 27. Juni, 17 Uhr Ortszeit ist Anpfiff beim Fußballspiel Deutschland gegen Südkorea.

Nicht verpassen: Etschpotschmack, Kystybyi, Tschak-Tschak - die tatarische Küche ist doppelt reizvoll: für den Gaumen und bei der Aussprache.

Tipps aus der Redaktion: Das Café Majestic in Porto ist in einem Gebäude aus der Belle Époque untergebracht.

Das Café Majestic in Porto ist in einem Gebäude aus der Belle Époque untergebracht.

(Foto: robert Harding/Mauritius)

Die zweitgrößte Stadt Portugals hat sich einen leicht räudigen Charme bewahrt

Von David Denk

Wer nach Porto kommt, und sei es zum wiederholten Male, sollte sich die erhebende Aussicht von der Ponte Dom Luís I nicht entgehen lassen: am einen Ufer des Douro die Stadt Vila Nova de Gaia mit ihren Portwein-Kellereien, auf der anderen Seite Porto, und da hinten gleich der Atlantik. Wer sich auf die Brücke wagt, sollte schwindelfrei sein - und sich vor der Metro in Acht nehmen, die hier oberirdisch und ohne nennenswert abgetrennten Gleisbereich verkehrt.

Spätestens seit die zweitgrößte Stadt Portugals 2001 Kulturhauptstadt Europas war, ist sie kein Geheimtipp mehr. Es werden immer mehr Touristen, was zu viel Metro-Gebimmel auf der Brücke führt, aber bislang kann man ihnen noch gut aus dem Weg gehen, sofern man sich von der Altstadt, insbesondere dem Viertel Foz Velha direkt am Douro-Ufer, fernhält.

Es gibt den Fluss in Porto, eine Menge Kirchen sowie die historische Buchhandlung Livraria Lello mit ihrem Harry-Potter-Charme, aber man braucht nicht zwingend großen touristischen Ehrgeiz, um sich in der Stadt wohlzufühlen: Man kann in Porto auch wunderbar einfach nur durch die Gassen schlendern, sich am leicht räudigen Charme noch unsanierter Altbauten erfreuen und je nach Tageszeit in Cafés wie dem stilsicher-lässigen Candelabro einen Espresso trinken oder ein Glas Rotwein. Wenn es drei Euro kostet, ist es schon der bessere Tropfen. Und wenn es drei Gläser werden, kann man danach bequem nach Hause laufen. Porto beweist: Eine Stadt muss nicht riesengroß sein, um viel zu bieten. Man kann nur hoffen, dass sie ihren Charme gegen den Ansturm der Touristen zu verteidigen weiß.

Beste Reisezeit: Wer Rummel mag, legt den Reisetermin auf die Festa de São Joao: In der Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni ist die ganze Stadt auf den Beinen. Alle anderen kommen am besten, wenn es in Deutschland noch oder schon wieder kalt ist.

Nicht verpassen: das Sandwich Francesinha - die Kalorienbombe aus Käse, Fleisch und Weißbrot, meist noch mit Pommes als Beilage serviert, ist nicht jedermanns Fall, aber in Porto weltberühmt.

Riffelsee Matterhorn Monte Cervino Mont Cervin 4 478 m Rotenboden Penninische Alpen Zermatt

Panorama am Fuße des Matterhorns.

(Foto: Imago)

Die Schweiz ist schön wie eh und je und neuerdings wieder etwas günstiger

Von Hans Gasser

Man kann von der Schweiz und ihrer "Eidgenbrötlerei" mitten in Europa halten was man will: Als Urlaubsland ist sie auf Dauer unverzichtbar. Wer die Berge liebt, der muss einfach mal das Matterhorn, den Aletschgletscher und die Landschaft um den Vierwaldstättersee gesehen haben. Der Preis dafür hat in den vergangenen Jahren viele Deutsche und andere Europäer abgeschreckt. Sie fuhren einfach nicht mehr hin, weil der Franken gegenüber dem Euro sehr stark war und die Hotels veraltet waren und gleichzeitig sehr teuer.

Nun tut sich aber einiges. 2017 verlor der Franken gegenüber dem Euro etwa zehn Prozent an Wert, was den Schweiz-Urlaub günstiger macht. Und dann haben die Schweizer erkannt, dass sie nicht in Schönheit sterben können. Hotels wurden renoviert, Seilbahnen zusammengeschlossen, die Preise teils gesenkt. In Saas Fee kann man nun schon zum zweiten Mal mit einem nur rund 200 Euro teuren Saisonskipass um die Viertausender kurven. In Grächen hat man die Deckelung des Frankenwerts zum Euro einfach nie aufgehoben. Abgesehen von solchen Angeboten muss Urlaub in der Schweiz nicht uferlos teuer sein, wenn man ein paar Dinge beherzigt: Statt in Hotels sollte man sich in Ferienwohnungen einquartieren. Davon gibt es viele, und sie kosten nicht viel mehr als anderswo. Genauso ist es mit den Schweizer Campingplätzen, die oft eine sehr hohe Qualität aufweisen. Wer sich bei Migros oder Coop mit Lebensmitteln versorgt, wird sehen, dass man fürs selbe Geld viel bessere Ware bekommt als in den meisten deutschen Supermärkten. Ja, und dann muss es ja nicht immer Zermatt sein. Es gibt Gegenden wie etwa das Safiental oder das Bergell, die eine fantastische Bergnatur samt bewirtschafteten Almen bieten, wo aber kaum was los ist. Das darf man gar nicht zu laut sagen. Also Psst! - und hinfahren!

Beste Reisezeit: Mitte bis Ende September

Nicht verpassen: Das weltweite beste Bahn- und Bussystem und das schönste Dorf der Alpen: Soglio.

Der wilde Osten ohne Hype, das Rolihlahla-Land und mehr

Tipps aus der Redaktion: Blick in die Apsis der Kathedrale der Geburt des Herrn in Chișinău.

Blick in die Apsis der Kathedrale der Geburt des Herrn in Chișinău.

(Foto: Michael Runkel/Mauritius)

Die Republik Moldau wird von Touristen übersehen. Dabei lohnt es sich hinzufahren

Von Irene Helmes

Budapest galt Metropolenbummlern einmal als das neue Berlin, Belgrad auch. Nun kommen Sarajevo und Bukarest, Tiflis sowieso. Gewandert wird in Kirgistan, gebadet in Albanien. Die neue deutsche Begeisterung für den wilden Osten hat Orte erreicht, die jahrzehntelang aus dem Blick geraten waren. Ganz Osteuropa, der ganze Kaukasus also scheint auf dem besten Weg zu sein, Reisemainstream zu werden. Bis auf ein kleines Land zwischen Rumänien und der Ukraine, das noch nicht zum Hype der Backpacker wurde: Die Republik Moldau gilt neben Liechtenstein und ein paar asiatischen Inselstaaten als eines der am wenigsten besuchten Länder der Erde.

Wer also nach einem Fleckchen sucht, das er fast exklusiv bereisen kann, sollte dorthin. Zwar ist Chișinău eine eher spröde kleine Hauptstadt ohne spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Kultur, Geschichte und alternatives Nachtleben bietet aber auch sie sehr wohl. Und selbst wenn die Bevölkerung davon bisher kaum profitiert: Einsame Landschaften, alte Klöster und eine stolze Weintradition hatten die Gegend einst zu einem fast mediterranen Teil der Sowjetunion gemacht. Dass man auch 2018 keine "Tourists go home"-Demos entnervter Einheimischer befürchten muss, steht fest. Im Gegenteil: Zu rechnen ist mit großer Gastfreundschaft.

Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst versprechen besonders mildes Klima, der Sommer kann brütend heiß sein.

Nicht verpassen: Orheiul Vechi. Das Raut-Tal ist seit der Steinzeit besiedelt, orthodoxe Einsiedler errichteten hier einst ein Felsenkloster, auch die Goldene Horde der Mongolen hat Spuren hinterlassen. Im Dorf Butuceni lässt es sich hübsch einkehren, gut essen und übernachten.

Tipps aus der Redaktion: In Soweto erinnert ein Graffito an Nelson Mandela.

In Soweto erinnert ein Graffito an Nelson Mandela.

(Foto: Peter Schickert/Mauritius)

Südafrika feiert 2018 seinen Nationalhelden Nelson Mandela

Von Katja Schnitzler

Urlauber mit dem Ziel Südafrika dürfen sich auf eine Weltreise einstellen. Nicht nur, weil sie von Deutschland aus knapp 10 000 Kilometer nach Süden reisen. Das Land selbst ist so abwechslungsreich, dass man sich besonders in der Kapregion, der Karoo und auf der Garden Route alle paar Kilometer woanders wähnt: Auf einem Grashügel nahe Stellenbosch schwenkt der Urlauber sein Glas in Weingütern, die wie aus dem Frankreich-Prospekt aussehen. Ein paar Kilometer weiter fährt man durch ein Abziehbild Kroatiens, nur die Paviane auf der Straße irritieren. Und Bayern, das wissen Eingeweihte, ist ja sowieso überall.

2018 spielen Landschaft, Essen und Wein zwar nicht die Nebenrolle, aber sie stehen nicht allein im Mittelpunkt: Am 18. Juli wäre Nelson Mandela hundert Jahre alt geworden, der "Mandela-Day" wird dann besonders groß gefeiert. Wer sportlicher gedenken will, läuft Ende August mit 20 000 anderen beim Mandela Marathon bei Durban mit: Ziel ist der Ort nahe Howick, an der der Freiheitskämpfer gefangen genommen worden war. 27 Jahre war der spätere erste schwarze Präsident Südafrikas eingesperrt, davon 18 Jahre auf Robben Island vor Kapstadt. Das Robben Island Museum hat zwei eigene Fähren, die Susan Kruger und die Dias: Mit ihnen wird die Überfahrt zu einer unheimlichen Reise in die Vergangenheit - diese Schiffe brachten während der Apartheid politische Gefangene ins Hochsicherheitsgefängnis.

Beste Reisezeit: November. Während hierzulande meist graue Wolken die kurzen Tage verdunkeln, ist es im südafrikanischen Frühsommer weder zu heiß noch zu kalt - noch zu voll: Die Schulferien beginnen erst im Dezember. Und die meisten anderen Deutschen, die in ihrem Sommerurlaub auch wegen des günstigen Wechselkurses hingereist waren, sind wieder weg.

Nicht verpassen: das neue Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt. Es ist das erste für zeitgenössische afrikanische Kunst - ein weiteres Argument für die Metropole am Strand.

Zimbabwe Masvingo Gonarezhou National Park off road vehicle parking under a baobab model released

Durch Simbabwes Nationalparks fährt man noch ungestört.

(Foto: imago/Westend61)

Simbabwe hat einen erstaunlich unblutigen Putsch erlebt. Man kann sich mit den Menschen freuen

Von Monika Maier-Albang

Die Fotos vom November 2017 dürften vielen noch in Erinnerung sein: Panzer in den Straßen von Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Davor Kinder in Uniform auf dem Weg zur Schule. Das Leben ging einfach seinen gewohnten Gang, nur eben ohne Robert Mugabe, den greisen Diktator. Dass Mugabe nach 37 Jahren seine Macht so unblutig entrissen werden würde, damit hatten selbst Landeskundige nicht gerechnet. Und auch wenn der neue Präsident (und alte Weggefährte Mugabes), Emmerson Mnangagwa, nicht für einen demokratischen Wandel steht: Die Menschen in Simbabwe sind glücklich darüber, dass ihr Land nicht im Chaos versunken ist.

Und nun dorthin? Kann man machen, ist aber nichts für Afrika-Anfänger. Wer sich nur für die wilden Tiere seiner Kindheits-Fernsehserien interessiert, ist in Namibia, Botswana oder Kenia besser aufgehoben. Elefanten, Giraffen, Zebras, Löwen sehen dort nicht anders aus - sind aber häufig umlagert von Touristen. Die großen Tierwanderungen in der Serengeti und der Masai Mara sind mittlerweile Fixpunkte im Kalender chinesischer Reiseveranstalter - mit dem Ergebnis, dass an besonders spektakulären Orten der "Great Migration" eine Armada von Jeeps den Tieren zu Leibe rückt.

In Simbabwe passiert das dem Gast nicht. Er findet hier beeindruckende und trotzdem wenig besuchte Nationalparks, allen voran Hwange, den größten des Landes, der besonders vielschichtig und artenreich ist. Und: Wer jetzt kommt, wird mit offenen Armen empfangen. Die Menschen freuen sich über ausländische Gäste, die sich für sie interessieren. Und mit denen sich im besten Fall ein bisschen Geld verdienen lässt.

Nicht verpassen: Die Victoriafälle. Man sieht sie zwar auch von Sambia aus, imposanter aber ist der Ausblick auf der Simbabwe-Seite. Und: die Ruinenstadt Groß-Simbabwe, ehemals Hauptstadt eines wohlhabenden Handelsvolkes.

Beste Reisezeit: Zur Tierbeobachtung März bis November. In der anschließenden Regenzeit sind die Victoriafälle besonders eindrucksvoll.

Female surfer with surf board walks out of the water onto the sandy beach in Playa Maderas, Nicaragua. Nicaragua is becoming a global surfing hotspot.

Nicaragua ist ein Paradies für Surfer.

(Foto: Alamy/Mauritius)

Nicaragua hat traumhafte Strände, wilden Dschungel und schöne Kolonialstädte

Von Tom Noga

Nicaragua ist anders. Sicherer und friedlicher als die Nachbarländer im Norden. Und nicht so überlaufen wie Costa Rica im Süden. Noch nicht, denn das größte Land Mittelamerikas wird gerade kräftig hochgelobt: als Destination für Surfer, Abenteurer, Naturliebhaber, Kulturreisende. Und zwar völlig zu Recht. Zum Surfen: Entlang der Pazifikküste herrschen optimale Bedingungen, Party inklusive in San Juan del Sur, einem Fischerdorf, das an den Wochenenden Feierwütige anlockt. Oder exklusive: an Stränden, so breit und menschenleer, dass man juchzen möchte vor Freude. Die Islas del Maíz und die Cayos Perlas an der Karibikküste sind Bilderbuch-Karibik, mit Palmen, weißen Stränden, smaragdgrünem Wasser. Und mit ein paar Holzhütten, wenn überhaupt.

Im Landesinneren befindet sich der größte Regenwald nördlich des Amazonas, kaum erschlossen, mit vielen Wasserfällen und sehr wenigen, sehr rustikalen Lodges an der Peripherie. Dschungeltouren sind hier nicht der übliche Mix aus Kriegsbemalung und Kräuterkunde, sondern Abenteuer und ohne lokale Guides nicht zu empfehlen. Schließlich die Städte. Nein, nicht Managua. In der Hauptstadt kommt man an, notgedrungen. Wir sprechen von León und Granada, beides koloniale Kleinode. Progressiv und intellektuell die eine, bürgerlich und elegant die andere. In León entzündete sich der revolutionäre Funke, der im Sommer 1979 den kleptokratischen Somoza-Clan hinwegfegte und die sandinistische Befreiungsbewegung mit dem - seitdem - amtierenden Präsidenten Daniel Ortega an die Macht brachte. Es war die einzige erfolgreiche Revolution in Lateinamerika, abgesehen von Kuba. Auch in dieser Hinsicht ist Nicaragua anders.

Beste Reisezeit: von November bis April, an der Karibikküste Februar bis April (Trockenzeit). Speziell die Monate Juli bis Oktober sollten wegen der Hurrikans gemieden werden.

Nicht verpassen: Solentiname im Lago Nicaragua, ein Archipel aus 36 Inseln. Der Befreiungstheologe Ernesto Cardenal gründete hier eine urchristliche Kommune, die Wiege der sandinistischen Revolution - eine Oase der Ruhe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: