Reisen nach Thailand:Fliegen oder nicht fliegen?

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Touristen, die in diesen Tagen eine Thailand-Reise antreten wollen, stehen angesichts der aktuellen Lage vor einem Dilemma. Das sagen das Auswärtige Amt und Reiseveranstalter.

Eine offizielle Reisewarnung für Thailand insgesamt hat das Auswärtige Amt noch nicht herausgegeben, wohl aber eine Reihe von Sicherheitshinweisen. Von Reisen in die vier südlichen Provinzen Narathiwat, Yala, Pattani und Songhla wird aufgrund anhaltender Auseinandersetzungen zwischen Armee und radikalen Angehörigen der muslimischen Minderheit bereits seit längerem abgeraten.

Der Flugverkehr von und nach Thailand sowie der Überlandbusverkehr läuft derzeit noch normal. Auskünfte zu speziellen Flügen erteilen die jeweiligen Fluggesellschaften. Behinderungen gibt es im Grenzverkehr: Die Übergänge zu den Nachbarländern Laos und Birma sind geschlossen worden.

Vorsicht in Bangkok

In seiner Information zur aktuellen Lage rät das Amt deutschen Staatsbürgern, sich insbesondere in Bangkok vorsichtig zu bewegen und im Zweifel besser im Hotel zu bleiben. Größere Menschenansammlungen sollten gemieden werden. Deutschen, die in Thailand leben, wird nach gegenwärtigem Stand zwar nicht zur Ausreise geraten. Auch ihnen wird aber empfohlen, sich wenn möglich zu Hause aufzuhalten und die aktuellen Entwicklungen über die Medien verfolgen. Die neuesten Informationen zur Sicherheit deutscher Staatsangehöriger werden auf der Website der deutschen Botschaft veröffentlicht.

Zurzeit keine Gefahren für Urlauber

Die großen Reiseveranstalter sehen zurzeit keine Gefahren für deutsche Urlauber. Die Ausflugsprogramme würden fast ohne Änderungen angeboten, berichteten Unternehmen wie TUI oder Dertour. Besonders aus den Badeorten wie auf Phuket hieß es: Der Urlaub geht weiter wie vorher. Die Lufthansa flog den Flughafen Bangkok planmäßig an, teilte das Unternehmen mit.

Mit der TUI, dem deutschen Marktführer, sind derzeit rund 400 Urlauber in dem südostasiatischen Urlaubsland. Allerdings sei nur der kleinste Teil davon in der Hauptstadt Bangkok, wo der Machtwechsel stattfand, sagte TUI-Sprecher Kuzey Esener. Die Hauptreisezeit aus Deutschland beginne erst im November, hieß es bei TUI.

Kostenlose Stornierungen bietet der Veranstalter zunächst nicht an. Alle Reisen sollten wie geplant stattfinden. Stadtrundfahrten durch Bangkok wurden allerdings gestrichen.

Dertour und Meier's Weltreisen, nach eigenen Angaben deutsche Marktführer für Asien-Reisen, dagegen offerieren für die nächsten Abreisetage bis 24. September kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen. Derzeit seien rund 2 200 Gäste mit den Anbietern in Thailand, teilten sie in Frankfurt am Main mit. Bisher wollten alle Urlauber ihre Reisen fortsetzen. Nur Stadtrundfahrten in Bangkok wurden für Mittwoch abgesagt.

Urlauber reagieren gelassen

Europas zweitgrößter Tourismuskonzern Thomas Cook sah weder Gefahren für Urlauber noch Anlass für Stornierungsangebote. "In den touristischen Gebieten ist es komplett ruhig", sagte Vorstandschef Thomas Holtrop in Köln am Rande einer Tourismus- Fachtagung. Nach Angaben eines Sprechers hat das Unternehmen 664 Gäste aus Deutschland in Thailand. Die Saison fange dort erst an. Kostenlose Stornierungen wie bei größeren Anschlägen im Ausland oft üblich gebe es nicht.

Beim Asien-Spezialisten Tischler-Reisen in Garmisch-Partenkirchen meldeten sich bis Mittwochvormittag zahlreiche Gäste mit Thailand- Buchungen, um sich zu erkundigen. "Storniert hat aber keiner", sagte Produktmanagerin Birgit Wehner. Kostenlose Rücktritte und Umbuchungen bietet der Veranstalter auch nicht. Die Gäste in Thailand reagierten gelassen.

Die Rewe Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) in Köln richtet sich nach eigenen Angaben nach den Weisungen des Auswärtigen Amtes, das keine Reisewarnung ausgesprochen habe. "Es gelten daher nach wie vor die allgemeinen Storno- und Umbuchungsbedingungen", teilte der Konzern mit. Derzeit befänden sich 21 Rewe-Gäste in Bangkok, weitere 399 Gäste in den Badezielen Thailands oder auf Rundreise. Nach Aussage der örtlichen Reiseleitung habe kein Gast den Wunsch einer früheren Abreise geäußert.

Aus seiner Tauchschule auf Phuket berichtete Jürgen Schwenker der dpa-Hörfunkagentur rufa, das Strandleben gehe weiter wie immer. "Wir sind rausgefahren zum Tauchen wie viele andere Tauchschulen auch." Am Strand gingen Eltern mit Kindern spazieren. "Für uns sieht das aus wie jeden Tag." Nach tailändischen Angaben reisten 2005 knapp 370 000 Menschen aus Deutschland über den Flughafen Bangkok International ins Land ein.

Reisewarnung für US-Bürger

Mehrere Regierungen entschlossen sich angesichts der unklaren Lage zu Reisewarnungen. Die USA riefen die eigenen Bürger dazu auf, geplante Reisen nach Thailand zu überdenken. Die Regierung in London riet den in Thailand lebenden britischen Staatsbürgern, in ihren Häusern oder Hotels zu bleiben. Zu "äußerster Vorsicht" rief die australische Regierung ihre Bürger in Bangkok auf. Die Japaner wurden von ihrer Regierung gemahnt, sich vom Königspalast, dem Regierungssitz und von Ansammlungen der Streitkräfte fernzuhalten.

Auch das Pariser Außenministerium forderte die etwa 6000 in Bangkok lebenden französischen Staatsbürger auf, ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen. Das Ministerium verfolge die Entwicklung mit "großer Aufmerksamkeit", sagte ein Sprecher. Gegenwärtig halten sich außerdem rund 5000 französische Touristen in Thailand auf.

© sueddeutsche.de/Auswärtiges Amt/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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